Nach 1:7-Rückstand lange geführt

26:26 bei den Löwen: Große Moral des HCE wurde nur mit einem Punkt belohnt

12.2.2022, 23:00 Uhr

Großer Kampf: Antonio Metzner vom HC Erlangen (am Ball), hier gegen Mait Patrail und Ymir Gislason.  © Eibner-Pressefoto, Eibner-Pressefoto/Rene Weiss

Nach elf Minuten schien der Samstagsausflug in der Handball-Bundesliga für den stark ersatzgeschwächten HC Erlangen bereits gelaufen: Die Rhein-Neckar Löwen bejubelten soeben das 7:1, überhaupt keinen Zugriff fanden die Gäste gegen die flinken Gastgeber um den agilen Spielmacher Andy Schmid in der Deckung, vorn wurden beste Chancen kläglich vergeben. "Wir haben uns aber zusammengerissen und die Köpfe nicht hängen lassen", fand Linkshänder Antonio Metzner. Fortan kämpfte sich, biss sich der HCE mit großer Moral zurück in die Begegnung vor 2469 Zuschauern in der Arena Mannheim. Vor allem der Innenblock um Nikolai Link und Tim Zechel krempelte nun die Arme hoch, immer öfter liefen sich die Gastgeber nun fest - und hatten zudem Probleme, das Tempo hoch zu halten, den Fokus zu behalten.

Zahlreiche technische Fehler

Den Löwen unterliefen nun immer mehr technische Fehler - was auf beiden Seiten fehlte, waren die Torhüter. Und so kletterte Erlangen, das sich erstaunlich fokussiert und unaufgeregt präsentierte, langsam zurück - und hatte plötzlich auf alles die richtige Antwort. Eine Fülle an Treffern ins leere Tor nach Ballgewinn beim Sieben-gegen-Sechs der Gastgeber und gute Ideen im Angriff sorgten dafür, dass die Zuschauer spätestens beim 11:11 durch Johannes Sellin (27.) ihren Augen nicht mehr trauten. Nun war Mannheim bis in Mark und Bein verunsichert, behielt aber zur Pause immerhin noch knapp die Oberhand.

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Endlich Paraden

Aus der Kabine kamen die Löwen mit Joel Birlehm für Nikolas Katsigiannis zwischen den Pfosten, auf Erlanger Seite hatte Trainer Raul Alonso schon vorher Neuzugang Kim Sonne Hansen für Klemen Ferlin ins Tor geschickt - Pokalheld Martin Ziemer fehlte wie auch Simon Jeppsson mit Handverletzungen, Petter Overby laboriert noch an einer Covid-Infektion. Nun kam plötzlich das dazu, was zuvor beinahe komplett gefehlt hatte: Paraden. Erlangen verteidigte weiter großartig und aggressiv, vorn führte Patrik Leban nun für Nico Büdel clever Regie - unterstützt von einem herausragenden Steffen Fäth an alter Wirkungsstätte. Als Christopher Bissel einen Löwen-Angriff abfing und den Ball ins verwaiste Heimtor warf, führte der HC Erlangen plötzlich und obendrein verdient (16:15, 37.).

Das sorgte bei Mannheim für noch eine Ladung mehr Unruhe und Unsicherheit, der HCE hingegen strotzte nun vor Selbstbewusstsein, hatte jeden Respekt abgelegt. Ein paar starke Anspiele von Fäth auf Kreisläufer Zechel und Distanzwürfe von Metzner später stand es, als Sellin quasi von der Auslinie ins Heimtor traf, 19:16 (41.) für Erlangen. Erste Pfiffe hallten durch die Halle, als erneut Sellin ins leere Gehäuse traf (21:16).

Unsicherheit auf beiden Seiten

Nun stemmten sich die Löwen mit offenem Visier gegen die Heimniederlage, es wäre die dritte Pleite gegen den HCE in Folge gewesen. Doch das Überzahlspiel beantwortete Erlangen clever mit einer 5-1-Deckung, Spielmacher Schmid wurde aus der Partie genommen, der Mittelblock dahinter hielt dichter als ein Staudamm. Und doch ging es in Schlagdistanz in die Schlussminuten, weil Erlangen beste Chancen nicht gegen Birlehm im Tor unterbringen konnte.

Der Vorsprung schmolz wie Schnee in der Sonne, die Löwen - bei denen Uwe Gensheimer verletzt fehlte - hatten nichts mehr zu verlieren und trafen durch Jannik Kohlbacher zum 23:25 (54.).

Ein Wechselfehler brachte den Gästen eine ärgerliche Unterzahl - und trotzdem hielt Sonne noch einmal gegen den freien Kohlbacher am Kreis. Es war nun alles möglich, ein spannendes Finish, bei dem Erlangen zwar nur noch mit einem Tor führte, aber in Ballbesitz in den Angriff lief, als die letzte Minute anlief. Ein umstrittenes Stürmerfoul von Leban und einen Torwurf von Philipp Ahouansou, der irgendwie an Kim Sonne vorbei ins Gästetor flog, später stand es 26:26. Tim Zechel schickte direkt den Anwurf Richtung leeres Löwen-Tor, die Schiedsrichter entschieden aber, dass der Ball wohl erst Bruchteile nach der Schlusssirene die Linie überflogen hatte.

"Ich bin trotzdem sehr stolz auf die Mannschaft, einen Punkt unter diesen schwierigen Bedingungen bei den Löwen zu holen - das ist eine mehr als starke Leistung", freute sich Raul Alonso bei seinem ersten Ligaauftritt als Cheftrainer. Sein Linkshänder Antonio Metzner hingegen war mehr als angefressen: "Es tut weh, wir hätten es heute verdient gehabt mehr mitzunehmen als nur einen Punkt."