Fürth landet vor dem FCN: Ist das eine Zeitenwende?

22.5.2017, 05:57 Uhr

Zum Hinsetzen: Die Leistungen des 1. FC Nürnberg waren in der abgelaufenen Saison viel zu oft viel zu bescheiden. © Sportfoto Zink

1954 geschah das Wunder von Bern, das weiß jeder – ein Jahr nach dem Wunder von Franken, von dem 1953 aber noch kein Mensch ahnen konnte, dass es eines war. Oder, im Lauf der Jahrzehnte, dazu werden würde. Damals, vor 64 Jahren, lag die Spielvereinigung Fürth am Ende der Saison als Dritter vor dem 1. FC Nürnberg, der Achter wurde – in der Oberliga Süd, die die höchste Spielklasse war, bevor kühne Wissenschaftler die Bundesliga erfanden.

Für Nürnberg spielte der am Wunder von Bern maßgeblich beteiligte Max Morlock (im WM-Endspiel von 1954 Torschütze zum 1:2 gegen Ungarn), für Fürth Morlocks unvergessener Weltmeister-Spielkamerad von Bern, Charly Mai. Seit 1953 gab es immer wieder neue Spielklassen – aber keine Wunder mehr, allenfalls blaue, davon aber in Franken viele.

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Nürnberg stieg sehr oft ab (neunmal, achtmal aus der ersten, einmal aus der zweiten Liga), Fürth lange nicht so oft (dreimal), aber dafür tiefer. Bis in die Landesliga Mitte, das war vor dreißig Jahren, vier Jahre nach dem Abstieg aus der zweiten Liga. Der bisher letzte Abstieg ereilte Fürth mit dem "Greuther" im Namen, nach dem ersten und einzigen Bundesligajahr 2013.

Exakt die Hälfte dieser 64 Jahre spielte der Club in einer höheren Liga als der liebe Nachbar, vor Nürnberg lagen die Fürther nie wieder in einer Abschlusstabelle. Bis: zum Sonntagnachmittag um viertel nach fünf. Drei Punkte Vorsprung nahm Fürth mit ins Finale, so etwas zu verspielen, schafft traditionell nur ein Verein. Typisch Club, so heißt es dann in Franken. Jetzt spielten zwar die Fürther typisch Club (1:2 im Ronhof gegen Union Berlin), aber Nürnberg auch (0:1 in Kaiserslautern), und damit war’s passiert: Fürth ist Achter, Nürnberg Zwölfter – so schlecht wie seit 21 Jahren nicht mehr, seit 1996, als es für ein Jahr in die drittklassige Regionalliga Süd ging.

Wunder gibt es also doch immer wieder? Jedenfalls, wenn diese Neuauflage des fränkischen Wunders von 1953 eines ist. Und nicht nur das Resultat einer typischen Nürnberger Gurken-Saison, in der Fürth zwar auch nicht weltmeisterlich, aber ganz passabel spielte - und beide Franken-Derbys gegen Nürnberg gewann, während der Club nicht einmal einen Sieg über die jetzt abgestiegenen Würzburger Kickers zustandebrachte. Ob es eine Zeitenwende für Frankens Fußball bedeutet? In spätestens 64 Jahren weiß man mehr.