Fußball-WM in Katar

Warum Costa Ricas Sieg für Deutschland so wichtig ist

27.11.2022, 13:31 Uhr

Keysher Fuller (M) hat das 1:0 für Costa Rica erzielt und bejubelt sein Tor. © Federico Gambarini/dpa

Daichi Kamada schlappte mit gesenktem Kopf über den Rasen, die völlig euphorisierten Costa Ricaner rannten mit Schlusspfiff sofort aufs Feld: Der Außenseiter hat Deutschland-Besieger Japan mit einem glücklichen 1:0 (0:0) gestoppt und die DFB-Auswahl damit vor einem möglichen vorzeitigen Turnier-Aus bewahrt.

Das Tor von Keysher Fuller (81. Minute) brachte den vor vier Tagen noch mit 0:7 von Spanien gedemütigten Mittelamerikanern einen überraschenden Erfolg ein. Und für die erst am Abend gegen Spanien geforderte Mannschaft von Hansi Flick hat sich die Ausgangslage ohne eigenes Zutun drastisch verbessert. "Wir haben es für uns getan. So ist der Fußball. Wir haben heute alles gegeben", sagte Costa Ricas Mittelfeldspieler Celso Borges.

Für die DFB-Elf ist nun klar, dass sie zum Gruppenabschluss gegen die Costa Ricaner sicher noch Chancen auf das Weiterkommen hat. Verliert Deutschland allerdings vorher gegen Spanien, hätte man den Achtelfinal-Einzug beim dritten Spiel nicht mehr in der eigenen Hand.

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Während in Deutschland bei Sonnenschein und kalten Temperaturen der erste Advent gefeiert wurde, verhandelten die Außenseiter Japan und Costa Rica in der Hitze von Al-Rajjan vor 41.479 Zuschauern maßgeblich über die weitere Ausgangslage des DFB-Teams. Klar war: Je besser die Deutschland-Besieger gegen Costa Rica abschneiden, desto schwieriger wird es für Flicks Team, eine annehmbare Ausgangsposition zu schaffen.

Doan: "Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen"

Japan-Coach Hajime Moriyasu baute trotz des großen Coups mächtig um und stellte gleich fünf neue Spieler in die Startelf - darunter auch Freiburgs Ritsu Doan, der als Joker am Mittwoch zuvor mit dem 1:1-Ausgleich das deutsche Desaster eingeleitet hatte. Diesmal hatte der 24-Jährige direkt die erste gefährliche Szene, als er zwar über rechts durchdrang (13.), seine scharfe Hereingabe aber nicht an den Mitspieler brachte. "Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen, gegen Deutschland war es besser. Nun müssen wir sehen wie die Konstellation am Abend ist", sagte Doan.

Der Japaner Wataru Endo (M) wird von Costa Ricas Celso Borges (l) und Gerson Torres (r) in die Zange genommen. © Federico Gambarini/dpa

Gezeichnet vom 0:7 gegen Spanien konzentrierte sich Costa Rica auf die Defensive, die Räume waren entsprechend eng. "Das 0:7 war für uns sehr schwer zu verkraften. Wir haben uns mit dem Trainer in eine Bubble zurückgezogen und uns aus der Niederlage gegen Spanien herausgezogen", erklärte Borges.

Anders als beim Deutschland-Spiel, als sich Japan auf schnelle Balleroberungen und Konter verließ, half Kamada und seinen Kollegen das enorme Tempo diesmal zunächst wenig. Mit dem Ball am Fuß fiel den Japanern nicht viel ein. Echte Torchancen blieben in der kompletten ersten Halbzeit aus. Manch ein Zuschauer wird sich gefragt haben, wie die DFB-Elf gegen dieses japanische Team verlieren konnte - doch dem Moriyasu-Team liegt das Spiel gegen tiefstehende Gegner von Haus aus nicht. Und Costa Rica stand so tief wie nur möglich.

Keine Stimmung im Stadion

Zum tristen Mittagskick kam hinzu, dass im Ahmad bin Ali Stadion quasi keine Stimmung herrschte. Ein Phänomen, das bei Japan gegen Deutschland vier Tage zuvor auch schon zu beobachten war. Nach dem Wechsel brachte Moriyasu direkt Deutschland-Schreck Takuma Asano, der mit Tempo und Technik helfen sollte, das massive Bollwerk des Außenseiters endlich zu überwinden.

Ayase Ueda (l)aus Japan und Joel Campbell aus Costa Rica kämpfen um den Ball. © Federico Gambarini/dpa

25 Sekunden nach Wiederanpfiff schloss Hidemasa Morita wuchtig ab, doch Keylor Navas entschärfte exzellent. Japan wurde fortan gefährlicher und mutiger, das Remis war der Truppe um Europa-League-Sieger Kamada nicht genug. Ein Freistoß von Yuki Soma zog über das Tor. Aus noch besserer Position versuchte es dann Kamada, doch sein schwacher Versuch landete in der Mauer. Aus dem Nichts kam plötzlich Costa Rica. Der Schlenzer von Fuller, 28 Jahre alter Profi des CS Herediano aus der ersten Liga in Costa Rica, war die erste nennenswerte Chance - und brachte die Entscheidung. Auch weil Kapitän und Costa-Rica-Ikone Navas in der nun hektischen Schluss-Drangphase der Japaner seinen Kasten sauberhielt.