Es geht doch: Kleeblatt schlägt Zürich im Test

22.1.2016, 19:14 Uhr

Brachte seine Farben mit 1:0 in Führung: Zlatko Tripic. © Sportfoto Zink / WoZi

Obwohl die Beine schwer waren, war das in der ersten Hälfte bislang die beste Leistung der Fürther in einem Testspiel. Damit erfüllten sie die Vorgaben ihres Trainers Stefan Ruthenbeck, der vor Anpfiff gefordert hatte: "Gegen den besten Gegner im Trainingslager haben wir darauf hingewiesen, dass es heute auch ums Ergebnis geht." Dennoch haderte er: "Wir haben wieder zuviel liegenlassen, das scheint der rote Faden dieser Saison zu sein."

Die erste Torszene hatten die Eidgenossen, doch die gefährliche Hereingabe auf Stürmer Haris Tabakovic in der 22. Minute konnte dieser nicht exakt verarbeiten. Die Grasshoppers sind derzeit Zweiter der Schweizer Super League. Wohl auch dank technisch beschlagener Spieler wie Kim Källström und Caio. Der schwedische Nationalspieler Källström trug einst das Trikot des FC Arsenal, für Caio zahlte Eintracht Frankfurt im Jahr 2008 3,8 Millionen Euro Ablöse an seinen brasilianischen Verein. Dem Offensivkünstler gelangen drei Tunnel gegen seine Gegenspieler, dann war Schluss mit der Herrlichkeit.

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Denn die Spielvereinigung zog äußerst strukturiert Angriff um Angriff auf. Das Ergebnis war die erste Großchance nach fast einer halben Stunde. Es war die Vollendung eines in dieser Saison selten gezeigten Spielzugs: Andreas Hofmann schickte den pfeilschnellen Rechtsverteidiger Sebastian Heidinger mit einem Steilpass in die gegnerische Hälfte. Der bediente Robert Zulj, der Johannes Wurtz in den Fünfmeterraum schickte, doch der schoss zunächst noch den Torhüter an.

Nur zwei Minuten später klaute "Heidi", wie sie den Neuzugang Heidinger rufen, den Schweizern im Spielaufbau den Ball und zog von der Strafraumkante ab. Auch wenn der Schuss knapp am Pfosten vorbeisegelte, gab es Szenenapplaus von der Trainerbank. "Heidenheim hat richtig gut mit ihm gearbeitet, er hat einen Top-Laktatwert", schwärmte Ruthenbeck. Das 1:0 in der 33. Minute hatten sie sich redlich verdient, vor allem der Schütze: Mustergültige Flanke von Marco Stiepermann, im Strafraum gelang dem an diesem Nachmittag überragenden Zlatko Tripic eine mustergültige Direktabnahme.

Volle Konzentration nach der Pause

Der Toptorschütze der Schweizer, Munas Dabbur, brachte in der 39. Minute Kleeblatt-Keeper Sebastian Mielitz nicht in Verlegenheit, als er aus 20 Metern einen Lupfer versuchte. Und auch zwei Minuten später entschärfte Fürths Schlussmann einen Schuss von Tabakovic. Mielitz nutzte den Auftritt, um zu zeigen, wer die Fürther Nummer eins ist vor der wohl neuen Nummer zwei, Leopold Zingerle, der sich noch im alten Jahr in der Hierarchie vor Mark Flekken geschoben hatte.

Noch vor der Pause musste Robert Zulj das Feld verlassen, weil ihm der Oberschenkel zwickte. Für ihn kam Goran Sukalo. "Man sieht, wie schnell Goran funktioniert", lobte der Trainer seinen Routinier. Nach einer kleinen Rangelei zwischen Jurgen Gjasula, der in der Schweiz bereits in St. Gallen und Basel spielte, und Dabbur kühlten sich die Gemüter bis zum Schlusspfiff nie wirklich ab. Zur Besänftigung zog in der Pause eine Rauchschwade Gras über die Tribüne des Marbella Sports Center. Dennoch kam die Spielvereinigung mit voller Konzentration aus der Kabine. Und die war auch vonnöten, denn die Züricher kehrten mit elf frischen Spielern zurück, die sich bei ihrem Trainer bemerkbar machen wollten. Stiepermann hatte in der 49. Minute Pech, als der Ball nach seinem Schuss vom rechten an den linken Innenpfosten prallte und vor der Linie liegenblieb.

Maderer scheitert kurz vor Schluss

Im Gegenzug machte es Kareem Gubari in der 52. Minute besser. Er schnappte sich den Ball im Spielaufbau der Fürther und schloss einen Sololauf mit einem platzierten Schuss ins lange Toreck ab, schwer zu halten für Mielitz. Das 1:1 hatten sich die aggressiven Schweizer durchaus verdient. In der Folge ging es hin und her. Bis zur 73. Minute, als Tripic Stefan Maderer am Elfmeterpunkt anspielte, und jener dort gefällt wurde. Den Strafstoß verwandelte Tripic sicher und ließ sich danach auswechseln. Ruthenbeck zeigte sich schon unter der Woche begeistert von den Trainingsleistungen des Norwegers, zum Abschluss des Trainingslagers wurde er bestätigt. "Ich habe mir mal die Mühe gemacht, und mir alle guten Szenen von Zlatkos Zeit in Norwegen angesehen", erzählte Ruthenbeck nach Schlusspfiff. Sein Fazit: "Wir haben noch nicht den echten Zladdi gesehen. Aber heute war für ihn ein Neuanfang, das war mehr als ordentlich."

Stefan Maderer scheiterte noch kurz vor dem Schlusspfiff im Eins gegen Eins gegen den Torwart, nachdem Sebastian Freis ihn wunderbar freigespielt hatte. Benedikt Röcker köpfte nur knapp nach einem Eckball neben das Tor. Bei 2:1 hätte es nicht bleiben müssen. Nicht zum Einsatz kam Tom Weilandt, doch nicht etwa, weil er schon auf dem Sprung zu den Münchner Löwen ist, sondern "wegen muskulärer Probleme", wie der Trainer erklärte. Ruthenbeck rechnet eher nicht damit, dass Weilandt noch geht.

SpVgg Greuther Fürth: Mielitz; Heidinger (64. Lam), Franke (46. Röcker), Caligiuri (64. Korcsmar), Gießelmann (64. Marcos) – Stiepermann (64. Davies), Hofmann (64. Hirsch), Gjasula (64. Freis), Tripic (74. Bodenröder) – Zulj (35. Sukalo), Wurtz (64. Maderer)