Rams: Viele kleine Unfälle auf dem Weg in die erste Liga

4.7.2014, 11:30 Uhr

Auch wenn es nicht so aussieht: Übungsleiter Ralf Prosiegel nimmt im Trai­ning derzeit etwas das Tempo raus. © Mark Johnston

Für die Männer, die sich Widder nennen, sobald sie ihre Ausrüstungen angezogen haben und die als Amateursportler ihrer größten Leidenschaft erst nach Feierabend nachgehen dürfen, ist es die schönste Zeit des Tages. Für die Stechmücken auf dem Nebenplatz des Frankenstadions ebenfalls. Die Spieler der Nürnberg Rams haben sich versammelt, um zu trainieren, und tatsächlich haben sie immer noch Spaß daran; was nach vier Niederlagen in Folge nicht unbedingt selbstverständlich ist. Die Lage ist ernst, die Stimmung trotzdem gut.

Vor dem Training gibt es winzige Schokoladen-Törtchen, eine raue aber herzliche Variante von "Happy Birthday" wird angestimmt, Batman hat Geburtstag. Batman heißt eigentlich Peter Beceiro und ist derzeit eine echte Besonderheit bei den Rams. Nicht, weil er Geburtstag hat, er ist - und da unterscheidet er sich von vielen Kollegen - tatsächlich gesund und kann Football spielen.

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Seit einigen Wochen erinnert die Geschichte der Rams ein wenig an die des Vereins, der nur wenige Hundert Meter weiter seine Heimspiele austrägt. Vor zwei Monaten sind Nürnbergs beste Fußballer abgestiegen, unter anderem weil ihnen irgendwann das Stammpersonal ausging, Nürnbergs besten Footballern droht nun ein ähnliches Schicksal.

Risikogruppe Footballspieler

Bereits vor Saisonbeginn gingen ihnen ein paar Spieler verletzungsbedingt abhanden, während der Saison verbessert sich so eine Situation beim Football erfahrungsgemäß nicht. 14 Begegnungen sind in dieser Spielzeit der GFL 2, also der zweiten Liga Süd, angesetzt, das birgt für alle Beteiligten 14 Mal das Risiko, sich zu verletzen - und vor allem verletzt zu werden, es ist ja ein Kontaktsport.

Woran Ralf Prosiegel beim Training auch gerne noch einmal erinnert, obwohl das wahrscheinlich niemand, der sich schon einmal ein Footballmatch aus der Nähe angesehen hat, so schnell vergisst, das mit dem Kontaktsport. "Jedes Spiel ist wie ein kleiner Autounfall", so formuliert es der Trainer und lässt noch ein kleines Rechenbeispiel folgen. Wenn die Spieler, die oft um die 100 Kilo auf die Wage bringen und auf dem Feld mit 25 Kilometern pro Stunde unterwegs sind, zusammenprallen, dann, meint Prosiegel, müsse man kein Physiker sein, um sich vorstellen zu können, welche Kräfte auf den Körper wirken. Es ist ein Rechenbeispiel, das schon beim Zuhören weh tut.

Und eines, dass in der Praxis erstaunlich oft gut ausgeht. Schwere Verletzungen sind die Ausnahme, betonen Nürnbergs Footballer, müssen aber auch zugeben, dass sie in dieser Saison schon ziemlich viele Ausnahmen erleben mussten.

Nach jedem Spieltag wurde beim Training der Kreis der potenziellen Geburtstagskinder ein wenig kleiner, und, das ist natürlich das größere Problem, der Kreis der Personen, die Football spielen, und vor allem erfolgreich Football spielen können, wurde kleiner. 16 Verletzte haben sie zuletzt gezählt, darunter neun Stammkräfte und ein paar, die in dieser Saison nicht mehr zurückkehren werden. Das ist selbst in einer Sportart, bei der ein Kader schon mal 80 Spieler umfasst, viel.

"Im Idealfall“, sagt Simon Hild, „hat jeder einen Ersatzmann mit der gleichen Qualität“. Hild gehört zu der glücklichen Gruppe von Spielern, die in den vergangenen Wochen um einen Krankenhausbesuch herumgekommen sind, die deshalb nun aber auch erklären müssen, warum es seit Beginn des großen Verletzungspechs nicht gelungen ist, die Ausfälle zu kompensieren, der Idealfall bei den Rams also nicht eingetreten ist.

"Wir denken zu viel"

Bevor sich die Krankenakten im Klinikum Süd stapelten, dominierten die Rams den Spielbetrieb in der zweiten Liga. Die ersten drei Partien wurden gewonnen, dann kam mit dem Duell gegen den Mitaufstiegsfavoriten aus Kirchdorf die erste Niederlage und das Verletzungspech. Seitdem haben die Widder alle Spiele verloren und wurden ins untere Tabellendrittel durchgereicht.

Dabei wollten sie ja eigentlich um den Aufstieg in die Bundesliga mitspielen. "Es ist nach wie vor noch alles möglich", meint Hild, der sich einst während seiner Zivildienstzeit von einem Freund überreden ließ, auch mal Football auszuprobieren. Vorher hatte er Handball gespielt, "aber werfen war noch nie meine Stärke", erzählt der 25-Jährige lachend, "das mit dem Fangen klappt schon besser". Also fängt er jetzt die Pässe von AJ Springer und den anderen Quarterbacks.

Und dass er und seine Kollegen demnächst wieder ein paar mehr Pässe fangen und bis in die Endzone des Gegners tragen werden, davon ist er fest überzeugt. "Wir denken im Moment zu viel", sagt Hild. "Wir haben die Grundlagen alle verinnerlicht, wir müssen sie jetzt einfach wieder besser umsetzen." Zum Beispiel am Sonntag gegen Frankfurt Universe. Damit es in Zukunft wieder mehr zu feiern gibt, außer Batmans Geburtstag.