Ilias Boukechabs Ziel: Über den LAC zu Olympia

2.4.2020, 15:36 Uhr

Mit einem breiten Grinsen hat Ilias Boukechab Anfang Februar das Siegerpodest bei den Bayerischen Hallenmeisterschaften bestiegen. Und das nicht ohne Grund, denn der Mittelstreckenläufer hatte sich nach Platz eins auf seiner Lieblingsdistanz von 3000 Metern auch über 1500 Meter die Goldmedaille geholt.

Boukechab ist in Bayern längst in der Spitze angekommen und auch deutschlandweit gehört der Fürther mit marokkanischen Wurzeln seit 2019 zu den ganz Großen. "Wo kommt der denn her?", hatte Ilias’ Vater und Trainer Habib – früher selbst erfolgreich im Marathon – nach dem Rennen bei den Deutschen U 16-Meisterschaften immer wieder gehört. Ilias war eigentlich "nur" mit der dreizehntschnellsten Zeit in den 3000-Meter-Lauf gegangen.

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Im Ziel aber hat er fast alle Konkurrenten hinter sich gelassen und wurde Zweiter. "Das war unglaublich, richtig krass", erinnert er sich. "Ich bin noch den ganzen Abend mit der Medaille im Hotel rumgelaufen."

Damit war der nächste wichtige Karriereschritt gelungen: der in den nationalen Nachwuchskader. Seine Laufbahn begann schon im Alter von vier Jahren. Richtig durchgestartet ist Boukechab aber 2018, als er sich von seinem Vater trainieren ließ.

Das zahlte sich schnell aus: Die Bayerische Meisterschaft 2018 in Kitzingen bezeichnet Boukechab als einen Schlüsselmoment: "Ich wurde zwar nur Zweiter, aber meine Zeit von 9:46 Minuten auf 3000 Meter hat alles verändert. Da habe ich mir gedacht: Ja, das ist das Richtige." Binnen zweier Monate verbesserte er seine Zeit um rund eine Minute – ein Quantensprung.

Das kommt nicht von ungefähr. Gemeinsam mit seinem Vater trainiert der heute 15-Jährige sechs Tage in der Woche jeweils eineinhalb bis zwei Stunden. Am "Ruhetag" stehen dann zum Ausgleich Basketballspielen oder Fahrradfahren auf dem Plan. "Ich kann einfach nicht stillsitzen. Ein Tag ohne Sport geht gar nicht. Sport macht mein Leben komplett", sagt Boukechab schmunzelnd.

Die Schule – er ist in der neunten Klasse des Hardenberg-Gymnasiums – leide darunter nicht, im Gegenteil, sein Ziel: das Abitur. "Schule und Sport stehen im Einklang. Mit dem Sport kann es schnell vorbei sein, die Schule bleibt dir aber dein ganzes Leben", sagt er in ernstem Ton, er ordne die Leichtathletik der Schule unter.

Trotzdem habe er sportlich viel vor: "Ich will zu Olympia 2028 nach Los Angeles." Den Fahrplan dorthin hat er sich schon zurechtgelegt: Über die Europa- soll es zur Weltmeisterschaft gehen und dann sollen die Olympischen Spiele folgen. "Bis dahin will ich immer besser werden, auf jeden Fall auch besser als mein Vater", sagt der Teenager und lacht. Man merkt, welch wichtige Rolle der Vater in Ilias’ Leben spielt.

Ein wandelndes Lexikon

Auf die Frage nach weiteren Vorbildern zählt er nahezu alle Olympioniken auf und nennt – wie ein wandelndes Leichtathletik-Lexikon – mühelos Jahreszahlen, Platzierungen und Zeiten. Unbedingt wolle er – auch wenn der Weg lang ist – in deren Fußstapfen treten.

Die Leistungskurve des Fürthers zeigt jedenfalls im Moment nur nach oben. Seine bislang einzige Enttäuschung war ein knapp verpasstes Preisgeld, denn "irgendwann will ich für meine Leistungen schon einmal einen Bonus bekommen", sagt er.

Bei seinem Verein, dem LAC Quelle Fürth, bekommt er keine Prämien für seine Erfolge. Trotzdem will er "auf jeden Fall beim LAC Quelle bleiben und dazu beitragen, die Leichtathletik und den LAC besser und populärer zu machen." Vater Habib stellt klar: "Wir leben in Fürth, wir bleiben in Fürth und wir laufen weiter für den LAC."

Anerkennung wurde ihm kürzlich von anderer Seite zuteil: "Als ich von der Stadt Fürth zur Sportlerehrung eingeladen wurde, habe ich mich riesig gefreut. Wenn die eigene Stadt dich für deine Erfolge auszeichnet, dann ist das etwas Besonderes." Die Medaille mit dem Kleeblatt darauf ist ihm sogar noch wichtiger als Silber bei den Deutschen Meisterschaften.

Und auch für die ferne Zukunft hat er schon Pläne. Er liebäugelt mit einem Studium an amerikanischen Universitäten. Und sportlich? Wenn er zu alt für die 10 000-Meter-Strecke sein wird, wolle er noch ein paar Jahre Marathon laufen. Und natürlich sei das Ziel auch da: "Besser werden als mein Vater und einen neuen deutschen Rekord aufstellen."

Bis dahin hat Ilias Boukechab noch 20 Jahre vor sich und – wenn es nach Plan läuft – auch noch mindestens drei Olympische Spiele.