Kapitän und Trainer über ihr Erfolgsgeheimnis

Tabellendritter: Fußball-Kreisligist Poppenreuth ist voll im Flow

25.8.2021, 14:26 Uhr

Poppenreuths Capitano Francesco Russo (grün) lässt sich - wie hier von Tim Kreim vom FC Stein - nur selten tunneln. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / DaMa

Natürlich ist bei Wolfgang Lutz die Freude groß über den guten Saisonstart mit seinem SV Poppenreuth. "Wenn wir jetzt nach 15 Spieltagen da oben stehen würden, dann wäre ich schon geil darauf aufzusteigen", sagt der zurückgekehrte Trainer des Kreisligisten.


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Den derzeitigen dritten Tabellenplatz sieht er aber nur als Momentaufnahme. Definitiv bestätigt aber habe sich sein erster Eindruck von "einer ganz tollen Mannschaft", die er da übernommen hat.

Francesco Russo ist der Kapitän dieses Teams, das über Jahre zusammengewachsen und nun noch einmal punktuell verstärkt worden ist. Die meisten Spieler kennen sich schon aus gemeinsamen Zeiten in der Poppenreuther Jugend, drumherum gesellen sich wenige "Externe".

Diese Einheit bezeichnet Russo als den aktuell wohl wichtigsten Erfolgsfaktor: "Darüber hinaus hatten nach der langen Coronapause einfach alle richtig Bock, wieder loszulegen, so dass wir gut aus den Startlöchern gekommen sind und nun momentan einfach diesem Flow folgen."

Noch sind es dem Coach zu viele Individualisten

Für seinen Trainer gehe es nun darum, das neue Spielsystem zu perfektionieren: "Bisher haben wir, aufgrund der noch wenigen Einheiten, unser System noch nicht verinnerlicht. Die Spieler sind teilweise noch zu langsam, wenn es um das Umschalten geht. Und trotz der guten Gemeinschaft und Chemie untereinander sind viele der Jungs auf dem Platz Individualisten".

Seine Aufgabe besteht laut Wolfgang Lutz nun darin, im Stile eines Dirigenten "das Orchester dahin zu bringen, dass alle die selbe Melodie spielen". Erfahrung in der Führung, Verwaltung und Anleitung hat der Trainer aus seiner Arbeit beim SOS-Kinderdorf Nürnberg, wo er ein Team aus Mitarbeitern koordiniert. Ab Jahresende bleibt ihm dann auch noch mehr Zeit für Fußball, wenn er sich in Altersteilzeit begibt.

"Im Vergleich zu den anderen Teams, die da oben um uns herum stehen, haben wir die wenigsten Treffer erzielt", sieht Kapitän Francesco Russo in der Chancenverwertung ein großes Potential der Truppe. Der Kapitän und der Trainer loben unisono die gute Trainingsbeteiligung. Warum sie trotzdem so weit oben stehen? "Unsere Mentalität als Mannschaft ist, dass wir auch nach Rückschlägen nicht aufgeben", betont Russo.

Dafür werden am Kreuzsteinweg schon auch mal bereitwillig Zusatzeinheiten absolviert. Auf die Frage, was Wolfgang Lutz als Trainer auszeichne, erwähnt der Spielführer den intensiven Kommunikationsstil: "Wolfgang spricht sehr viel mit uns, sowohl vor als auch nach dem Training und sucht auch immer Einzelgespräche. Er möchte auch, dass wir untereinander viel kommunizieren."

Capitano Russo ist ein Nerazzurro

Lutz erzählt, dass es schon mal vorkomme, dass man nach dem Training noch eine Stunde zusammensitze. Dazu gehört der regelmäßige Austausch mit dem Spielerrat, bei dem der Coach die Möglichkeit wahrnimmt, in die Mannschaft hineinzuhorchen.

Auf sportliche Vorbilder angesprochen, erwähnt Kapitän Russo Roberto Baggio und Mehmet Scholl. "Das war aber eher früher in meiner Karriere, als ich noch offensiver im Mittelfeld gespielt habe. Mit der Zeit bin ich dann weiter ins defensive Mittelfeld gerutscht und da war dann Andrea Pirlo meine Referenz, wobei ich eigentlich keine Vorbilder oder Idole im klassischen Sinne hatte."

Und für welchen Verein schlägt sein Fanherz? Hier äußert sich Russo auf Deutschland bezogen sehr diplomatisch: "Ich fände es super, wenn beide fränkischen Großklubs in der ersten Liga spielen würden, dann hätten wir hier jede Woche Bundesliga live und natürlich das Derby." Seine Liebe gilt aber den "Nerazzurri" von Inter Mailand.

"Mein Vater stammt aus Italien. Er ist jedoch Fan der AC Milan. Trotz unseres sonst sehr guten Verhältnisses gibt die Rivalität immer mal wieder die Möglichkeit für kleinere Streitigkeiten und in meiner Jugend war es vielleicht auch eine Art eines Protests im Miniformat", erzählt Russo mit einem Lächeln.

Poppenreuther Urgestein mit zwei Ausflügen

Neben dem Platz ist der Capitano in einer leitenden Position in einer Spedition tätig. In seiner Freizeit gilt momentan ein Großteil seiner Aufmerksamkeit seiner sechs Monate alten Tochter, doch auch seine zweite Familie, die Poppenreuther Jungs, kommt nicht zu kurz: "Unsere Aktivitäten sind nicht auf den Fußballplatz beschränkt. Wir hauen auch mal mit den Jungs anderweitig auf den Putz, soweit das aktuell angesichts der Pandemie möglich ist."

Russo darf man getrost als Urgestein des Vereins bezeichnen: Zunächst durchlief er alle Jugendmannschaften beim SVP, ehe er mit seinem besten Freund Lukas Rahner zum TSV 1895 Burgfarrnbach und später zum TSV Cadolzburg wechselte. Seit 2014 sind die beiden wieder zurück bei ihrem Heimatverein.



"Obwohl Poppenreuth damals noch in der Kreisklasse war, war es für uns offenbar einfach an der Zeit zurückzukommen, obwohl die sportliche Perspektive damals in Cadolzburg eine bessere war." Bereut habe er diesen Schritt nie. "Es gab zwar in der Zwischenzeit auch immer mal wieder Anfragen von anderen Klubs, aber zweimal verlässt man seinen Heimatverein nicht und jünger werde ich ja auch nicht", gibt er mit einem Augenzwinkern zu Protokoll.

"Ich bin einer von den Poppenreuther Jungs und der werde ich auch bleiben", lautet sein klares Bekenntnis.