Leibold verscheucht die Gedanken ans Karriereende

3.5.2017, 05:58 Uhr

Würde sich nur zu gerne bald schon wieder dynamisch im Vorwärtsgang zeigen: Tim Leibold. © Sportfoto Zink

Wenn es ungemütlich ist in Nürnberg, dann ist es beim 1. FC Nürnberg immer noch ein wenig ungemütlicher. Der Nieselregen und der kalte Wind - die am DIenstag die Stadt in Beschlag genommen hatten - fühlen sich immer noch nieselregnerischer und kälter an im recht ungeschützt daliegenden Sportpark Valznerweiher.

Tim Leibold aber scheint das Wetter zu genießen, er steht jetzt endlich wieder auf dem Platz. Er bleibt also auch noch, als seine Übungseinheit mit Athletiktrainer Tobias Dippert ein Ende gefunden hat, plaudert mit den Zaungästen und schaut den richtig gesunden Zweitligaspielern des FCN beim Training zu.

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Fast richtig gesund

Leibold selbst ist jetzt wieder fast richtig gesund. Seit der Hinrundenpartie gegen die Würzburger Kickers hat Leibold nicht mehr Zweitliga-Fußball spielen können, fast ein halbes Jahr ist seitdem vergangen, eine Ewigkeit für einen, der mit 23 Jahren immer noch am Beginn seiner Karriere steht und für den es seit seinem Wechsel zum 1. FC Nürnberg eigentlich immer nur nach oben gegangen war.

Leibold war die Entdeckung der letzten Saison, ab dem vierten Spieltag war er Stammspieler unter Trainer René Weiler. Im Sommer meldete sich mit dem FC Ingolstadt ein Bundesligist, der Leibold fortan gerne in seinem Trikot hätte spielen sehen. Die Verantwortlichen beim Club erlaubten den Wechsel nicht - und mussten sich kurz darauf erstmals richtig ärgern über Leibold. Der hatte wie die Kollegen nach den verlorenen Relegationsspielen gegen Eintracht Frankfurt Urlaub gemacht, um wieder zu sich zu finden. Er hätte aber besser - so sahen sie das am Valznerweiher - seinen Leistenbruch operieren lassen sollen. Das machte Leibold dann kurz vor dem Saisonstart und verpasste die ersten Einheiten unter dem Trainer Alois Schwartz. Es gab Ärger.

Vorarbeit, Formsuche und die Einsicht

Am ersten Spieltag stand Leibold trotzdem von Beginn an auf dem Platz, bereitete den einzigen Nürnberger Treffer des Nachmittags vor, fand in der Folge aber auch nicht zurück zu jener Form, die ihn und seine Mitspieler ein paar Monate zuvor noch zur Spitzenmannschaft gemacht hatte.

Nach der Partie gegen Würzburg im November meldet sich Leibold dann mit einer Schambeinentzündung ab. Im Winter versuchte er sich erstmals an einem Comeback und zeigte sich einsichtig. "Ich büße jetzt für meine Fehler im Sommer", sagte er der Bild-Zeitung. Er büßte noch etwas länger.

Eine Zeit der Zweifel

Der Club entdeckte plötzlich die eigene Jugend - Leibold saß auf der Tribüne. Der Club wechselte den Trainer - Leibold saß auf der Tribüne. Es war die längste Pause, die er jemals hat ertragen müssen. Es war eine Zeit der Zweifel, sagt er: "Weil man nicht weiß, wie lange es dauert, weil man nicht weiß, ob man jemals wieder ohne Schmerzen Fußball spielen kann."

Zuletzt war er noch in Donaustauf, eine Reha-Maßnahme. Seitdem sind die Schmerzen weg, die Zweifel ebenfalls. Ein Jahr lang hat Leibolds Vertrag am Valznerweiher noch Gültigkeit, über eine Verlängerung des Kontrakts hat er noch nicht gesprochen mit Sportvorstand Andreas Bornemann. Hat aber Zeit, sagt Leibold.

Ein Einsatz soll's noch werden

Er will jetzt erst einmal wieder Fußball spielen in einer Mannschaft, die sich verändert hat, seit er das letzte Mal ein Teil davon war. "Unsere Art Fußball zu spielen ist anders als unter Alois Schwartz", sagt Leibold und meint: anspruchsvoller und schöner - "auch wenn wir nicht unbedingt mehr Punkte holen." Beim ein oder anderen Punktgewinn würde er gerne noch mithelfen, er will in dieser Saison noch einmal auf einem Zweitligaplatz stehen. Vollkommen egal, ob es dann stürmt oder die Sonne scheint.