Falcons dürfen erst nächste Saison wieder träumen

31.3.2018, 05:50 Uhr

Noch trägt NBC-Trainer Ralph Junge den Bart aus privaten Gründen. Nächstes Jahr könnte es aber durchaus ein Playoff-Bart sein. © Wolfgang Zink

Geht es nach der Gesichtsbehaarung von Ralph Junge, könnte man meinen, dass sich auch Nürnbergs beste Basketballer mitten in den Playoffs befinden. Tatsächlich dürfen die Falcons aber das zweite Jahr in Folge nur zuschauen, wenn die ProA ab der kommenden Woche ihren Meister sucht. Dass der Cheftrainer, Sportdirektor und Geschäftsführer seit Wochen Vollbart trägt, hat private Gründe, seine Freundin hat ihm dazu geraten. Während sich die acht besten Teams der Liga um den Aufstieg in die Bundesliga streiten, beginnt für die Falcons nach der Begegnung mit Trier die Sommerpause. Rasieren muss sich Junge deswegen nicht, das Saisonziel hat er mit seiner Mannschaft ja erreicht.

Auch in der zweiten Saison nach dem Rückzug des Hauptsponsors ging es zunächst einmal nur um den Klassenverbleib. Ein ambitionierteres Ziel war bei einem der niedrigsten Etats der Liga und einem weiteren großen personellen Umbruch im vergangenen Sommer nicht drin, auch wenn es phasenweise so aussah, als könnten die Falcons doch um die Playoff-Plätze mitspielen. Als "Träumereien" hat Junge das bereits Anfang des Jahres abgetan, als es gerade besonders gut lief, er kannte ja den Spielplan – und die fehlende Konstanz seines Teams.

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Hilfe bei der Vermarktung

Am Ende wird es unabhängig vom Ausgang des letzten Spiels Platz zwölf sein. Für den Nürnberger Basketballclub ist das ein Erfolg, auch weil der Verein auf und neben dem Parkett Fortschritte gemacht hat. Zwar lässt eine eigene Trainingshalle weiter auf sich warten, dafür haben sie weitere Sponsoren gewinnen können und mit "werk:b events" einen Partner gefunden, der ihnen helfen soll, die Heimspiele besser zu vermarkten und den Nürnberger Profi-Basketball wieder populärer zu machen. Das wird eine der Hauptaufgaben sein auf dem Weg zurück in die Liga-Spitze; was die Zuschauerzahlen angeht, sind die Falcons trotz leichten Zuwächsen immer noch ein Abstiegskandidat in der ProA.

Was die sportliche Entwicklung angeht, sind sie bereits einen Schritt weiter. Durch den starken Auftritt beim 90:73-Erfolg gegen Chemnitz am vergangenen Wochenende fühlte sich auch Ralph Junge animiert, schon einmal ein erstes Fazit zu ziehen. "Wenn man sieht, wie deutlich wir im Hinspiel unterlegen waren", erinnerte der Trainer an den Saisonauftakt im September, "dann haben wir uns definitiv weiterentwickelt."

Zehn Siege haben sie eingefahren und dabei vier Teams hinter sich gelassen, vor allem haben sie zuletzt aber deutlich konstanter gespielt. Auch weil es Junge gelungen ist, die vielen jungen Spieler nach und nach besser zu machen. Nils Haßfurther, 18 Jahre, ist inzwischen weit mehr als ein Ersatz auf der Point-Guard-Position, Matthew Meredith hat längst das Interesse anderer Vereine geweckt und Moritz Sanders wurde erst durch eine Knöchelverletzung gestoppt.

Perspektiven für Talente schaffen

Die Falcons stellen derzeit eines der erfolgreichsten Nachwuchsprogramme, nun geht es darum, dass sich auch die erste Mannschaft wieder andere Ziele setzen darf. "Wir wollen perspektivisch wieder oben angreifen", hat Junge bereits vor dieser Spielzeit gesagt. Wie das gehen könnte? Mit solider Arbeit, einem eingespielten Team und natürlich: mit mehr Geld.

Der Kern der Mannschaft wird zusammenbleiben, lediglich der so zuverlässige Dan Oppland wird wohl seine Karriere beenden, auch für Virgil Matthews, ebenfalls 34 Jahre alt, könnte es am Samstagabend in der Halle am Berliner Platz der letzte Auftritt sein. "Was die Infrastruktur angeht, haben wir ein neues Level erreicht", sagt Junge. Er hofft darauf, dass sich das "im Sommer entsprechend in Euro niederschlägt, so dass man vielleicht den ein oder anderen erfahrenen Spieler dazuholen kann".

In der Hoffnung, dass im kommenden Frühling bei den Playoffs Ralph Junge nicht der Einzige ist bei den Nürnberg Falcons, der Vollbart trägt.