Final-Turnier: Basketball-Experiment am lebenden Objekt

28.6.2020, 21:01 Uhr

Das abschließende Siegerfoto mit Lametta und strahlenden Gewinnern sah aus wie immer, ansonsten war nichts wie zuvor. © Christof Stache, dpa

Als Liga-Chef Stefan Holz die Meistertrophäe mit Handschuhen aufs Parkett trug und in sicherem Abstand zu den Berliner Basketballern abstellte, da war die Veranstaltung auf ihrem absurden Höhepunkt angekommen. Zuvor hatte die Opernsängerin Sigrid Plundrich die Nationalhymne in die leere Rudi-Sedlmayer-Halle hineingesungen, waren Bälle desinfiziert worden, nachdem sie auf (leere) Zuschauerränge geflogen waren, hatten sich Journalisten vor dem Betreten der Arena unter Hygieneduschen gestellt und waren Spieler mit Zahnschmerzen in Schutzanzügen durch Arztpraxen geschleust worden.

Das abschließende Siegerfoto mit Lametta und strahlenden Gewinnern sah aus wie immer, ansonsten war bei der Suche nach dem 54. Deutschen Meister nichts wie zuvor.

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Es muss gespielt werden - oder?

Es müsse weitergespielt werden, argumentierte man vor zwei Monaten bei der Basketball-Bundesliga, sonst drohe einigen Klubs der finanzielle Kollaps. Tatsächlich straucheln nun vor allem Klubs, die nicht weiterspielten – weil sie sich bereits das nicht leisten konnten oder wollten. Im Gegensatz zum Fußball, wo die TV-Millionen nun einige Vereine zumindest über den Sommer bringen, war das Finalturnier für alle Beteiligten ein Draufzahlgeschäft, eine Investition, um die Basketball-Blase in Deutschland zu vergrößern.

Ob das gelungen ist, oder ob in den vergangenen drei Wochen viele Sportfans nur aus Mangel an Alternativen nach München blickten, wird sich erst zeigen, wenn es keine Hygienekonzepte mehr braucht und Sitzschalen wieder durch Zuschauer verdeckt werden.

Ein Ereignis, zumindest phasenweise

Dass weitergespielt wurde, kann man kritisieren, weil bis heute Freizeit-Basketballern wegen der Ansteckungsgefahr verboten ist, sich auf den Freiplätzen des Landes miteinander zu messen; dass dem Basketball, genau wie zuvor dem Fußball, Privilegien eingeräumt wurden. Oder man lobt die Liga und den engagierten TV-Partner MagentaSport dafür, dass sie ihrem Unterhaltungsauftrag auch in schwierigen Zeiten nachgekommen sind.

Vor dem Bildschirm war das Geisterturnier zumindest phasenweise ein Ereignis, in der Halle selbst war es dagegen absolut gespenstisch. Die sterile Meisterfeier vermittelte mehr als eine Ahnung davon, warum sich großer Sport nicht ohne Zuschauer denken lässt.

Das Experiment am lebenden Objekt ist geglückt, weil sich kein Spieler schwerer verletzte oder sich mit dem Coronavirus angesteckt hat. Dennoch war es hoffentlich ein einmaliges.