Konkurrenz belebt: Kleeblatt feilt an Stammformation

24.1.2015, 05:59 Uhr

"In keiner Weise Unruhe": Fürths Trainer Frank Kramer in Belek. © Sportfoto Zink / WoZi

Am Ende hatten sie doch einen Ausfall zu beklagen. Nachdem Trainer Frank Kramer schon erleichtert darüber war, dass sich niemand verletzt hatte, erwischte es Goran Sukalo. Der Slowene musste mit einem grippalen Infekt wegen der Ansteckungsgefahr getrennt von der Gruppe essen. Für ihn war die Vorbereitung bislang zum Vergessen. Mit Sprunggelenksproblemen trainierte er auch in den ersten beiden Wochen diesen Jahres nur dosiert.

Er droht den Anschluss zu verlieren. Es herrscht „gesunder Konkurrenzkampf“, wie es mit Benedikt Röcker einer der Gewinner der Woche formuliert. „Wir können die Systeme alle spielen“, sagt der Innenverteidiger, der mit Stephan Fürstner die Abwehrkette dirigiert. Kramer ließ in Belek – wie schon im Sommer – mit dem 4-1-4-1 ein System üben, das den Kampf um die Positionen neu entfacht hat. Zumal die drei Neuen nah an der Startelf sind.

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Die größten Chancen auf einen Einsatz gegen Ingolstadt am 6. Februar hat Sebastian Freis. Der Mittelstürmer ist auf dem Platz sofort zu einem Führungsspieler geworden, er fremdelte in den drei Testspielen nicht lange. In der Partie am Freitagabend gegen Euro-League-Teilnehmer Young Boys Bern trug sich Freis zwar nicht in die Torschützenliste ein, dafür übernahmen das Toreschießen eindrucksvoll seine Kollegen. Beim 4:2 (2:1) war ein Tor schöner als das andere: Florian Trinks, Zhi Gin Lam und Tom Weilandt trafen nach kurzen Sololäufen jeweils aus 20 Metern ins Netz, Robert Zulj erhöhte per wuchtigem Kopfball unter die Latte zum Endstand.

Kramer wollte den Sieg im Trainingslagerturnier nicht überbewerten, freute sich vielmehr darüber, dass „das Tempo zum Tor höher war. Wir waren geil drauf, was zu reißen“. Die Schweizer begingen gerade in der zweiten Hälfte einige Frustfouls und zettelten verbale Scharmützel an.

Lam und Davies schieben an

„Ein bissl unglücklich“ (Kramer) verliefen die Auftritte von Zulj. Der Austro-Kroate, der für 400 000 Euro von RB Salzburg kam, hat die Erwartungen noch nicht annähernd erfüllt. Selbst im Training traf er zu selten. Als er sich im Eins gegen Eins den Ball von Nachwuchskeeper Bastian Lerch abluchsen ließ, sagte Kramer keinen Ton, weil er glaubt: „Das weiß er selbst, da brauche ich nicht zu schreien.“ Ohne viele Worte, aber präzise wie ein Uhrwerk verrichtet Marco Caligiuri seine Arbeit. Nun, da mit Stefan Thesker, der spielerisch noch fremdelt, die Innenverteidigung verstärkt wurde, darf der Rückkehrer auf seiner Lieblingsposition im Mittelfeld auf der Sechs neben Stephan Fürstner oder der Acht spielen. „Man hört ihn nicht ganz so wie Fürste“, erklärt Kramer, „aber er steuert anders, die anderen spüren, was sie machen müssen.“

Dass die Vertragssituation mit dem Trainerteam und den beiden Führungsspielern Fürstner und Wolfgang Hesl noch nicht geklärt ist, wirkt sich bisher nicht störend aus. „Das Entscheidende ist, dass sie sich mit der Mannschaft identifizieren“, sagt Kramer, „die brauchen keine Motivationshilfe.“ Aktuell herrsche „in keiner Weise Unruhe“. Am heißesten ist der Kampf um die Flügel. Tom Weilandt scheint weit vorne. Der Rostocker vereint derzeit die nötige Lockerheit mit Effizienz. Immer stabiler wird Johannes Wurtz, der sich im vergangenen Jahr monatelang mit fiesen Patellasehnenproblemen herumärgerte. Dahinter schieben der 18 Jahre alte George Davies und Zhi Gin Lam mächtig an. Für Letzteren gehe es allein darum, „dass er einfach Zutrauen in seinen Körper gewinnt“, glaubt Kramer.

Sportdirektor Martin Meichelbeck sah man während der Woche immer wieder mit Spielern zusammensitzen; er gab ihnen in vielen Einzelgesprächen Rückmeldung über ihr Verhalten und hörte sich deren Meinung an. Auch Kramer lässt sich seit seiner Anstellung als Cheftrainer in Supervisionsgesprächen vom Sportpsychologen beraten. Obwohl die Spielvereinigung punkten muss, um nicht in den Abstiegsstrudel zu geraten, sagt Kramer: „Ich spüre keinen Druck von außen.“

In der bisherigen Spielzeit habe er erkennen müssen, „dass der Hurrafußball nicht funktioniert hat“. Mit einer defensiveren Ausrichtung habe er sich der Mannschaft angepasst, „dennoch haben wir bisher nicht nur die Tür verrammelt“. Mit dem Testgegner FC Augsburg am Sonntag (15.30 Uhr, Ronhof) dürfte man schon die neue Ausrichtung erkennen: überfallartiges Pressing vorne, gemeinsames Verteidigen hinten. Und zwar unabhängig davon, welche Zahlenreihen das Spielsystem beschreiben.