Köllner: "Bin nur zeitlich limitiertes Trainer-Schicksal"

11.12.2018, 20:43 Uhr

Club-Trainer Michael Köllner im Presseclub: "Den meisten Druck machen wir uns sowieso selbst." © Roland Fengler

Der Mann spricht gerne. Das stellt fest, wer Michael Köllner trifft: der 1 FC Nürnberg hatte eindeutig schon wortkargere Trainer. Was er sagt, ist unterhaltsam, hat Substanz und auch Humor. Vorausgesetzt, man kann dem Redefluss im Oberpfälzer Dialekt folgen. "Ich habe mit zehn eine Entscheidung getroffen, die ich acht Jahre lang büßen musste", sagt Michael Köllner und lacht. Im schwarzen T-Shirt sitzt er neben Radio-F-Moderator Günther Moosberger und plaudert locker aus seiner Biografie. Die Entscheidung, die er als Knirps getroffen hat, war die, ins Internat zu gehen. Raus aus seinem Heimatdorf Fuchsmühl ins rund 40 Kilometer entfernte Weiden. Weil es dort eine große Fußballhalle gab — und fußballverrückt war der Oberpfälzer schon als Kind.

Nach dem Internat ging Köllner zur Bundeswehr und absolvierte dort eine Ausbildung zum Zahnarzthelfer. Mit Fußball hatte er parallel immer zu tun, trainierte teilweise fünf Jugendmannschaften gleichzeitig. Die Eltern hofften trotzdem, dass er eine Stelle beim Gesundheitsamt antreten würde, aber darauf hatte er keine Lust. Stattdessen wurde er Trainer beim Deutschen Fußballbund. Über 12 Jahre blieb er dort. "Etwas, das man konkret in den Händen hat, wieder loszulassen, fällt einem als Dorfjungen schwer", sagt Köllner. Trotzdem ging er und kam als Trainer erst zu Greuther Fürth und dann zu seinem heutigen Wirkungsort — dem 1. FC Nürnberg.

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Kraftwörter fliegen

Bisher war Köllner relaxt, jetzt wird er eine Spur leidenschaftlicher. Die Verhältnismäßigkeiten würden oft nicht gesehen. "Der FC Bayern hat in der Allianz-Arena unterirdische Business-Lounges. Im Morlock-Stadion müsste ich erstmal einen Weg graben, und dann treffe ich höchstens auf drei Fliegerbomben", sagt Köllner. Ein Scherz natürlich, hinter dem steckt, dass die monetären Rahmenbedingungen nicht vergleichbar sind. Und heute auch nicht mit früher. "Ich lebe im Hier und Jetzt. Und ,heute‘ bedeutet, dass wir finanziell am Arsch sind." Kraftwörter fliegen ab und zu an diesem Abend.

Köllner neigt nicht zum Jammern. Aber manchmal sei der Umgang mit der öffentlichen Meinung, mit negativen Schlagzeilen, nicht lustig. Für die Spieler in erster Linie, aber auch für ihn selbst. "Wennst aus dem Urlaub kommst und alle schauen dich am Flughafen an, als ob du ein Schwerverbrecher wärst. Und du fühlst dich auch selbst noch so! Dabei hast du nur ein Fußballspiel verloren." Auch im Umgang damit muss er seiner Mannschaft Hilfestellung geben. "Den meisten Druck machen wir uns sowieso selbst."

Eine schöne Zeit sei es in Nürnberg, auch in der Stadt fühlen er und seine Partnerin Petra Freitag wohl. "Aber ich definiere mein Leben nicht darüber, Club-Trainer zu sein", sagt Michael Köllner, ein Freund von realistischen Selbsteinschätzungen: "Ich bin hier nur ein zeitlich limitiertes Trainer-Schicksal."