Super Bowl LVII steht an

Super Bowl LVII: Das waren die größten Super-Bowl-Momente der vergangenen Jahre

11.2.2023, 12:52 Uhr

Eine feste Größe in dieser Liste: Tom Brady. © Darron Cummings, dpa

Es ist eine der größten Bühnen des Sports: Der Super Bowl. Das Endspiel der NFL zieht jedes Jahr Millionen Menschen auf aller Welt vor die Fernsehgeräte. Hochleistungssport auf höchstem Niveau, atemberaubende Spielzüge und viele Kuriositäten, die sich um den Mythos Super Bowl ranken. 56 Super Bowls gab es bereits, 56 spannungsgeladene Spiele mit historischen Spielzügen und spielentscheidenden Nuancen. Hier ist eine Auswahl der zehn spannendsten, verrücktesten und elektrisierendsten Momente aus den letzten Jahren.


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Bis zu diesem Moment war Super Bowl XLVII eine klare Sache - und dann wurde es noch einmal richtig knapp. Am 3. Februar 2013 treffen die Baltimore Ravens auf die San Francisco 49ers. Als Favorit gilt zwar das Team aus Kalifornien, doch die erste Halbzeit verläuft komplett anders. Die Ravens starten die Partie mit drei Touchdowns aus den ersten fünf Ballbesitzen und gehen mit einer bequemen 15-Punkte-Führung in die Halbzeit. Im ersten Spielzug nach der Pause erläuft Jacoby Jones den nächsten Touchdown für Baltimore, das Spiel droht eine Machtdemonstration zu werden. Bis beim Stand von 28:6 plötzlich das Licht in weiten Teilen des Mercedes-Benz Superdomes ausgeht.

Ganze 22 Minuten dauert es, bis der Strom wieder da war, insgesamt ist das Spiel für 34 Minuten unterbrochen. Und dann folgt eine unglaubliche Aufholjagd der 49ers um Quarterback Colin Kaepernick: San Francisco übernimmt die Kontrolle und kämpft sich wieder bis auf zwei Punkte heran. Aufgrund routinierter Coaching-Entscheidungen gelingt es Baltimore dennoch, die Führung wieder auszubauen und den Sieg nach Hause zu schaukeln. Mit 31:34 müssen sich die 49ers geschlagen geben, an diesen Stromausfall, der ihnen so viel Hoffnung gab, werden sie sich dennoch gerne zurückerinnern.


Drei Super-Bowl-Siege in nur vier Jahren: Der Lauf, den die New England Patriots Anfang bis Mitte der 2000er-Jahre hinlegten, war absolut beeindruckend - und nur der Anfang einer Erfolgsgeschichte, die auch im Jahrzehnt darauf noch einmal ähnlich dominant weitergehen sollte. Doch wie begann alles? Mit einem eigentlich unspektakulären Field Goal. Bei Super Bowl XXXVI trafen die Patriots mit Trainer-Legende Bill Belichick und dem damals noch unerfahrenen Quarterback Tom Brady auf die St. Louis Rams. Die Rams gingen aufgrund ihrer spektakulären Offensive als Favoriten in die Partie, fanden sich durch drei Ballverluste aber plötzlich in der Rolle des Jägers wieder. Mit einem 3:17-Rückstand ging St. Louis ins letzte Viertel, drehte noch einmal auf und glich mit nur 90 Sekunden Restzeit auf der Uhr aus.

Die Patriots starteten in ihren letzten Ballbesitz der regulären Spielzeit, in dem Tom Brady erstmals auf ganz großer Bühne sein enormes Können aufblitzen ließ. Mit weitestgehend simplen Passspielzügen arbeitete sich New England in Field-Goal-Reichweite vor und überließ dem Kicker Adam Vinatieri das Feld. Aus 48 Yards behielt der Routinier die Nerven und entschied mit ablaufender Spielzeit den Super Bowl für sein Team. Es sollte Vinatieris erster von vier Super-Bowl-Erfolgen sein - und der erste von sechs Super Bowls für die Patriots. Ein historischer Kick, der den Weg für eine historische Dominanz des Teams aus Massachusetts ebnete.


Wir bleiben bei Spielzügen mit großer Wirkung: Bis heute ist Super Bowl XLVIII zwischen den Denver Broncos und den Seattle Seahawks das Endspiel mit den am schnellsten erzielten Punkten. Gleich beim ersten Spielzug der Offensive der Broncos kam es zu einem Missverständnis, Quarterback-Legende Peyton Manning bewegte sich gerade nach vorne, als Center Manny Ramirez den Spielzug begann. Der Ball flog an Manning vorbei in die eigene Endzone, wo Denvers Running Back Knowshon Moreno sich geistesgegenwärtig auf ihn stürzte und so zumindest einen Touchdown Seattles vermeiden konnte. Für den sogenannten Safety gab es dennoch zwei Punkte für Seattle sowie den Ballbesitz.

Ein denkbar schlechter Start für die Broncos, der für den Rest des Abends den Ton angeben sollte: Das eigentlich so offensivstarke Team aus Colorado geriet zwischenzeitlich mit 0:36 in Rückstand gegen Seattles erbarmungslose Defensive, am Ende verloren die Broncos überraschend deutlich mit 8:43. Was wohl gewesen wäre, hätte es diesen Fauxpas zu Beginn nicht gegeben?


War das einer der besten Catches der Super-Bowl-Geschichte? Zumindest was die Körperkontrolle, die Geduld und die Ausführung betrifft sind einige Expertinnen und Experten dieser Meinung. In Super Bowl XLIII trafen die Pittsburgh Steelers auf die Arizona Cardinals. Die im Vorfeld deutlich favorisierten Steelers hatten die Partie über drei Viertel im Griff, ehe Arizona dank Quarterback Kurt Warner plötzlich kurz vor Schluss in Führung ging. Pittsburghs Offensive betrat also mit noch 157 Sekunden auf der Uhr und einem 20:23-Rückstand das Feld im Raymond James Stadium in Tampa - und wusste die Zeit zu nutzen.

Steelers-Spielmacher Ben Roethlisberger sah in der letzten Minute des Spiels seinen Passempfänger Santonio Holmes in der Endzone mit gleich drei Cardinals-Verteidigern in unmittelbarer Nähe. Trotzdem ging "Big Ben" das Risiko ein, warf den Ball perfekt in die Ecke der Endzone - und der Rest ist Geschichte. Holmes ging auf die Zehenspitzen, streckte sich in Richtung Ball und fing das Ei mit nahezu unglaublicher Körperkontrolle. Es sollte der letzte Touchdown der Partie werden, die Steelers gewannen mit 27:23.


Viel dramatischer kann es eigentlich nicht werden. Super Bowl XXXIV zwischen den St. Louis Rams und den Tennessee Titans blieb bis zum letzten Spielzug spannend. Beim Stand von 16:23 mit nur noch sechs Sekunden auf der Uhr brauchen die Titans nur zehn Yards, um auszugleichen oder gar in Führung zu gehen und das Spiel zu gewinnen. Das Team aus dem "Volunteer State" hatte sich zuvor nach sehr schwacher erster Hälfte wieder in die Partie gekämpft, das Momentum war auf Tennessees Seite.

Titans-Quarterback Steve McNair warf den Ball zu seinem Wide Receiver Kevin Dyson, der sich streckte und streckte - aber mit ablaufender Uhr genau ein Yard vor der Endzone zu Boden ging. Die Titans konnten nicht punkten, die Rams-Defensive hielt stand und gewann mit diesem Spielzug den Super Bowl. Das Tackle von Rams-Verteidiger Mike Jones wurde aufgrund der Dramatik der Szene später vom US-Sportsender ESPN als einer der größten Super-Bowl-Momente aller Zeiten bezeichnet, der Spielzug an sich ist seitdem als "The Longest Yard" unter Football-Fans bekannt.


Eine ganz besondere Entscheidung für einen ganz besonderen Moment: Bei Super Bowl XLIV treffen die New Orleans Saints auf die Indianapolis Colts. Die Saints um Quarterback Drew Brees stehen erstmals im Super Bowl und erwischen gegen die favorisierten Colts keinen besonders guten Start. Das Prunkstück des Teams, die Offensive, gerät komplett ins Stocken. Lediglich zwei Field Goals durch Saints-Kicker Garrett Hartley halten die Saints im Spiel. Irgendeine zündende Idee braucht es, um das Spiel zu Gunsten von New Orleans zu drehen. Und dann kommt der große Moment von Head Coach Sean Payton und Kicker Thomas Morstead.

Anstatt nach der Halbzeit, wie üblich, den Ball tief in die gegnerische Hälfte zu spielen, versuchen es die Saints mit einem überraschenden Onside Kick. Der erwischt die Colts dann tatsächlich auf dem falschen Fuß, die Saints bekommen den Ballbesitz und gehen erstmals in der Partie in Führung. Durch eine überragende Schlussoffensive entscheidet das Team aus Louisiana dann das Spiel mit 31:17 für sich und gewinnt erstmals die so begehrte Lombardi Trophy. Und möglich wird das alles erst durch einen Kick, mit dem niemand gerechnet hatte.


Passspielzüge in der NFL sind normalerweise relativ simpel: Der Quarterback bekommt den Ball und wirft ihn zu einem Passempfänger. Für Super Bowl LII haben sich die Philadelphia Eagles aber etwas anderes einfallen lassen - und ihren Gegner, die New England Patriots, auf dem falschen Fuß erwischt. Beim Stand von 15:12 für Philadelphia stehen die Eagles kurz vor der Endzone der Patriots, 38 Sekunden sind noch auf der Uhr in der ersten Halbzeit. Im vierten Versuch weiß das Team um Quarterback Nick Foles: Wenn seine Eagles hier nicht punkten, übernimmt New England wieder den Ballbesitz und bekommt die Chance, noch vor der Pause auszugleichen oder gar in Führung zu gehen.

Beim Timeout vor dem Spielzug rennt Foles an die Seitenlinie, unterhält sich kurz mit seinem Trainer Doug Pederson und geht zurück aufs Feld. Doch anstatt den Ball vom Center zu übernehmen, läuft Foles nach rechts. Der Ball landet in den Händen von Running Back Corey Clement, der ihn seitlich zu Tight End Trey Burton passt. Burton, in der High School und auf dem College noch als Quarterback aktiv, nutzt die Verwirrung in der Defensive der Patriots und wirft das Ei auf den völlig frei stehenden Nick Foles. Ein Trickspielzug, der fortan als "Philly Special" oder "Philly Philly" in die Geschichte eingehen soll - und den Eagles den ersten Super-Bowl-Sieg in ihrer Geschichte einbringt.


Es ist die wohl berühmteste Interception in der jüngeren Super-Bowl-Geschichte. Super Bowl XLIX zwischen den New England Patriots und den Seattle Seahawks ist ein Duell auf Augenhöhe, spannend bis zur letzten Minute. Trotz eines Zehn-Punkte-Rückstands zu Beginn des vierten Viertels behalten die Patriots, wie so häufig, einen kühlen Kopf und gehen durch einen Touchdown von Wide Receiver Julian Edelman in Führung. Mit etwas mehr als zwei Minuten Restspielzeit bekommt die im Schlussabschnitt ins Stocken geratene Offensive der Seahawks wieder den Ball. Ein letzter Drive für Russell Wilson, Marshawn Lynch und Co. Eine letzte Chance, die Lombardi Trophy zu holen. Und mit einigen schnellen und sehr erfolgreichen Spielzügen schaffen es die Seahawks, sich kurz vor die Endzone des Gegners zu spielen.

Nur ein Yard trennt Seattle vom großen Erfolg, Running Back Lynch platziert sich im Backfield, jeder im Stadion rechnet mit einem Laufspielzug. Doch plötzlich wirft Quarterback Wilson den Ball auf seinen Receiver Ricardo Lockette. Viel Risiko in einer Situation, in der Seattle sogar noch eine Auszeit in der Hinterhand hat. Zu viel Risiko, denn: Patriots-Verteidiger Malcolm Butler ist etwas früher am Ball, schnappt ihn sich und beendet damit nicht nur den Ballbesitz der Seahawks, sondern auch Seattles Super-Bowl-Träume. Tom Brady freut sich über seinen vierten Meisterschaftsring, drei weitere sollten in den Jahren danach noch folgen.


Nummer fünf für Tom Brady - und das in gewohnt spektakulärer Art und Weise. Super Bowl LI zwischen den New England Patriots und den Atlanta Falcons geht nicht nur als der erste Super Bowl in die Geschichte ein, der erst in der Verlängerung entschieden worden ist, sondern auch als das Endspiel mit dem Comeback aller Comebacks. Doch von Beginn an: Die im Vorfeld favorisierten Patriots tun sich in der ersten Halbzeit extrem schwer, die Offensive ist uninspiriert, die Defensive bekommt keinen Zugriff - für Atlanta laufen sowohl Lauf- als auch Passspiel wie geschmiert. Als Falcons-Back Tevin Coleman einen Pass von Quarterback Matt Ryan zur 28:3-Führung für Atlanta fängt, scheint die Partie gelaufen. Doch dann werden die Patriots erst richtig wach. Kurz vor Ende des dritten Viertels gelingt Brady der erste Touchdown-Pass, die Führung der Falcons schmilzt im Laufe des vierten Viertels immer weiter.

Erst auf 19 Punkte, dann auf 16 Punkte, schließlich auf acht. Atlanta hält trotzdem noch alle Trümpfe in der Hand, wenige Minuten vor Ende bringen sie sich in Field-Goal-Reichweite und könnten mit einem relativ simplen Kick den Sieg klarmachen. Doch dann folgen zwei Katastrophen-Spielzüge, die Falcons müssen den Ball ohne Punktgewinn wieder abgeben. Und die große Stunde des Tom Brady schlägt. Zunächst gleicht New England mit 57 Sekunden auf der Uhr aus, dann geht es in die Verlängerung, die Brady mit unvergleichlicher Routine über die Bühne bringt. Fünf kurze Pässe bringen die Patriots nahe an die Endzone des Gegners, einen Laufspielzug von James White später ist dann klar: New England ist hier historisches gelungen. Mal wieder.


Die Saison 2007 ist für die New England Patriots ein Rausch. In der Hauptrunde der NFL-Saison gewinnt das Team von Coach Bill Belichick alle 16 Spiele, in den Playoffs sorgen zwei weitere Siege auf dem Weg in den Super Bowl. Vor Super Bowl XLII zwischen New England und den New York Giants ist deshalb ziemlich klar, wer gewinnen wird. Buchmacher favorisieren die Patriots eindeutig, ein Sieg mit zwölf Punkten Vorsprung wird vorhergesagt. Doch im Sport kommt es wie so häufig anders, als man denkt. So auch an jenem 3. Februar 2008. In einer hart umkämpften Partie zwischen zwei defensivstarken Teams liegen die Giants mit 10:14 hinten, noch rund 160 Sekunden sind zu spielen. Und das Team um Quarterback Eli Manning braucht nicht weniger als ein Wunder, um die perfekte Saison der Patriots zu ruinieren.

Vielleicht nicht mit einem Wunder, aber mit Hilfe seines Helms gelingt Giants-Passempfänger David Tyree dann ein Catch, der in die NFL-Geschichte als "Helmet Catch" eingeht. Weil Tyree nicht beide Hände an den Ball bekommt, klemmt er ihn zwischen seiner rechten Hand und seinem Helm ein. Durch den spektakulären Catch kommt New York mit nur einem Spielzug satte 32 Yards voran. Wenig später wirft Manning den spielentscheidenden Touchdown-Pass auf Receiver Plaxico Burress und entreißt den Patriots damit die so sicher geglaubte Lombardi Trophy.