Ingolstadt: Die Wiedergeburt eines Mitfavoriten

16.4.2014, 11:10 Uhr

Im Januar war Martin Jiranek dreimal in Ingolstadt. Beim ersten Mal beobachtete er, wie sich seine verunsicherten Ice Tigers an noch verunsicherteren Gastgebern aufrichten durften. Das 5:4 nach Penalty-Schießen war spektakulär, mitreißend, gut war es nicht. Beim zweiten und beim dritten Mal war der Sportdirektor aus Nürnberg gekommen, um mögliche neue Spieler zu beobachten. Das hätte er sich sparen können. „Die Stimmung war am Boden, für die Zuschauer war die Saison vorbei. Meine Kollegen haben gesagt, dass sie für nächstes Jahr etwas Neues planen.“ Michel Périard, der mit Jiranek und den Ice Tigers 2007 Vizemeister wurde, sagte damals: „Du fühlst dich wie verloren auf dem Eis.“

Vier Monate später spielt Verteidiger Périard mit dem ERC Ingolstadt erneut um die Meisterschaft. Der Finaleinzug der Panther ist wahrlich nicht jenes „Eishockey-Märchen“, das der Sportinformationsdienst darin sehen will. Mit der großzügigen Unterstützung ortsansässiger Elektrohändler und eines Automobilherstellers leistet man sich in Ingolstadt seit einem Jahrzehnt prominente Nordamerikaner, neuerdings hochtalentierte Slowenen, deutsche Nationalspieler und mit Périard, Alexander Oblinger, Björn Barta und Thomas Greilinger vier ehemalige Nürnberger. Aber die Wiederbelebung einer Mannschaft, deren Trainer im Januar kurz vor dem Rauswurf stand und deren Fans zwischendurch Spiele kollektiv vorzeitig verlassen hatten, ist natürlich trotzdem bemerkenswert — und zugleich ein Beweis, dass in der DEL selbst die beste Planung keine Garantie für einen Erfolg in den Playoffs ist. Ein Klub darf bis zum Beginn des Tanzes alles falsch machen, so lange er natürlich trotzdem noch zum Tanz eingeladen wird.

Lehrling gegen Lehrmeister

Ingolstadt startete als Neunter in die erste Runde, unterlag dem Meister aus Berlin in Spiel eins, lag in Spiel zwei 0:1 zurück, ehe der großartige Slowene Ziga Jeglic und der stämmige US-Amerikaner John Laliberte in 32 Sekunden die Partie drehten und die Panther nie mehr zurückschauten. Ingolstadt schickte nacheinander den Serienmeister, mit dem Krefelder EV den Punkterunden-Zweiten und mit den Hamburg Freezers den -Ersten in den Urlaub. „Das ist unglaublich. Viele haben ans uns gezweifelt“, sagte Torwart Timo Pielmeier nach dem entscheidenden 5:3 gegen Hamburg. Die Spieler selbst wohl auch, mit jedem Check, mit jedem Tor und mit jedem Sieg aber wuchsen sie ein wenig mehr zusammen. „Ingolstadt hat in der Vorrunde nicht gut gespielt. Aber Niklas Sundblad hat die Gruppe zusammengehalten, das ist sehr gute Arbeit von einem Leader“, lobte Hamburgs Coach Benoît Laporte, der 2007 ebenfalls noch in Nürnberg angestellt war.

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Im Januar galt der Schwede noch als beratungsresistent und stur, sein Training als zu hart. Jetzt wird er für seine Unbeirrbarkeit und seine Kommunikationsfähigkeiten gelobt. In Finale trifft Sundblad auf seinen Lehrmeister oder seinen Lehrling — je nach Perspektive. Vor seinem Wechsel nach Ingolstadt stand Sundblad an der Seite von Uwe Krupp hinter der Bande der Kölner Haie. Der ehemalige Bundestrainer formulierte es für den Donaukurier diplomatisch: „Ich glaube, dass wir voneinander gelernt haben, nicht nur Niklas von mir.“ Oder Krupp von Sundblad.