Ice Tigers: Reinprechts Nummer wird nie wieder vergeben

19.4.2018, 10:14 Uhr

Die Nummer 28 wird bei den Thomas Sabo Ice Tigers zu Ehren von Steven Reinprecht nicht mehr vergeben. © Sportfoto Zink/ThHa

Staunend blickte sich der Außenstürmer auf dem Eis der Joe Louis Arena von Detroit um. Die gastgebenden Red Wings hatten vor einem Bully im dritten Drittel Steve Yzerman, Sergei Fedorov, Brett Hull, Nicklas Lidström, Chris Chelios und Dominik Hasek aufgeboten. Ihnen stellten sich Joe Sakic, Peter Forsberg, Rob Blake, Adam Foote sowie Patrick Roy im Trikot der Colorado Avalanche gegenüber. Elf Weltstars waren auf der Spielfläche versammelt. Und der Angreifer, der diesen Moment nie vergessen wird: Steven Reinprecht.

Im Jahr 2002 ereignete sich diese Szene in den Play-offs, Reinprecht weiß sogar noch, dass das besagte Anspiel in Detroits Zone ausgeführt wurde. Er selbst war damals 26 Jahre alt und absolvierte erst seine zweite komplette Saison in der NHL, der besten Liga der Welt. "Ich habe mich umgeschaut und dachte: 'Was ist denn hier los'", sagt Reinprecht 16 Jahre später am Ende eine großen Karriere.

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In Nürnberg war der Kanadier oft selbst für die besonderen Momente zuständig. Feine Rückhand, starkes Auge, kluge Pässe – ein Spielmacher, der in der DEL seinesgleichen suchte. Von 2012 bis in dieses Frühjahr trug er das Trikot der Thomas Sabo Ice Tigers. Nun nahm Reinprecht Abschied vom Eis, aber nicht vom Eishockey. "Ich möchte dabei helfen, Spieler zu entwickeln", so der 41-Jährige. Für seine berufliche Zukunft "gibt es ein paar Sachen in Europa, ein paar Sachen in Nordamerika", erzählt er. Wie es dann wird, wenn er selbst nicht mehr mitspielt, kann er noch nicht einschätzen.

Noch ist der Rücktritt zu frisch. Nach 313 Spielen für Nürnberg mit 112 Toren und 218 Assists ist Schluss. "Das wird eine Veränderung im Juli und August, im Moment ist ja noch alles wie sonst nach der Saison", so Reinprecht. Erst dann, wenn die Vorbereitungszeit beginnt, wird sich zeigen, wie sehr ihm die Momente mit den Teamkollegen fehlen werden.

Traum von der Meisterschaft

In Nürnberg werden ihn die Zuschauer vermissen. Die Ice Tigers ohne ihn, daran muss man sich erst gewöhnen. Denn Reinprecht prägte das Team und dessen Spiel in seinen sechs Jahren. So sehr, dass seine Nummer "28" in Nürnberg nie wieder vergeben wird - wie die "4" von Martin Müller, die "7" von Paul Geddes und die "12" von Martin Jiranek. "Das ist eine unglaubliche Ehre, das kann man mit Worten nicht beschreiben, das hatte ich nicht kommen sehen. Es ist ein Privileg", erklärt Reinprecht die Bedeutung dieser Auszeichnung.

Vor einem Jahr hatte er sich entschlossen, noch eine Saison zu spielen. "Ich hatte mir gewünscht, eine Meisterschaft nach Nürnberg zu holen, das war der Grund", erzählt Reinprecht. Zusätzlich zu einem Stanley Cup, einem WM-Titel, der französischen Meisterschaft und der im College in der NCAA war ihm das aber nicht vergönnt. Trotzdem bleibt Nürnberg etwas ganz Besonderes für ihn. "Wir haben gute Freundschaften geschlossen, auch abseits des Eishockeys. Unsere Kinder sind hier aufgewachsen. Mein Sohn Henning ist jetzt neun und hat sechs Jahre hier verbracht. Meine Tochter Mette ist hier aufgewachsen, Liv, die jüngste, hier geboren. Das war hier das echte Leben, das ist wirklich zu Hause", wird Reinprecht emotional.

Und deswegen wird neben dem Bully in Detroit ein weiterer Moment immer in seinem Gedächtnis bleiben: jener 8. April 2018, als er in Nürnberg das letzte Mal das Eis verließ.