HCE holt russischen Nationaltorhüter Igor Levshin

16.9.2016, 17:35 Uhr

Vor nicht allzu langer Zeit war Igor Levshin noch Schlussmann der Sbornaja, nun hilft der Russe beim HCE aus. © Armando Babani

Es gibt Bilder, die zeigen Igor Wiktorowitsch Lewschin in einem dunkelgrünen Pullover, einer schwarzen Turnhose und grauen Sportschuhen mit einem Neongelben Hersteller-Emblem. Man könnte annehmen, derart ausgestattet, versucht man sich besser zu verstecken - nicht aber Lewschin, der seinen Namen - mitsamt der Nummer 16 - dazu in weißer Schrift auf dem Rücken trägt. Es liegt an seinem Beruf, am Ort und an Uwe Gensheimer, dass sich Lewschin sogar breit macht, versucht, ins Rampenlicht zu springen.

Es misslang dem russischen Torhüter bei der WM 2015, in Doha unterliegt er erst der deutschen Mannschaft mit Kapitän Gensheimer mit 26:27, am Ende landet Russland auf einem enttäuschenden 19. Rang. Seit gestern Mittag um Zwölf ist klar: Igor Lewschin wird sich wieder nicht verstecken, nicht beim Al-Rayyan Sports-Club im Emirat Katar, bei dem er vergangenen Saison noch angestellt war, noch in Moskau bei der Ehefrau und den zwei Kindern. Igor Lewschin, mittlerweile 42 Jahre alt und mit der Erfahrung von 90 Länderspielen, will es noch einmal wissen in der besten Liga der Welt, in Deutschland, beim HC Erlangen.

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Die Nürnberger Nachrichten wussten schon vor der offiziellen Verkündung von dem Deal:

"Wir haben jemanden gesucht, der sportlich wie menschlich zu uns passt. Und der obendrein bereit war, nicht bis Saisonende, sondern nur bis zu dem Zeitpunkt bei uns zu bleiben, bis Nikolas Katsigiannis wieder fit ist", sagt Rene Selke, der HCE-Geschäftsführer. Der Stammkeeper hatte sich im Abschlusstraining vor dem Heimspiel gegen Melsungen vergangenen Samstag am kleinen Finger verletzt, wurde bereits operiert und wird mindestens vier Wochen ausfallen. Zunächst schien Nachwuchstorwart Michael Haßferter, der in der Jugend des TSV Stein und des Post SV Nürnberg ausgebildet wurde, diese Rolle perfekt auszufüllen.

Reihenweise scheiterten die erfahrenen Melsunger Spieler am unbekannten Torwart der Erlanger, dessen Stärken und Schwächen sie auf keinem Video hatten analysieren können. Die Verantwortlichen beobachteten auch noch die Partie beim TBV Lemgo, bei der Haßferter aber aufgrund des immensen Drucks nicht mehr an die starken Leistungen anknüpfen konnte. "Michael bleibt unser Mann für die Zukunft. Nur kommt der Bundesliga-Aufstiegskampf für ihn einfach noch zu früh. Er muss sich weiter die Konstanz holen", sagt Rene Selke.

Ein Mann mit Erfahrung ist gefragt, so einer wie Igor Wiktorowitsch Lewschin. Der trainierte am Freitagabend erstmals mit der Mannschaft in der Hiersemann-Halle, nur 48 Stunden hatte der Transfer gedauert - ein größeres Wunder, bedenkt man, dass Selke die schriftlichen Freigaben seines Vereins, des katarischen Handball-Verbands, der internationalen Handball-Federation (IHF), des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und der Bundesliga (HBL) einholen musste. Obendrein feiert man im Katar derzeit den Ramadan, zudem herrscht Ligapause - "es war manchmal recht abenteuerlich, überhaupt einen Ansprechpartner an die Strippe zu bekommen und den dann auch noch davon zu überzeugen, aufs Tempo zu drücken", sagt Selke.

Nun hat alles geklappt, schon am Samstagabend (19 Uhr, Arena, LiveBlog auf nordbayern.de) ist Igor Lewschin spielberechtigt. Mal sehen, ob sie einen dunkelblauen Pullover und eine schwarze Turnhose für ihn haben. Die grauen Sportschuhe mit dem Neon-Emblem hat er vermutlich längst weggeworfen.