Erwin Porzner: Frankens Handball-Legende wird 85

8.1.2021, 06:00 Uhr

Erwin Porzner fliegt mit dem Ball bei der WM 1966. Mit der BRD spielte er damals gegen die DDR. © Horstmüller

Ähnlich erfolgreich war der Mittelfranke auch auf nationaler Ebene: Mit dem TSV Ansbach wurde er zweimal deutscher Meister, "sensationell, weil Bayern damals tiefste Handball-Provinz war", sagte der Jubilar im Vorfeld seines Geburtstags. Ähnlich sensationell war dabei die Tatsache, dass in der Ansbacher Mannschaft vier Brüder spielten: neben Erwin Porzner auch seine Brüder Konrad, Heinz und der inzwischen verstorbene Heinz. Beim zweiten Titelgewinn waren 1962 knapp 30.000 Zuschauer im alten Zabo in Nürnberg live dabei.
Der Handball ließ Porzner, der den Übergang vom Spiel auf dem Großfeld in die Halle hautnah miterlebte, nie los. 37 Jahre amtierte er bis 2008 als Lehrwart des Bayerischen Handball-Verbands, und auch als Trainer feierte er Erfolge, unter anderem mit den Frauen des 1. FC Nürnberg zwischen 1965 und 1969. In dieser Zeit holte er je einen deutschen Meistertitel auf dem Feld wie in der Halle.

Spektakel gegen Spanien

Fast am stolzesten ist der 85-jährige, der auch in der Lokalpolitik aktiv war und 1971 bei der Ansbacher OB-Wahl dem CSU-Kandidaten Ernst-Günther Zumach nur knapp unterlag, aber auf einen anderen Erfolg, der fast in Vergessenheit geraten ist: Sieben seiner insgesamt 40 Länderspiele bestritt er in der Halle, das wichtigste 1965 als Kapitän in Madrid gegen Spanien. "Das fand im Rahmen des Olympischen Kongresses statt und war ein Demonstrationsspiel, damit Handball olympisch wird. Wir haben uns vorher abgesprochen, dass es ein Spektakel fürs Auge werden sollte, und haben die Mannschaft auch entsprechend aufgestellt", erinnert sich Porzner. Dies zahlte sich aus: Beim folgenden Olympischen Kongress in Athen fiel die Entscheidung, den Handball bei den Spielen 1972 in München ins olympische Programm aufzunehmen.

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Sport steckt bei der Familie Porzner in den Genen: Allerdings sammelt Enkel Manuel seine Erfolge als Radrennfahrer in der Halle wie auf der Straße. Und Erwin Porzner selbst, der als Leitender Regierungsdirektor bei der Bezirksregierung Mittelfranken in den Ruhestand ging, steigt heute noch fast täglich aufs Rad – "im Sommer ein Rennrad" –, um sich fit zu halten.