Fürths bitterer Saisonstart

Vom "Torwart-Trottel" zum Ruhepol: Warum Sascha Burchert nicht in Panik verfällt

21.9.2021, 17:12 Uhr

Sascha Burchert geht die Arbeit mit Freude an, auch wenn es mal nicht so läuft; so wie am vergangenen Freitag am Ende bei Hertha BSC. © Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink

Die erste Zwischenbilanz liest sich nüchtern betrachtet ziemlich furchtbar, Sascha Burchert bleibt aber auch nach einem Punkt aus fünf Bundesligapielen ganz ruhig. Es ist Montagmorgen, gerade hat der erste Torhüter der Spielvereinigung Greuther Fürth seine Tochter in die Kita gebracht und weil das nächste Training erst am Nachmittag ansteht, hat er genügend Zeit, im Podcast "Fürther Flachpass" über sich, seine kurze Rückkehr in die Heimat und die kommenden Aufgaben zu sprechen.

Burchert, 31 Jahre alt, wenige Tage vor dem Mauerfall in Ost-Berlin geboren, musste schnell erwachsen werden im Profi-Fußball. Womit sich vielleicht ein Stück weit erklären lässt, warum er auch drei Tage nach der unglücklichen 1:2-Niederlage gegen die Berliner Hertha und vier Tage vor dem Heimspiel gegen den FC Bayern München nicht in Panik verfällt.

Eine besondere Schlagzeile

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Mit 19 Jahren gab er sein Debüt bei den Profis von Hertha BSC, in einem Europa-League-Spiel wurde er nach 21 Minuten eingewechselt und ins kalte Wasser geworfen. Ein 0:4 gegen den SC Freiburg in der Liga und ein Pokal-Aus gegen den TSV 1860 München später saß er wieder auf der Bank. Als er kurz danach wieder gebraucht wurde und einen unglücklichen Auftritt gegen den Hamburger SV erlebte, bezeichnete ihn die Bild-Zeitung als "Torwart-Trottel". Der verantwortliche Redakteur entschuldigte sich zwar bald dafür, die Schlagzeile prangte aber natürlich trotzdem von den stummen Verkäufern der Hauptstadt.

Burchert erinnert sich noch heute an so ziemlich jedes Detail. "Ich bin relativ schnell auf den Boden der Tatsachen geholt worden, ohne groß Fehler zu machen", erinnert er sich an die Zeit, als er sich noch in der Kabine der Zeugwarte und nicht bei der Mannschaft umgezogen hat – "und innerhalb kürzester Zeit die Boulevardmedien in Berlin kennengelernt hat". Schön war das nicht. Aber lehrreich, findet er.

Der Anfang vom Weg zurück in die Bundesliga

Bis 2016 versuchte er sich in der Folge bei der Hertha durchzusetzen und dauerhaft die Nummer eins zu werden. Das glückte nicht, am Ende wurde er nach Oslo verliehen und stellte für sich fest, "dass Berlin nicht alles ist".

Burchert ließ die Heimat, die Familie und den Jugendverein hinter sich und unterschrieb einen Vertrag in Fürth. Einen Berater hatte er damals nicht, das Angebot der Spielvereinigung, das sagt er heute im Rückblick in seiner typischen Art gerade heraus, war "okay, aber nicht besonders gut". Letztendlich war es trotzdem der Anfang vom Weg zurück in die Bundesliga.

Freude auf den FC Bayern

Für die Heimat, für die Familie blieb vergangene Woche nicht allzu viel Zeit, nach der Begegnung mit seinem Jugendverein ging es direkt zurück nach Fürth. Nach dem 1:2 gegen die Hertha haben sie die entscheidenden Fehler noch direkt auf der langen Heimfahrt diskutiert. "Man schaut sich gemeinsam die Szenen an und sagt sich, was man hätte anders machen müssen und führt das dann aus, so lange die Busfahrt eben dauert", erzählt er und lacht, weil das seit zwölf Jahren Routine für ihn ist.

Sascha Burchert ist fest davon überzeugt, dass noch in dieser Bundesligasaison wieder bessere Zeiten kommen, auch wenn jetzt ja erst einmal der FC Bayern im Ronhof vorbeischaut und nicht viel dafür spricht, dass die besseren Zeiten bereits am Freitag ab 20.30 Uhr beginnen. "Es geht darum, dieses Spiel mit Freude anzugehen", findet er – egal, wie furchtbar die Bilanz gerade aussieht.