Erlanger feiern Kantersieg in der Hitzeschlacht

6.7.2015, 06:30 Uhr

Eigentlich soll Hans-Peter Höfler seinen eingegipsten Fuß ruhig und kühl halten. Feuchtigkeit ist Gift für das Material. So gesehen hat der Trainer auf ganzer Linie versagt. Mit der Taktiktafel unterm Arm humpelte er vor dem Spiel über den Platz, Schweiß lief ihm über die Beine runter in den Gips und Kühlhalten konnte er bei 33 Grad im Schatten sowieso vergessen.

Trotzdem lächelte der Coach nach 70 aufreibenden Minute zufrieden. Seine Mannschaft hatte gerade den Tabellenletzten SV Böblingen mit 7:0 abgewatscht und in der hochsommerlichen Hitze keine Schwäche gezeigt, während die Fans auf der Tribüne vom bloßen Zuschauen Schweißausbrüche bekamen.

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„Wir haben uns gut auf die Bedingungen vorbereitet“, sagt Kapitän Eric Langner nach überstandener Hitzeschlacht. Im Vorfeld haben die Hockeyspieler viel getrunken, während der Partie gab es zusätzliche Pausen. Die Auswechselspieler kühlten sich mit nassen Handtüchern ab.

Der Turnerbund hatte nahezu den kompletten Kader zur Verfügung. Anders sah es auf der Ersatzbank der Gäste aus. Die bereits abgestiegenen Böblinger waren mit elf Mann angereist. An der Seitenlinie stand folglich einzig und allein der Trainer, und manche Spieler, die während der Partie kurz einen Schluck trinken wollten. Das kam den Erlangern natürlich entgegen.

Die nämlich mussten gegen das Schlusslicht nicht nur gewinnen, sondern auch möglichst viele Tore dabei schießen, um im Aufstiegs-Zweikampf auf Konkurrent HTC Würzburg vor dem letzten Spieltag Druck aufzubauen. Dementsprechend offensiv begann der TBE gegen Böblingen.

Der SV stand tief, und die Erlanger setzten sich sofort am gegnerischen Kreis fest. Die Abschlüsse aber wollten den Hausherren zunächst nicht druckvoll genug gelingen. „Aber wir sind nicht nervös geworden“, sagt Langner. „Wir wollten geduldig spielen und auf unsere Chancen warten.“

Lange mussten die Erlanger dann aber nicht warten. Bereits nach zwölf Minuten stand der Kapitän bereit und netzte nach einer selbst ausgeführten Strafecke nach einem schönen Doppelpass aus vier Metern halblinker Position ein. Noch innerhalb der ersten Halbzeit legte Christian Nayel nach (22.). Trainer Höfler beobachtete das Geschehen auf einem Campingstuhl neben der Ersatzbank, den Gipsfuß auf einem anderen Stuhl hochgelegt.

Überall roch es wie im Schwimmbad, wenn sich der Gummibelag am Baby-Planschbecken aufheizt. Der Kunstrasen war bis kurz vor Anpfiff gewässert worden, doch schnell trocknete die Sonne den Platz in den Mittagshitze wieder aus.

Den Spielern allerdings machten die Temperaturen zunächst weniger zu schaffen. Noch vor dem Pausenpfiff erhöhte Langner auf 3:0 (33.). Kurz zuvor allerdings vergaben die Erlanger einen Siebenmeter. „Mit dem Halbzeitstand waren mit mehr als im Soll“, sagt Trainer Höfler. „Allerdings sind wir nach dem verschossenen Siebenmeter aus dem Tritt gekommen.“

Plötzlich spielte auch Böblingen Feldhockey, hätte auch den Anschluss erzielen können. Aber der TB traf nach dem Seitenwechsel trotz anhaltender Schwächephase in der 55. Minute zum 4:0. Langner schlenzte den Ball stark in die Maschen. Ein Kunstschuss, „bei dem ich Glück hatte“, sagt der 31-Jährige.

„Dann mussten wir uns richtig qäulen“, sagt Langner. Doch auch den Böblingern war die Hitze nun deutlich anzumerken. Thomas Mengin per Doppelpack (60., 65.) und Tom Meyer nach einer Ecke (66.) stellten schließlich auf 7:0. Besser hätte es mit Blick auf den letzten Spieltag also nicht laufen können.

„Würzburg braucht nun sechs Tore, um an uns vorbeizuziehen“, sagt Höfler. Vorausgesetzt beide Aufstiegs-Konkurrenten entscheiden im Fernduell jeweils ihr letztes Saisonspiel kommenden Sonntag für sich. Sicher ist das nicht. Die Erlanger hatten das Hinspiel beim Nürnberger HTC II 1:4 verloren. „Das wird ein ganz anderes Spiel“, sagt der Trainer. „Wir brauchen erst einmal nur ein Tor, müssen aber gewinnen.“

Die Spieler freuen sich bereits auf den Showdown. „Wir sind nicht nervös, die Vorfreude ist schon jetzt groß“, sagt Langner. Personell kann der TBE dann wieder aus dem vollen Schöpfen. Nur Trainer Höfler wird noch mit Krücken unterwegs sein. Aber ein Gips kann ja auch Glück bringen.

Tabelle

1. TB Erlangen13 43:27 25

2. HTC Würzburg13 31:20 25

3. ASV München13 28:25 22

4. Wacker München13 33:33 20

5. Mannheimer HC 213 32:37 19

6. Nürnberger HTC 213 30:32 16

7. TSV Mannheim 2 13 28:31 15

8. SV Böblingen 13 17:37 6