Publikumsliebling Schröck spaltet Fanszene der SpVgg

10.1.2016, 16:00 Uhr

Auf der Facebook-Seite der FN erreichte die Nachricht mit der Überschrift: "Paukenschlag in Fürth: Schröck vom Training freigestellt" seit Donnerstagmittag 17 000 Menschen, eine außergewöhnlich hohe Zahl. Die Kommentare darunter lesen sich teils drastisch. Simon Dallmeier etwa fasst sein Entsetzen so in Worte: "Man kann ja alles machen. Aber das Fürther Heiligtum auf diese Art und Weise abzusägen, ist einfach unter aller Kanone. Selbst wenn die Leistungen nicht gestimmt haben, aber damit dürften es sich die Verantwortlichen bei den Fans noch schwerer gemacht haben, als sie es ohnehin schon haben. Dieser Verein wird mir immer fremder."

Heiko Hebeler zieht einen Vergleich: "Jetzt hat auch das Kleeblatt den Pinola-Fall." Dem Club-Idol Javier Pinola verweigerte das FCN-Management im vergangenen Sommer einen neuen Vertrag. Mit Stephan Schröck in Fürth ist die Lage allerdings etwas verzwickter. Die Fußballromantik darf den Blick auf die Fakten nicht vernebeln.

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Zum einen bat der Spieler von sich aus das Kleeblatt-Management, den Markt sondieren zu dürfen, die Spielvereinigung hat ihn nicht weggeschickt. Zum anderen kann es durchaus sein, dass Schröck am kommenden Donnerstag im Flugzeug auf dem Weg ins Trainingslager nach Andalusien sitzt, weil er keinen neuen Verein gefunden hat.

Statistik spricht gegen ihn

Anlass für Schröcks Flucht sind unterschiedliche Auffassungen über seine Position. Trainer Stefan Ruthenbeck rechnete ihm knallhart vor, wo er wertvoller ist: Mit ihm als Rechtsverteidiger – dort würde ihn der Coach gern sehen – holte die Mannschaft mehr Punkte als ohne ihn. Der philippinische Nationalspieler selbst möchte aber lieber in der Offensive spielen, doch dort ist er schwach: Nur zwei Vorlagen und kein Tor in 42 Einsätzen seit Sommer 2014 sprechen eine deutliche Sprache. Hinzu kommen immer wieder auftretende Knieprobleme und die Erschöpfung nach der Rückkehr von Länderspielreisen.

"DIE Identifikationsfigur soll gehen"

Das alles ist bei den Schröck-Fans kein Thema. Marco Röhrl schreibt bei Facebook: "DIE Identifikationsfigur soll gehen, er hat immer Vollgas gegeben, wenn er mal ran durfte!" Schuld an der emotional aufgeladenen Debatte ist die Spielvereinigung selbst. Nach seiner Rückkehr aus Frankfurt stattete man den heute 29-Jährigen gleich mit einem ungewöhnlich langen Vertrag über vier Jahre aus. Die Botschaft war klar: Fürth und Schröck bis zur Rente.

Dass daraus nun nichts wird, wollen viele nicht wahrhaben, denen Identifikationsfiguren im Kader fehlen. Das Geschäftsmodell Einkaufen–Weiterentwickeln–Verkaufen erlaubt eben keine lange Verweildauer, in der sich Fans und Spieler aneinander gewöhnen können. Dass eine schillernde Figur wie der kleine Schweinfurter das Fanlager aber schon immer auch gespalten hat, beweist die andere Hälfte der Kommentare.

"Generell sehen es die meisten rein sachlich nach dem Motto: Schade, dass es sportlich nicht geklappt hat", lässt sich etwa ein Vertreter aus den Reihen der aktiven Fanszene von der Nordtribüne zitieren, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Doch klar ist auch, dass die Parole „Schröcki auf den Zaun!“ nach glorreichen Siegen wie in den Derbys eben nur dem Fürther Eigengewächs galt. Ein Nachfolger muss sich die Ehre, den Fangesang anstimmen zu dürfen, erst verdienen.

"mogly" hat wenig Mitleid

Andere haben ihm immer noch nicht verziehen, dass er nach dem Aufstieg 2012 das Kleeblatt verlassen hat. User "mogly" schreibt auf der FN-Internetseite nordbayern.de/fuerth: "Mein Mitleid mit ihm hält sich in Grenzen, er ist ja damals in der Aufstiegssaison auch dem Ruf des Geldes gefolgt, obwohl er durch die Bundesliga sicherlich auch mehr verdient hätte in Fürth."Und "lol" unterstellt ihm Divenhaftigkeit: „Mit dem Rückhalt seiner Fans glaubte Schröck wohl, sich jetzt aussuchen zu können, wo er spielt – auch wenn er das nicht kann.“

Und was sagt eigentlich Stephan Schröck selbst dazu? Auf seinem Instagram-Profil ist der Spruch zu lesen: "It‘s not about being liked. It‘s about being RESPECTED.“ Es geht nicht darum, gemocht zu werden, sondern respektiert.