"Lieber Sepp, es reicht!"

9.10.2015, 12:45 Uhr

Genug ist genug ist genug: Joseph Blatter sieht das anders. © dpa

Anders ist dein Verhalten nicht erklärbar. Zwei Tage nachdem sechs hochrangige Funktionäre direkt aus der Fifa-Zentrale heraus festgenommen wurden (Skandal!), lässt du dich, ohne mit der Wimper zu zucken, vom Kongress zum neuen alten Präsidenten wählen. Daumen hoch, Siegerlächeln. Heile Fifa-(Schein)-Welt. Glückwunsch, Sepp. Spiegel Online schrieb damals: Blatter 1, Fußball 0.

Vier Tage später trittst du zurück, aber nur weil es die ganze Welt von dir fordert. Schuldbewusstsein? Fehlanzeige. Dass deine Fifa gerade im Korruptions-Sumpf versinkt, das FBI und die Schweizer Bundesstaatsanwaltschaft gegen dich ermitteln? Geschenkt. Bis Februar 2016, wenn auf dem außerordentlichen Kongress Neuwahlen anstehen, heißt der Fifa-Präsident trotzdem Blatter. "Ich will nur das beste für die Fifa und den Fußball." Manch einer glaubt's dir sogar.

Dass dir jetzt ausgerechnet die Ethikkommission einen unschönen Abgang beschert, ist eine Ironie des Schicksals. Jenes Gremium, das bisher vor allem durch seine Machtlosigkeit charakterisiert worden war. Von deinen Gnaden eingesetzt, hat es bis dato nur Empfehlungen abgeben können, die deine Position nicht gefährden konnten (oder durften?). Mit der 90-Tage-Suspendierung hat sich die Ethikkommission endlich von dir emanzipiert.

Dass du auch das nicht akzeptierst und juristische Schritte einleitest, um deine Macht zu erhalten, ist typisch. Denn Macht schmeckt so süß. Die Integrität einer ganzen Sportart, des beliebtesten Spiels der Welt, muss leiden.

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Was bleibt, sind frustrierte Fans, das Bild eines machtbesessenen, egozentrischen 79-Jährigen - und eine WM in Katar. Sepp, go home!