Jahn Forchheim mit Mühe

"Man muss auch diese dreckigen Spiele gewinnen"

3.10.2021, 10:25 Uhr

Tim Hofmann ist einer der Gewinner der Saison beim Jahn: Die linke Verteidigerposition schien nach dem Weggang von Drazen Misic ein problem zu sein, im Moment spricht darüber keiner mehr.   © Andreas Klupp, NN

Wie landet man am Ende einer Saison weit vorne? „Wenn man auch solche dreckigen Spiele gewinnt“, sagt Tim Hofmann und verkündet damit eine altbekannte Fußballweisheit. Dabei hört sich das 3:0 der SpVgg Jahn Forchheim gegen das Landesliga-Schlusslicht SV Mitterteich standesgemäß an.

Aber der 20-jährige Linksverteidiger kann die Leistung schon richtig einschätzen: „Das war wahrlich nicht unser bestes Spiel.“ Und wären die kampfstarken Gäste beim Stand von 0:1 aus ihrer Sicht nicht mit einem Foulelfmeter an Forchheims bärenstarken Keeper Axel Hofmann gescheitert, hätte der neue Tabellenzweite vermutlich zwei Punkte liegengelassen.

Axel ist übrigens der Cousin von Tim und war mit weiteren Paraden maßgeblich am Sieg seines Teams beteiligt. Axel und Fabian Hofmann (Tims älterer Bruder) sind schon seit 2018 beim Jahn, Tim folgte ein Jahr später. Der Heroldsbacher kam seinerzeit aus der Landesliga-U19 von Eintracht Bamberg, war zunächst Reservist. Als Drazen Misic die linke Bahn räumte, um sein Glück beim Bayernligisten SV Seligenporten zu versuchen, schien seine Zeit gekommen. Doch dann stoppte ihn eine Verletzung zu Saisonbeginn. Inzwischen hat sich der Linksfuß fest etabliert - und war letztlich derjenige, der die Sportvereinigung auf die Siegerstraße brachte.

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Rustikales Schlusslicht

Denn der SV Mitterteich spielte so, wie man es von einem Schlusslicht erwarten konnte: Die ohnehin als rustikal bekannten Oberpfälzer igelten sich regelrecht in ihrer Hälfte ein. Und entwischte mal einer der Forchheimer, wurde er humorlos zu Fall gebracht. Das führte zu zahlreichen Freistößen, aber anfangs fehlte immer noch etwas, auch wenn die Standards von Kapitän Timo Noppenberger oder Tim Hofmann durchaus für Gefahr sorgten. Doch stets hatte der Torwart noch seine Finger dran oder ein Verteidiger ein Bein dazwischen.

Dann kam die 44. Minute. Eigentlich schien die Distanz fast zu weit für einen direkten Versuch. Aber Tim Hofmann probierte es einfach, zimmerte drauf und traf den Innenpfosten. Von da sprang der Ball auf den Rasen und ziemlich hoch auf. Imrann Moumouni bewies nun sein akrobatisches Talent und lag bei seinem Flugkopfball fast waagerecht in der Luft; der Ball flog wie ein Strich exakt in den gegenüberliegenden Torwinkel. Dass sich der Youngster Tim Hofmann den Ball für den Freistoß schnappte, findet dieser normal: „Meine Freistöße schieße ich schon immer und ich glaube, ganz gut.“

Also doch noch eine Führung, die der Jahn mit in die Pause nehmen durfte. Ansonsten wäre es in der Kabine wohl laut geworden, mehrfach hatte Trainer Christian Springer seinen Unmut kundgetan – mit nicht immer zimperlicher Wortwahl.

Abwehr gerät ins Schwimmen

Doch die Führung tat den Forchheimern nicht gut – ganz im Gegenteil. Plötzlich stürmten die Oberpfälzer munter nach vorne, und die sonst so stabile Jahn-Defensive geriet mehrfach ins Schwimmen. „In der ersten Halbzeit hatten wir noch Struktur und auch einige schöne Torchancen herausgespielt, die zweite Halbzeit war ein Gewürge“, befand Christian Springer. Vor allem als die unermüdlichen Sechser Fabian Hofmann und Timo Noppenberger nicht mehr alle Lücken schließen konnten.

Nun hieß es zittern. Nach dem gehaltenen Strafstoß atmete das Publikum schon auf, endgültig Erleichterung machte sich nach dem 2:0 von Philipp Nagengast breit, der sich wieder einmal auf seine unnachahmliche Art in die Höhe schraubte und ins lange Eck köpfte.

Das letzte Wort in dieser Partie hatte keiner drei „Hofmänner“, sondern Patrick Hoffmann (mit zwei „f“). Kurz zuvor eingewechselt, markierte der bullige Stürmer das späte 3:0, jubelte aber überschwänglich. Kien Wunder: Erst war er lange verletzt, zuletzt bremste ihn eine Corona-Infektion aus. Und nun gleich ein Treffer nach der Genesung zum Comeback.

Glück im Unglück

„Das war für uns fast schon Glück, dass er verletzt war“, sagt Trainer Springer. Denn so hatte er keinen Kontakt zur Mannschaft gehabt, ehe er sich vor einem geplanten Urlaub testen ließ – und positiv getestet. „Ansonsten hätte vielleicht das ganze Team in Quarantäne gemusst“, mutmaßt Springer.