Perfektes Spiel mit einem Profi

1.4.2017, 21:00 Uhr

In Deutschland kennt kaum jemand den Namen Parker Bohn III. Was zeigt, wie wenig wichtig Bowling hierzulande ist, denn der 53 Jahre alte US-Amerikaner gehört zu den erfolgreichsten Athleten seiner Zunft. "Was Michael Schumacher für die Formel 1 ist, bin ich, fast, für das Bowling", sagt er schmunzelnd. Vor allem in den USA ist er populär.

Im All-Time-Ranking steht Bohn mit den meisten Siegen derzeit auf Rang fünf. Er ist einer von vier Bowlern weltweit, die bei den gewonnenen Preisgeldern die Drei-Millionen-Dollar-Grenze überschritten haben. Größenordnungen, die in Deutschland unvorstellbar sind.

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Auch deshalb, weil die Vereine mit geringen Mitgliederzahlen zu kämpfen haben. "Wir brauchen dringend Nachwuchs. Sonst stirbt die Sportart Bowling aus", befürchtet John Mesch, erster Sportwart des Steiner Bowlingklubs. Anders sieht es beim Bowling als Freizeitspaß aus. Wer den Freitagabend mit Freunden auf der Bahn verbringen möchte, muss rechtzeitig dran sein. Gerade am Wochenende freuen sich Betreiber meist über ein volles Haus.

Experte Parker Bohn sieht deshalb kein strukturelles Problem in Deutschland. Man müsse die Leute begeistern, die Sportart in den Vordergrund rücken. "Vielleicht ist der nächste Bowling-Star schon unter uns. Auch ein Schumacher hat klein angefangen", so der US-Amerikaner.

Freilich ist die Situation in Deutschland nicht mit den USA zu vergleichen, wo das Bowling, wie wir es heute kennen, seinen Ursprung hat. Ende des 19. Jahrhunderts wurden dort die Regeln des Ten-Pin-Bowlings festgehalten. Man hob sich so vom Kegeln ab, das vor allem die Europäer spielten. Längst ist Bowling ein Traditionssport für viele Amerikaner. Etliche Hallen selbst in kleinen Städten, Bowling-Center mit bis zu 100 Bahnen, eine andere Organisationsform der Sportart als in Deutschland und selbstverständlich Sponsoren bieten mehr Möglichkeiten.

"Ich möchte hier Leute verbinden, die die gleiche Leidenschaft teilen", sagt Bohn. Über sein Know-how, das er in 32 Profijahren gesammelt hat, freuten sich auch die Steiner Bowler. Beim Training nimmt er sich Zeit, korrigiert schon den kleinsten Fehler bei der Anlauf- oder Ausholbewegung. "Er bringt das locker rüber, hat die Nase auch nicht oben", urteilt Mesch.

Bohn findet Gefallen daran, seine Sportart zu vermitteln. "Das Schöne ist, dass wir hier unabhängig vom Alter und dem Level zusammenkommen." Dennoch appelliert er an Bowlingfans: Wer es ernst meint, solle einem Verein beitreten.

Auch das Niveau der Lichtenhofer Bowler konnte Bohn bestaunen. Bei dem an diesem Abend ausgerichteten Turnier schaffte Jochen Birkner aus der Landesligamannschaft des RW ein perfektes Spiel, nämlich zwölf Strikes in Folge – und das im Finale gegen Parker Bohn. Natürlich erhofft sich der RW Lichtenhof auch über den Abend hinaus etwas. "So eine Gelegenheit hat man nicht oft. Wir wollen damit den Sport bekannter machen und vor allem unseren jüngeren Mitgliedern demonstrieren, dass es wirklich richtige Profis gibt."