Köllner steckt im Kammerbauer-Dilemma

24.3.2017, 13:10 Uhr

Gehörte bei der Derby-Niederlage in Fürth noch zu den besseren Nürnbergern: Dennoch war Patrick Kammerbauer danach nicht mehr so wirklich für den Club im Einsatz. © Sportfoto Zink / MeZi

Die fast schon romantisch verklärte Sehnsucht nach "jungen Wilden" aus dem eigenen Nachwuchs, die im Idealfall auch noch der Region entstammen, ist bei vielen Fans des 1. FC Nürnberg seit jeher tief verankert. Einer, der dieses Profil perfekt ausfüllt, ist Patrick Kammerbauer.

Umso größer war die Freude, als der 20-jährige Raitenbucher, der schon seit 2007 für den Club spielt, nach einigen Anlaufproblemen unter Alois Schwartz den Sprung ins Zweitliga-Team geschafft zu haben schien. Doch just die Beförderung seines vormaligen U 21-Trainers Michael Köllner bremste den Jungprofi wieder aus.

"Das war meine schwerste Entscheidung"

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Kammerbauer ist, wenn man das denn so salopp formulieren möchte, aktuell der Verlierer des Trainerwechsels. Obwohl er bei der Derbypleite in Fürth im defensiven Mittelfeld noch zu den besseren Akteuren einer konfusen Nürnberger Elf zählte, war bei Köllners Premiere gegen Bielefeld für den quirligen Kämpfer plötzlich kein Platz mehr frei. Ein Härtefall, wie der Oberpfälzer gestand: "Patrick rauszunehmen, war meine schwerste Entscheidung."

Dafür zauberte Köllner den offensiver ausgerichteten Debütanten Eduard Löwen aus dem Hut, "um mehr Schub und Schwung ins Spiel zu bringen". Und auf der rechten Abwehrseite, wo Kammerbauer ebenfalls passable Leistungen gezeigt hatte, erhielt wieder Kapitän Miso Brecko den Vorzug, weil der neue Coach "nach der turbulenten Woche da hinten ein bisschen Erfahrung reinbringen" wollte. Kammerbauer habe aber "eine gute Reaktion gezeigt und auch verstanden, dass es eine besondere Situation war", lobte Köllner.

Allerdings hielt die besondere Situation auch noch am vergangenen Montag in Berlin an, wo das Eigengewächs erneut nur auf der Bank saß. Und weil der Verein für die kommende Saison mit Enrico Valentini nun einen weiteren routinierten Rechtsverteidiger verpflichtet hat, befürchten nicht wenige Kritiker, Kammerbauer könnte trotz eines bis 2018 laufenden Arbeitspapiers im Sommer frustriert das Weite suchen.

Andreas Bornemann hält solche Sorgen für völlig unbegründet. "Ich kann die Leute beruhigen. Patrick spielt in unseren Überlegungen auch über diese Saison hinaus natürlich eine Rolle", betont der Sportvorstand. Hält Kammerbauers positive Entwicklung an, werde man sich zur gegebenen Zeit auch darum bemühen, "dass er uns länger erhalten bleibt".

"Die Jungen werden auf jeden Fall die Profiteure sein"

Daran ändere auch die Rückkehr von Valentini nichts: "Der Reiz dieser Verpflichtung liegt ja darin, dass Enrico sehr flexibel ist und vier verschiedene Positionen spielen kann, offensiv wie defensiv." Dass sich Kammerbauer derzeit wieder ein bisschen gedulden muss, sei "eine ganz normale Phase, die es bei jungen Spielern immer mal wieder geben wird", findet Bornemann und verweist auf Köllners generelles Faible für die Arbeit mit Talenten: "Die Jungen werden auf jeden Fall die Profiteure sein."

Etwas Selbstvertrauen tanken wollte Kammerbauer eigentlich in der deutschen U 20, die am Donnerstag in Elversberg gegen die Schweiz 1:0 gewann. Während Vereinskollege Lukas Mühl in der Startelf stand, musste sich Kammerbauer aber auch hier bis zur Halbzeit mit einer Reservistenrolle begnügen.