Solidarität ist im deutschen Eishockey weiterhin ein Fremdwort

Die bemerkenswerte Corona-Geschichte der Deutschen Eishockey Liga begann mit einem Aufruf zum Gehaltsverzicht, dem lediglich zwei Spieler nicht folgen wollten, weshalb sie von ihren Klubs in aller Öffentlichkeit bloßgestellt worden sind. Es folgte ein Verhandlungsstopp bis Mitte Juli, an den sich offenkundig nicht alle 14 Klubs hatten halten wollen; die erste Verschiebung des Saisonstarts; der Erpressungsversuch, Pardon, das Ultimatum an die Politik, Pardon, dann eben der demütige Hinweis, dass zu einem Saisonstart lediglich bescheidene 60 Millionen Euro fehlten; die zweite Verschiebung des Saisonstarts; Trainingsbeginn und Testspiele in München, Berlin und Wolfsburg; Vorsicht an anderen Standorten; die ersten Entsendungen von prominenten Spielern in DEL2, Ober- und Bayernliga; und mit dem Wechsel des Nürnbergers Jack Skille nach Salzburg nun der erste echte Abgang eines Leistungsträgers.

Aus Sicht des US-Amerikaners ist das nachvollziehbar. Skille ist 33, jedes Jahr ohne Eishockey könnte das erste Jahr im Ruhestand sein. Dass der EC Salzburg dazu bereit ist, sehr viel mehr zu zahlen als das beinahe jeder DEL-Klub derzeit könnte, war sicherlich auch nicht unbedeutend. Und selbst für die Ice Tigers ist das nur auf den ersten Blick ernüchternd.

Mit den 800.000 Euro aus dem Hilfspaket der Regierung, den Zusagen ihres Haupt- und weiterer Großsponsoren und dank einem weiteren Verzicht der meisten Spieler auf einen beträchtlichen Teil ihrer Gehälter, sieht es derzeit danach aus, als könnten sie Mitte Dezember dabei sein - sollte es dann doch noch losgehen in der DEL. Trotzdem bleibt der Eindruck einer Branche, die weiterhin nicht dazu bereit ist, die Krise gemeinsam zu überstehen. Von den Problemen des einen profitiert immer ein anderer - egal ob Klub oder Profi. Solidarität ist im Eishockey ein Fremdwort. SARS-CoV-2 ist das egal. Das nächste Spiel von Skilles neuem Klub muss verschoben werden. Wegen "medizinischer Vorsichtsmaßnahmen".