Der Rückraumspieler freut sich schon

Steinert und das schöne Fest: Erlangen ist bei der EM dabei

27.12.2021, 07:59 Uhr

Das Fest? Konnte nun kommen. "Es war ein rundum schönes Spiel", resümierte Christoph Steinert nach dem Heimsieg gegen die Rhein-Neckar Löwen am Mittwoch. Nach dem perfekten Abschluss einer bis dahin schon perfekten Woche. Aggressiv, aktiv und vor allem wohltuend konzentriert war sein HCE aufgetreten. Und damit nach vier Liga-Niederlagen endlich wieder erfolgreich.

Das Glückgefühl schien Erlangens Rückraumshooter anschließend festhalten zu wollen wie Mannheims Lukas Nilsson in der Anfangsphase. Maßgeblichen Anteil am 36:26-Coup hatte er als bester Werfer explizit. Seine Treffsicherheit erhöhte die Feiertagstimmung. "Jetzt haben wir ein schönes Weihnachtsfest", frohlockte der 31-Jährige also bei Sky.

Ein schönes Weihnachtsfest hatte Steinert dem Autor dieses Textes und dessen Familie bereits am Vorabend gewünscht. Am Ende eines kurzen Telefonats, initiativ, nicht floskelhaft oder als reine Grußformel gemeint. Christoph Steinert ist ein angenehmer Gesprächspartner. Dass Christoph Steinert auch ein guter Handballspieler ist, wusste man schon vorher. 89 Treffer hat der HCE-Rückkehrer in dieser Saison bereits markiert, seinen Wert für Erlangen besonders zu Beginn gezeigt.

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Der Lohn dafür, "die Bestätigung für diese Leistungen", wie er es nennt? Am vergangenen Dienstag wurde Steinert von Bundestrainer Alfred Gislason in den Kader für die Handball-EM in Ungarn und der Slowakei berufen. "Diese 19 Spieler sind bereit und haben allesamt Format", sagte Gislason mit Blick auf den im Januar anstehenden Wettstreit. Und meinte neben Steinert sieben weitere Akteure, die Deutschland bei einem entsprechend großen Turnier erstmals im Herrenbereich vertreten sollen.

"Wenn irgendjemand will, dass..."

"Ich habe gar nicht damit gerechnet", kommentierte dies Erlangens Sieben-Meter-Spezialist am Nominierungstag. Nach der Bescherung durch den DHB-Coach. "Wenn irgendjemand will, dass ich einen Adler auf der Brust trage, dann mache ich das total gerne. Wenn nicht, dann habe ich schon jetzt eine richtig tolle Karriere gehabt", hatte der Halbrechte des HCE noch wenige Wochen davor im Podcast "Hand aufs Harz" tiefenentspannt behauptet. Und über eine Karriere berichtet, die tatsächlich eine besondere ist.

Zum Handball kam Steinert, 1990 in Berlin-Neukölln geboren, erst mit 14. Beim SV Lokomotive Rangsdorf, im Süden der Hauptstadt, entwickelte Steinert rasch aber großen Ehrgeiz und noch größeres Talent. 2007: der Wechsel zum SC Magdeburg, bei dem er im Folgejahr in Deutschlands Eliteklasse debütierte. 2008: U18-Europameister. Rund 13 Jahre später bewirbt sich der 1,95-Meter-Mann mit der gewachsenen Erfahrung aus über 300 Bundesliga-Einsätzen erneut um den Titel.

Aus arrogant wird wichtig

"Jede Erfahrung war dabei für mich wichtig", erklärt Steinert die Zeit dazwischen. An Format gewonnen, das sagte Erlangens Neu-Nationalspieler im Podcast, habe er aber in Minden, wo er vor dem Aufstieg mit den Grün-Weißen auch gutes Benehmen neu erlernte. Ich war ein "arroganter Fatzke" denkt der sympathische Scharfschütze an den jungen Christoph Steinert zurück, der sich 2010 aus Liga eins kommend während einer Halbzeitbesprechung auf die Bank legte. Doch Steinert riss sich alsbald am Riemen, wurde erwachsen, Führungskraft. In Minden. In Leipzig, am Dienstag auswärts der letzte Gegner des HCE in diesem Jahr (18.30 Uhr, Sky). In Magdeburg, wo er im Sommer Europapokalsieger wurde. Während seines ersten Erlangen-Engagements, als sich "Steini" die Verantwortung auch abseits der Platte schnappte, in der Kabine ebenso wichtig wurde wie auf dem Parkett.

Wichtig werden will der Ballbeschleuniger auch bei der EM. Am Neujahrstag startet in Gummersbach die finale Vorbereitung auf sie. "Obwohl es ein paar Rücktritte gab, besteht die Mannschaft aus 19 hochtalentierten Handballern", sagt Steinert und spricht von einer "richtig guten Truppe". Mit der Vorgabe, alle Gruppenspiele zu gewinnen, sei "im Turnier ziemlich viel ziemlich schnell möglich". Klingt danach, dass nicht nur Weihnachten schön ist.