Julia Rath vom LAC Quelle: Über 1500 Meter nach Europa

23.9.2020, 16:17 Uhr

Es gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen von Julia Rath, Berge zu besteigen. Das macht die 16-Jährige allerdings nicht nur beim Wandern mit ihrer Familie, inzwischen erklimmt die LAC-Mittelstreckenläuferin auch beim Leistungssport immer höhere Gipfel.

Gerade erst schnappte sich die aus dem oberbayerischen Penzberg stammende Julia Rath in Heilbronn den zweiten Deutschen Meistertitel ihrer noch jungen sportlichen Laufbahn. Nach dem Erfolg über 800 Meter im Vorjahr bei der U 16 durfte sie nun auch die Goldmedaille über 1500 Meter in der U 18 in ihr Trophäenregal legen.

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"Es ist genauso gelaufen, wie ich es mir erhofft hatte", berichtet Rath begeistert von ihrem Triumph. Lange hatte sie das Tempo vorgegeben und erst auf der letzten Runde ihre Konkurrentin Lisa Merkel vorbei gelassen. "Bei mir ging es noch richtig gut. Ich bin dann eine halbe Runde hinter ihr hergelaufen, konnte sie bei den letzten 150 Metern noch einmal überholen und habe dann eben gewonnen."

Pure Untertreibung

Was so beiläufig klingt, ist pure Untertreibung, denn mit einem starken Schlussspurt hat Rath die ein Jahr ältere Merkel abgehängt und im Ziel rund 1,5 Sekunden hinter sich gelassen. "Ich war im Nachhinein super froh und glücklich, dass ich das durchgezogen habe, auch wenn es mit der Vorbereitung schwierig war", sagte die Siegerin erfreut.

Besagte Vorbereitung hatte bei der Gymnasiastin, die das Sportinternat der Bertolt-Brecht-Schule in Nürnberg besucht, unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie gelitten. Weil das Internat geschlossen hatte, war Rath nach Hause zu ihrer Familie nach Penzberg gefahren, dort aber war das Stadion gesperrt. "Ich war in der Zeit gar nicht auf der Bahn, aber ich mag es auch sehr gerne, einfach durch die Natur zu laufen, da hat mir das gar nicht so viel ausgemacht", erzählt sie.

Doch nicht erst bei den Deutschen Jugendmeisterschaften hat die Penzbergerin auf sich aufmerksam gemacht. Das gelang ihr schon 2016 bei ihrem allerersten Wettkampf, dem Osterseenlauf in Iffeldorf. Damals gewann sie auf der 1,1 Kilometer langen Strecke gleich mit 40 Sekunden Vorsprung – und pulverisierte den bis dahin gültigen Streckenrekord regelrecht.

Auf Anhieb auf dem Treppchen

Und das, obwohl die damals Zwölf-Jährige die Leichtathletik zunächst nur als Ergänzung zum Turnen gesehen und daher auch nicht speziell für diesen Lauf trainiert hatte. Es folgte Erfolg um Erfolg: Bei ihrer ersten Oberbayerischen Meisterschaft wurde Rath auf Anhieb Zweite und landete im Förderkader.

"Ich habe da einfach mitgemacht, war dann voll gut und bin da irgendwie reingerutscht", erinnert sich Rath – und scheint selbst vom Tempo ihres Aufstiegs überrascht zu sein.

Großes Talent

Im Jahr 2018 folgte das Angebot, an die Bertolt-Brecht-Schule zu wechseln, wo sie neben dem Unterricht sehr gute Trainingsmöglichkeiten hat. Die Entscheidung für das Sportinternat fiel in weniger als einer Woche. Die für den Vereinswechsel brauchte etwas länger: Erst mehr als ein Jahr später, zum Jahreswechsel 2019/20, tauschte Rath das Trikot des TSV Penzberg gegen das des LAC Quelle Fürth.

Dazu hatte auch Trainer Jörg Stäcker geraten, der in ihr ein großes Talent sieht: "Julia ist für ihr Alter sehr zielstrebig und in den Wettkämpfen sehr nervenstark. Sie ist mit 14 in das Internat gezogen, um sich ihren Traum vom Leistungssport zu verwirklichen, und sie hat jede Menge Spaß daran."

Als nächstes stehen nun die Bayerischen Meisterschaften auf dem Plan – und natürlich ist auch da der Titel das Ziel. Den nächsten Gipfel hat Julia Rath ebenfalls schon ins Auge gefasst, denn im nächsten Jahr will sie die Qualifikation zur U 18-Europameisterschaft in Italien schaffen.

Wie es danach weiter geht, ist noch offen, doch für sie ist klar: "Ich will in der Leichtathletik auf jeden Fall so weit kommen, wie ich es schaffe."