Heizomat-Hetzner-Challenge: Kommt Neuauflage 2022?

8.4.2021, 16:27 Uhr

Hoffentlich werden wir nicht Letzter", hat sich Michael Schwager kurz vor dem Start der Heizomat-Hetzner-Challenge noch gedacht. Schließlich war die Konkurrenz groß und die insgesamt 25 000 Euro Preisgeld dazu geeignet, für ordentlich Motivation bei allen Beteiligten zu sorgen. Mehr als drei Wochen später finden sich Schwager und sein FC Frickenfelden aber genau am anderen Ende der Tabelle wieder. Der kleine Verein aus demGunzenhüser Ortsteil hat es allen gezeigt und den Wettbewerb gewonnen. Nach satten 12187 gelaufenen Kilometern darf man sich in Frickenfelden auf die Schultern klopfen. Der FC hat sich bei der Heizomat-Hetzner-Challenge den Sieg geholt.


Werbung
Werbung


Acht Vereine aus Gunzenhausen und Umgebung sollten bis einschließlich Ostersonntag so viele Kilometer zu Fuß zurücklegen, wie nur irgendwie möglich. Egal, ob als Wanderer, Nordic-Walker oder Jogger. Die Mitglieder meldeten jeden Abend ihre gelaufenen Strecken – mit dem Screenshot einer Lauf-App als Beweis – einem Verantwortlichen ihres Vereins, der die Buchführung übernommen hatte. In Frickenfelden war das Vereinsvorstand Schwager selbst. Er ist stolz, dass sich sein FC den Titel geholt hat. "Wir haben wirklich einen Start-Ziel-Sieg geschafft, die Leute waren voll dabei, haben Willen und Durchhaltevermögen gezeigt", lobt er seine Aktiven, denen er für das Engagement ausdrücklich dankt.

"Jeder hat für das Ziel gekämpft"

Die Pandemie habe die Challenge wahrscheinlich sogar begünstigt, vermutet er. "Die Leute haben momentan einfach mehr Zeit und sind froh, mal wieder raus zu kommen." Etwa 270 Mitglieder haben sie beim FC Frickenfelden, davon haben 121 die Laufschuhe geschnürt. "Fantastisch" sei das, jubelt Schwager. Über alle Abteilungen hinweg gibt es nur rund 80 Sportlerinnen und Sportler, die regelmäßig im Ligabetrieb aktiv sind. Aber auch darüber hinaus haben sich einige Mitglieder beteiligt. Der Vereinsvorstand denkt da zum Beispiel an Damen, die es sich, trotz fortgeschrittenem Alter, nicht nehmen ließen, für den FC viele Kilometer zu erwandern.

Als besonders enthusiastische Läufer haben sich Daniel Engelhard und Robert Ertel erwiesen. Der Fußballer und der Volleyballer legten binnen drei Wochen jeweils etwa 580 Kilomter zurück. Im Schnitt also jeden Tag weit mehr als einen Halbmarathon. "Jeder hat für das große Ziel gekämpft", unterstreicht Schwager. Natürlich hat der 52-Jährige auch selbst zum Ergebnis seines FC beigetragen. Auf gemeinsame Joggingrunden in der Gruppe oder organisierte Wanderausflüge haben sie in Frickenfelden aber lieber verzichtet. Zu groß erschien ihnen die Gefahr, dass es bei solchen Veranstaltungen zu Corona-Infektionen kommen könnte.

Corona zerstört Hoffnung auf Fußball

Als Sieger der Challenge steht dem FC natürlich auch der größte Anteil am Preisgeld zu. Knapp 5000 Euro werden das wohl sein. Wie alle Klubs wird auch der FC einen Teil der auf ihn entfallenden Summe für soziale Zwecke spenden. Der Verein hat sich dafür entschieden, zu gleichen Teilen den Kindergarten Frickenfelden sowie die Gunzenhäuser Tafel zu unterstützen. Der Rest soll in die Sanierung des A-Platzes fließen. Eine Finanzspritze tut da gut, sagt Vorstand Schwager. Auch für vergleichsweise kleine Arbeiten sei man da schnell "etliche tausend Euro" los.

Hoffnung, dass sie ihren Rasen in diesem Frühjahr noch zum Fußballspielen brauchen werden, hat Schwager indes kaum mehr. Zu hoch ist die Inzidenz, zu ungewiss sind die Aussichten. Freuen darf man sich beim FC aber wohl trotzdem. Als Tabellenführer der A-Klasse West wäre man auch bei einem Saisonabbruch und der Anwendung der Quotientenregel Aufsteiger in die Kreisklasse. Und durch die Challenge kam auch ohne Spielbetrieb wieder etwas Leben in den Verein. "Wir hatten mal wieder die Möglichkeit, uns der Öffentlichkeit zu präsentieren", sagt Schwager.

Neueintritte im Lockdown

Diese Gelegenheit haben sie auch beim SV Unterwurmbach genutzt. Dort sitzt mit Frank Reißlein auch der Initiator des Wettbewerbs. Er ist vom Erfolg seiner Idee regelrecht überwältigt. "Bombastisch" sei das, was jetzt daraus geworden sei, "die Laufbereitschaft hätte ich mir nicht im Ansatz so groß vorgestellt, das war überwältigend". Insgesamt haben die Sportler aller teilnehmenden Vereine 92 000 Kilometer zurückgelegt. In Unterwurmbach haben die Mitglieder über 15 200 Kilometer erlaufen. Vor Beginn der Challenge hatten sie sich beim SVU insgeheim die Marke von 5000 Kilometern als Ziel gesetzt. "Alle sind mitgelaufen, von den Baseballern bis zu den Seniorensportlern", berichtet Reißlein.

Bis tief in die Nacht hinein saß er manchmal du und vervollständigte die Excel-Tabelle mit den aktuellen Kilometerständen der Vereine. Reißlein hatte die Gesamtkoordination übernommen, alle Klubs mussten ihre Ergebnisse täglich an ihn melden. Ein ziemlich Aufwand, sagt er, aber einer, dem ihm große Freude bereitet hat. Fast zehn neue Mitglieder hat der SV Unterwurmbach durch die Challenge bekommen. Menschen, die von der Aktion gehört haben, mitmachen wollten, zuvor dem Verein haben noch nicht beigetreten waren. Nicht nur beim SVU gingen durch den Wettbewerb neue Mitgliedsanträge ein. "Das ist natürlich ein schöner Nebeneffekt in einer Zeit, in der die Vereine ja eher Leute verlieren", sagt Reißlein, der auch Mitglied des Vorstandes ist.

Sponsoren sind begeistert

Mindestens genauso schön sind die kleinen Geschichten am Rande, die so ein Wettbewerb schreibt. Zum Beispiel die von den U17-Mädels Babett Reich (DJK Gnotzheim/SV Unterwurmbach und Anne Remberger (DJK Gnotzheim), die am Ostersonntag noch im Morgengrauen aufbrachen, um möglichst viele Kilometer zu erwandern. Bis zum späten Abend sind sie gelaufen, insgesamt 70 Kilometer. "Das ist eine sportliche Spitzenleistung", lobt Reißlein. Der SVU wird einen Teil seines Preisgeldes an die Kindergärten in Unterwurmbach und Wald spenden. Zwischen etwa 1000 und knapp 5000 Euro entfallen auf die einzelnen Vereine, je nach Platzierung.

Die genauen Summen will Reißlein noch nicht nennen. Weil er hofft, dass die Pandemie in einigen Wochen vielleicht doch noch so etwas wie eine offizielle Scheckübergabe an die Vereine zulässt. Darauf hofft man wohl auch bei Heizomat und Hetzner, den beiden Hauptsponsoren der Challenge. Gemeinsam mit der Bäckerei Herzog sowie den Gunzenhäuser Firmen Degenhart Eisenhandel, Huber & Riedel, RF Plast und Verpa Folie haben sie die 25000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Geldgeber seien "begeistert" vom Erfolg der Aktion, berichtet SVU-Vorstand Reißlein.



Auch deshalb gibt es schon Gedankenspiele über eine Wiederholung der Challenge im Jahr 2022. Nicht nur beim FC Frickenfelden, der dann als Titelverteidiger ins Rennen gehen würde, dürfte man das gerne hören.