Günther Koch und 1999! Abgrundtiefe Erinnerungen

12.5.2017, 11:45 Uhr

Immer mit Leidenschaft bei den Spielen des 1. FC Nürnberg dabei: Radio-Legende Günther Koch. © Claus Felix/dpa

Last-Minute-Abstiege, verlorene Endspiele und große Fußball-Dramen: Kult-Kommentator Günther Koch hat in seiner langen Karriere im Fernsehen und im Radio einiges erlebt.

Eine Schlüsselszene: Während Frank Baumann gegen Freiburg den Ball aus optimaler Position nicht im Golz-Gehäuse unterbrachte, schoss sich Frankfurt gegen Kaiserslautern in einen Rausch und stürzte den Clun in die Zweitklassigkeit. © Roland Fengler

1999 musste er sich vom Abgrund melden und kommentieren, wie sein Verein, der 1. FC Nürnberg, in einem Herzschlagfinale in die Zweitklassigkeit abstieg. "Es war furchtbar, es war aufregend. Es war für einen Radio-Reporter die größte Herausforderung, die ich je hatte. Einerseits musste ich objektiv sein, andererseits emotional. Ich musste ja an viele Dinge gleichzeitig denken, ganz genau lauschen und auch noch rechnen", erinnert sich die Hörfunk-Legende an den Moment, als der vor dem letzten Bundesligaspieltag schon scheinbar gerettete FCN nach einem 1:2 gegen Freiburg doch noch auf Rang 16 zurückfiel und den bitteren Gang in die zweite Liga antreten musste.

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Der 75-Jährige, seit 2011 im Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg, schildert genau, was damals in ihm vorging: "Ich machte mir im Kopf selbst Vorwürfe, dass ich schuld bin, dass der Club absteigt. Auf obskure Weise, mehr will ich dazu nicht sagen, wurden in der zweiten Halbzeit den Zuschauern die sich am Ende zuspitzenden Ereignisse nicht bekanntgegeben. Und ich Depp war verkabelt. Ich habe in der Halbzeit geahnt, dass da noch was passiert. Alle haben gesagt: 'Jetzt spinnt er total, der Alte.' Ich hätte mit dem Sender in der Arschbacke loslaufen und in den Innenraum gehen sollen. Die Nürnberger haben ja geträumt, die haben gedacht, da passiert nichts mehr, wenn sie verlieren."

Dementsprechend frustiert und emotional betroffen reagierte der Kult-Kommentator, als er den feststehenden Abstieg realisierte: "Ich habe geheult - aber erst eine halbe Stunde danach." Dennoch empfindet Koch die Schlusskonferenz am 34. Spieltag im Mai 1999 nicht als den emotionalsten Moment in seiner Reporter-Karriere. "Das Tor von Cedric Teuchert gegen den VfB Stuttgart, das ich vor zwei Wochen im Fan-Radio kommentiert habe, war genauso emotional."

Für die Zukunft wünscht sich Koch wieder ein Herzschlagfinale wie in früheren Jahren, er bedauert "alle Kollegen, die dann untergehen, weil der blöde linke Pfosten nicht mitspielt". Dabei vertraut er immer noch auf "sein" Medium: "Radio ist unschlagbar! Wenn du als Reporter die Tore vorhersagst und das siehst du ja kommen - Sekunden bevor die in der Konkurrenz nachher rufen: 'Tor in Dingsbums'. Das Radio ist immer noch das schnellste Medium."