Kegler kämpfen gegen Mitgliederschwund

2.8.2018, 08:51 Uhr

Wenn es dieser Tage auf der frisch renovierten Kegelbahn des SKV Cadolzburg kracht und die Kegel in alle Richtungen fliegen, dann steht nicht einfach nur ein reguläres Turnier an. Aktuell schwitzen Freunde des Traditionssports, um das Bundeskegelsportabzeichen zu erhalten. Der Deutsche Kegler- und Bowlingbund (DKB) verleiht es als Auszeichnung für überdurchschnittliche Leistungen im Kegelsport und will damit Kegeln als Freizeit- und Breitensport attraktiv halten.

Mitmachen kann jeder. Wer eine gewisse Hürde an geworfenem Kegeln überschreitet, bekommt die Auszeichnung in den drei aufeinander folgenden Klassen: Bronze, Silber und danach Gold. Bronze und Silber gibt es nur beim ersten und zweiten Mal. Wer die Vorgaben für das Sportabzeichen nochmals erfüllt, der erhält fortan Goldabzeichen. Das goldene Abzeichen kann beliebig oft wiederholt werden. Sabine Egerer, die Pressewartin des SKV, erklärt: "Die aktiven Spitzenkegler sehen das mehr als Training und Vorbereitung." Die Älteren, die die Kugel nur noch in der Freizeit schieben, und die Hobbykegler packt der Ehrgeiz schon eher. Mancher Senior schickt sich an, bereits sein 30. Goldabzeichen zu sammeln.

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Viele ambitionierte Amateursportler hamstern die Trophäen wie andere Briefmarken sammeln. Gerade im Alter, so Egerer, sei es so möglich, sich der eigenen Leistungsfähigkeit zu versichern. Als besondere Ehre gibt es immer wieder Sonderauszeichungen für fünf, zehn, 15 oder 25 gesammelte Goldabzeichen.

Anfänger brauchen erst einmal nicht ans Abzeichen zu denken. Die Anforderungen sind für Grünschnäbel reichlich hoch angesetzt. 120 Wurf müssen die Kegler ohne oder unter Gassenzwang leisten – das bedeutet, die Kugel darf nur bestimmte Kegel treffen. Hobbykegler zwischen 19 und 49 müssen für Gold 640 Holz werfen (ohne Gassenzwang 320), Kegelveteranen über 70 benötigen dafür immerhin noch 520 (260).

"Wir haben einen Herren bei uns im Verein, der bereits 82 Jahre alt ist und in einem Zug gleich 240 Kugeln geworfen hat", so Egerer. Damit nicht genug: Der Enthusiasmus war so groß, dass er innerhalb einer Woche das Abzeichen gleich sechs Mal absolvierte. Für ihn, der erst zwei Jahre im Kegelverein ist, eine stramme Leistung. Möglich ist das, weil das Kegelabzeichen beliebig oft wiederholt werden darf.

Rekord mit 87 Jahren

Das führt zu den kuriosesten Auswüchsen, wie die Marke der legendären Margarethe Führes aus Mainaschaff im Landkreis Aschaffenburg beweist. Die begeisterte Keglerin machte 2009 mit 87 Jahren das 1750. Kegelabzeichen. Damen über 65 müssen für Gold die Hürde von 490 (240) Holz erreichen. Egerer, die selbst fünf Mal Gold gesammelt hat, müsste dafür in ihrer Altersklasse (45 bis 54 Jahre) 540 (270) Holz werfen.

So motiviert zeigen sich allerdings nur noch wenige Sportler, sehr zum Leidwesen der Vereine. Aktuell gibt es im Kegelbezirk Mittelfranken nur noch 4020 Kegler (siehe Grafik). Und die Zahlen schmelzen von Jahr zu Jahr: Während es im Kreis Fürth 2010 noch 765 Kegler waren, sind es dieses Jahr nur noch 582. Im Gesamtbezirk sind die Vertreter des Sports im selben Zeitraum um 1231 Aktive geschrumpft.

Zu beobachten ist: Wenn die Routiniers ausscheiden, wartet kaum mehr Nachwuchs. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, der sei herzlich eingeladen, beim SKV Cadolzburg seine Prüfung zum Kegelabzeichen zu absolvieren.

ZVon diesem Freitag bis zum Sonntag sind auf der Kegelbahn des SKV (Schützenstrasse 1, Cadolzburg) noch Plätze frei. Anmeldungen an: Robert Bär, Tel.: (091 03) 85 96 oder per E-Mail: baer-robert@t-online.de