SpVgg-Rekordspieler mit 71: "Aufhören ist keine Option"

7.12.2019, 20:00 Uhr

Keine Frage: Erhard Fuchs ist ein fußballerisches Phänomen. Seit nunmehr 55 Jahren streift der Mann von der Hardhöhe sich das Trikot mit dem Kleeblatt über – kein anderes Wappen hat er je getragen. Rund 750 Spielen für die Amateurmannschaft folgte vor kurzem der 500. Einsatz bei den Alten Herren, die er auch lange als Spielertrainer betreut hat. "Mit 60 Jahren hören die meisten eigentlich auf", hebt Schmidt die Leistung des Ausnahmespielers hervor, mit dem er selbst seit vielen Jahren in der AH kickt.

Kontinuität und Spaß

Und was sagt der Jubilar? "Aufhören ist keine Option", antwortet Fuchs mit einem Lächeln im Gesicht. Den ärztlichen Rat, kürzer zu treten, hat er schon vor Jahren ignoriert. Zu groß ist die Leidenschaft für das runde Leder. Fragt man den Mann, der am Mittwoch seinen 71. Geburtstag gefeiert hat, nach seinem Erfolgsrezept, antwortet er bescheiden und zurückhaltend: "Kontinuität ist wichtig. Ich habe den Fußball und das Laufen mein Leben lang mit Spaß betrieben. Der Mist des Arbeitslebens war weg, sobald ich mich bewegt habe."

Werbung
Werbung

Mit gerade mal 58 Kilogramm bei 1,60 Metern Körpergröße hat der passionierte Kicker zudem den Gewichtsvorteil auf seiner Seite. Weniger Pfunde belasten auch die Gelenke und Sehnen weniger. Von schlimmeren Verletzungen blieb Fuchs vielleicht auch deshalb verschont.

Doch das ist nicht die einzige Zutat zum Erfolgsrezept. Auch gewissenhaftes Training und eine ausgewogene Ernährung gehören dazu, allerdings sagt Fuchs: "Man muss sich dabei immer wohlfühlen." Daheim unter dem Dach stehen die nötigen Geräte, um drei bis vier Mal pro Woche das Fitnessprogramm abzuspulen, die Muskeln zu erhalten.

Der wichtigste Aspekt beim Bemühen, in Form zu bleiben, sei aber der Kopf: "Entscheidend ist, dass man sich aufrafft, dann ist der größte Teil schon geschafft. Das muss man verinnerlichen, einen regelmäßigen Rhythmus über die Jahre aufrechterhalten und versuchen, nicht nachzulassen."

Dazu gehöre aber auch, sich selbst richtig einzuschätzen: "Zweikämpfe und Sprints muss ich mir nicht mehr geben. Dafür spiele ich meine Technik aus und habe eine gute Übersicht. Wenn ich das Spielfeld und etwas Raum vor mir habe, ist es am besten."

Wenn man sich die Vorzüge des agilen Mittelfeldspielers anschaut, versteht man, warum er immer noch kickt. "Ich hatte Oberschenkel wie Gerd Müller, Laufen und Sprints waren immer meine Stärke. Auch die Technik war mir immer wichtig." Und natürlich das Ballgefühl: "Wenn mir der Ball am Fuß klebt und ich den Kopf oben behalte, kriege ich ein besseres Spielverständnis und habe das Auge für Spielsituationen."

Über die vollen 90 Minuten geht es mittlerweile selten, doch Jürgen Schmidt betont, dass Fuchs in den vergangenen Jahren sein Niveau gehalten hat: "Wenn er spielt, ist er immer noch eine Verstärkung für die ganze Mannschaft." Eine Mannschaft wohlgemerkt, in der etliche um Jahrzehnte Jüngere antreten.

1964 trat Fuchs als 16-Jähriger der Spielvereinigung bei, schnell kam er von der A-Jugend in die Amateurmannschaft – mit der er bereits 1968 den Aufstieg in die Bezirksliga feierte.

Bis 1983 blieb er den Amateuren treu. Wenn der Rekordspieler von seinen sportlichen Höhepunkten erzählt, leuchten die Augen: "Früher gab es noch die Reserverunde, damals hat man vor großen Partien ein Vorspiel bestritten. Ein tolles Gefühl."

Drei Spiele absolvierte Fuchs schließlich für die erste Mannschaft. Warum es nicht zu mehr gereicht hat, darüber rätselt er bis heute. "Vielleicht habe ich einfach nicht ins Spielkonzept gepasst. Oder die Trainer wollten lieber robuste Spieler, die sie bereits gekannt haben."

Am fußballerischen Können kann es kaum gelegen haben, Mitspieler loben noch heute seine feine Ballbehandlung. Großes Bedauern gibt es bei Fuchs aber nicht. "Es wäre schön gewesen, mehr zu spielen, aber wir hatten eine gute Zeit."

Gewachsene Intensität

Heute beobachtet der Mittelfeldspieler mit Sorge die gewachsene Intensität. "Ich habe das Gefühl, dass der Sport an die menschliche Belastungsgrenze kommt. Wenn man sich anschaut, wie häufig es heute Kreuzbandrisse gibt . . ." Und mit einem Schmunzeln fügt er hinzu: "Das Kreuzband gab’s bei uns noch gar nicht."

Was Erhard Fuchs der jungen Generation rät? "Prioritäten setzen und sich klar machen, was einem am wichtigsten ist." Es gebe inzwischen so viele Möglichkeiten, sich ablenken zu lassen. Man müsse deshalb "sein Ziel im Auge behalten, nur so erzielt man den größten Erfolg".

Und das bis ins hohe Alter. Jürgen Schmidt wünscht sich, dass es noch lange weitergeht: "Wir hoffen, dass er es weiter durchziehen kann. Erhard Fuchs ist ein Vorbild."