Nadja Pries ist zum zwölften Mal Deutsche Meisterin

3.9.2020, 11:00 Uhr

Die Saisonvorbereitung war diesmal anders. Eine Woche vor der Deutschen Meisterschaft gönnte sich Nadja Pries ein paar Tage Urlaub am Gardersee. Geschadet hat es ihr nicht. Am Samstag holte die Erlangerin ihren zwölften nationalen Titel. Der Urlaub also hat gut getan. Es war vielleicht die letzte Pause in einem anstrengenden Qualifikationsjahr vor den Olympischen Spielen.

Tokio bleibt auch nach der Absage 2020 das große Ziel

Tokio bleibt auch nach der Absage 2020 das große Ziel. Doch ganz so einfach ist es während einer Pandemie nicht. Seit dem Lockdown hat Pries sich auf ihr Studium konzentriert und ein Praktikum gemacht. "Deshalb habe ich jetzt den Urlaub echt gebraucht", sagt die 26-Jährige. Denn fürs restliche Jahr ist ihr Wettkampf-Kalender schon wieder gut gefüllt. Während in anderen Sportarten noch immer sehr viele Veranstaltungen wegen Corona ausfallen, tragen die BMX-Verbände selbst auf europäischer Ebene Rennen aus. "Beim Fahren hat man keinen Kontakt zueinander", sagt Pries, durch die Räder und Helme sei man vor Körperkontakt geschützt.

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Außerhalb der Strecke gelten Hygiene- und Abstandsregeln. "Bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin war das super umgesetzt", sagt Pries. Viele Nachwuchsklassen waren nicht zugelassen, die Rennen haben nur Junior- und Elite-Fahrer ausgetragen. "Es war relativ wenig los, außerdem waren keine Zuschauer dabei, nur Betreuungspersonen."

"Letztlich habe ich keine Lust, mich oder jemand anderen in Gefahr zu bringen"

Bei den Euro-Läufen sei das anders: Es gibt zwar ein Hygienekonzept, "doch alle Altersklassen sind zugelassen, auch mit Zuschauern", sagt die Erlanger BMX-Fahrerin. "Da kommen locker 2000 Leute zusammen, mit Campingplatz und Dixi-Klo." Nadja Pries macht sich durchaus Sorgen, "inwiefern das durchdacht ist". Ganz auf die Wettbewerbe verzichten aber kann sie auch nicht.

"Ich brauche einerseits die Punkte für die Olympia-Qualifikation, doch möchte auch nicht volles Risiko gehen." Pries wohnt in Nürnberg mit ihrem Freund zusammen. "Er arbeitet Vollzeit, da kann ich nicht zwei Wochen in Quarantäne, weil ich in ein Risikogebiet fahren möchte." Es sei ein "Balance-Akt", und "letztlich habe ich persönlich keine Lust mich oder jemand anderen in Gefahr zu bringen", sagt Pries. "Es gibt Wichtigeres als Rennen zu fahren."

Die Olympia-Qualifikation aber läuft wieder, auch wenn noch nicht alle Details geklärt sind. Weiterhin wird sich Nadja Pries als Individual-Sportlerin versuchen müssen, im Nationen-Ranking bleibt Deutschland chancenlos. 



"Ich kann gerade nicht abschätzen, wie meine Chancen sind, es ist eine komische Zeit", sagt Nadja Pries. Nach einigen überstandenen Verletzungen aber hat sie gelernt, geduldig zu bleiben. "Ich rechne nicht permanent durch, wie ich stehe." Ein paar Weltcups sind für Ende des Jahres in Aussicht. "Doch niemand weiß, wie die stattfinden werden."

Die Deutschen Meisterschaften sind ohne Zwischenfälle abgelaufen. "Man hat aber gemerkt, dass die Stimmung anders war. Ich habe mich über meinen Sieg zwar gefreut, doch es war ein sehr kleiner Kreis dabei. Es hat sich mehr angefühlt wie ein Trainingsrennen. Ich war trotzdem froh, dass ich meine Leistung abrufen konnte und saubere Runden gefahren bin." Pries war wieder nicht zu schlagen.

"Es war ein cooles Wochenende, das Renngefühl und die Aufregung waren zurück. Es war eine gute Vorbereitung für die anstehenden Rennen." Auch wenn Pries wohl nicht an allen teilnehmen wird. In zwei Wochen zum Beispiel soll es an die Côte d’Azur gehen, ein Hochrisiko-Gebiet. Da bleibt die Sportlerin wohl lieber zu Hause.

Das ist übrigens weiterhin in Franken, auch wenn Pries mittlerweile für das BMX-Team aus Kornwestheim an den Start geht. Das liege allein an den Verbänden, sagt Pries, im Bundesland Baden-Württemberg bekomme sie als Leistungssportlerin mehr Unterstützung als in Bayern. "Der RC 50 Erlangen bleibt dennoch mein Heimatverein." Das zumindest kann auch eine Corona-Pandemie nicht ändern.

Aktion "T-Shirts für die kids-tour"

Die Internationale kids-tour Berlin ist die europaweit größte Mehretappenfahrt für die Altersklassen U13 und U15 weiblich und männlich. Viele der aktuellen deutschen Profis und Starter bei der Tour de France standen hier in jungen Jahren am Start. Die 28. Auflage musste 2020 ausfallen und findet nun erst im August 2021 statt.

Um das offizielle finanzielle Budget dieser Veranstaltung zu entlasten, trägt Radsport-Fotograf Thomas Hildebrandt über die Socialmedia-Plattformen private Unterstützung zusammen. Es geht darum, die gut 300 traditionellen Teilnehmer-T-Shirts zu produzieren. Interessenten informieren sich bitte über sein Facebook-Profil. Alle Infos zur Tour gibts hier.