Misstöne begleiten den Abschied

7.11.2008, 00:00 Uhr

Vom geplanten Königsmord war vor einem Jahr die Rede, ein herber Vergleich, zugegeben - doch die Palast-Revolte am Ebensee sollte mit Werner Wild einen Präsidenten stürzen, den seine schärfsten Kritiker auch schon mal als «Diktator» bezeichneten. Die Revolution beim Post-SV scheiterte, weil die Königsmörder zu Lämmern mutierten. Nun hat der König abgedankt, schriftlich seinen Rücktritt verkündet und die Ämter niedergelegt. Doch Werner Wild wurde nicht mit Ehrenbezeugungen und warmen Worten verabschiedet, sondern erhielt Hausverbot an der Ziegenstraße. Ein Ende, das beide Seiten lädiert zurücklässt.

Kompetenz des Präsidenten beschnitten

Hintergrund der Querelen war die Installierung eines neuen Geschäftsführers bei gleichzeitiger Kompetenz-Beschneidung des Präsidenten. Wild hatte dieser Satzungsänderung selbst zugestimmt, am 1. Juni übernahm der ehemalige Bank-Manager Martin Maske die Geschäfte und begann ein forsches Modernisierungsprogramm, um den Mitgliederschwund (minus 4000 auf jetzt 16 050 in sieben Jahren) beim Post-SV zu stoppen. Soweit die Fakten. Was dann passierte, muss man sich zusammenreimen. Wild, der in seiner elfjährigen Präsidentschaft einige Geschäftsführer verschlissen hatte, mischte sich immer noch ins Tagesgeschäft ein, doch anders als zuvor hatte er keine Möglichkeit, Maske wieder vor die Tür zu setzen. Also räumte der Präsident das Feld, teilte «aus gesundheitlichen und persönlichen Gründen» seinen Rücktritt mit - und war trotzdem regelmäßig auf dem Post-SV-Gelände anzutreffen, was wohl zu Konfrontationen führte.

Spricht man heute mit Mitgliedern und Beteiligten über diese Zeit, klebt ein großes «Ja, aber» auf jedem Satz. Jeder würdigt die großen Verdienste des 73-Jährigen für den Verein und seinen nimmermüden Einsatz - aber irgendwann, so der unterschwellige Tenor, ist auch mal gut. Man fühlt sich ein bisschen an die CSU und ihr Edmund-Stoiber-Delirium erinnert. Für ihn gab es Pfiffe auf dem Parteitag, Werner Wild erhielt Hausverbot, um Ruhe in den plötzlich von Gerüchten umwaberten Verein zu bringen und auch, um «ihn zu schützen», erklärt Vizepräsident Franz Gebhardt.

«Change»-Klima auch am Ebensee

Der Ex-Präsident selbst hüllt sich in Schweigen, ein Rückruf blieb bisher aus, beim Post-SV blickt man nach vorn. Am 18. November wird auf einer außerdordentlichen Delegiertenversammlung ein neuer Präsident gewählt. Ein Kandidat steht fest und wurde auf der Verwaltungsratssitzung vor zehn Tagen bereits vorgestellt. Trotzdem ist der Vorstand aufallend bemüht, den Abteilungen das Gefühl zu geben, dass ihre Stimme Gewicht hat - «Change»-Klima auch am Ebensee. Sachlich und unaufgeregt sei die Sitzung verlaufen, sagt Maske und wertet dies als «gutes Stimmungsbarometer» für die Wahl in zwei Wochen.

In einem Jahr wollte Werner Wild ohnehin sein Amt niederlegen, nun endete seine Ära früher und von Misstönen begleitet. Das Hausverbot, kündigte Gebhardt an, soll allerdings bald wieder aufgehoben werden. Man darf vermuten, dass der ehemalige Präsident das Gelände trotzdem in Zukunft meidet.