Tribüne statt Super-Solos: Pereira gibt beim Club Rätsel auf

28.11.2018, 17:45 Uhr

Matheus Pereira selbst dürfte mit seiner Situation beim Club wohl am meisten unzufrieden sein. © Sportfoto Zink / DaMa

Am Samstag hatte Matheus Pereira mal wieder frei. Während sich die Kollegen im fernen Gelsenkirchen um ein ordentliches Ergebnis bemühten, konnte der Brasilianer in aller Ruhe darüber nachdenken, warum er nicht dabei war.

18 Fußballer darf Michael Köllner nominieren für so ein Bundesliga-Spiel; seit ihn der Club Ende August von Sporting Lissabon geliehen hatte, stand Matheus Pereira zweimal in der Startelf (in Bremen und gegen Düsseldorf), zweimal wechselte ihn sein Trainer zumindest in den letzten Minuten ein, viermal nicht mal das. Gegen Hoffenheim und jetzt auf Schalke blieb ihm selbst ein Platz auf der Ersatzbank verwehrt.

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Super-Solos und Abwehr-Allergie

"Der Weg in das Aufgebot ist relativ kurz, für das Leverkusen-Spiel hat das keine Aussagekraft", gibt Andreas Bornemann auch seiner Last-Minute-Verpflichtung zu verstehen. Der Sportvorstand ist nach wie vor überzeugt von Pereiras Fähigkeiten, er nennt ihn einen "herausragenden Fußballer", technisch ist er aktuell vielleicht sogar der beste beim Aufsteiger.

Was er kann und was nicht, demonstrierte der 22-Jährige bereits bei seinem Debüt im Weserstadion ziemlich eindrucksvoll. Das eine oder andere Solo verblüffte sogar neutrale Beobachter, ebenso seine augenscheinliche Abwehr-Allergie. Den eigenen Strafraum sah er nur aus der Ferne, was vor allem Enrico Valentini überhaupt nicht lustig fand, der es hinter ihm oft mit zwei Bremern zu tun bekam.

Frühzeitige Rückkehr nach Lissabon?

"Wir wussten schon", schränkt der Sportvorstand ein, "dass er seine ganz großen Stärken bei eigenem Ballbesitz hat, dass er ein Spieler sein kann, der den Unterschied ausmacht." Um gleich nachzuschieben, was Matheus Pereira noch so alles fehlt: "Ernsthaftigkeit, Intensität, Entschlossenheit, Positionstreue." Überdies scheint der Brasilianer auch noch ein kleiner Hitzkopf zu sein, sein Temperament mitunter nicht im Griff zu haben.

Klingt nicht unbedingt nach seinem zeitnahen Durchbruch. Pereira ist unzufrieden und angeblich sogar einigermaßen unglücklich in Nürnberg, was kürzlich die portugiesische Sporttageszeitung Record vermuten ließ, dass er bereits in der Winterpause zu Sporting zurückkehren möchte. Angefleht soll er die Verantwortlichen in Lissabon haben.

Alles Quatsch, stellt Bornemann klar, "das kam nicht von ihm, er beteuert, dass er mit niemandem gesprochen habe." Was in vier Wochen ist, wenn Pereira bis dahin wieder nur im Training richtig mitspielen darf, kann der Sportvorstand natürlich nicht sagen und "auch nicht ausschließen", dass es Gespräche mit Pereira geben könnte. Stand jetzt "haben wir keine Intention, ihn vorzeitig abzugeben".

Dabei setzten sie Ende August so große Hoffnungen in ihren Leihspieler, der bei Sporting freilich auch noch keine Bäume ausgerissen hatte. Wenn er ein pflegeleichtes Jahrhunderttalent wäre, hätten sie ihn wahrscheinlich nicht abgegeben und schon gleich gar nicht an den 1. FC Nürnberg, wo sie ihm Ende November mit gemischten Gefühlen zuschauen.

Hoffnung bleibt

Ob Matheus Pereira noch die dringend benötigte Verstärkung werden kann, hängt zunächst von ihm ab. "Gegen den Ball können wir auf keinen verzichten", sagt Bornemann, nach wie vor gelte es, "seine Defizite zu beseitigen". Was das Trainerteam in den bisher drei gemeinsamen Monaten offenbar nicht geschafft hat.

Die Hoffnung, dass das trotzdem noch etwas werden könnte mit Matheus Pereira und dem Club, wollen sie jedenfalls nicht aufgeben, nicht jetzt. Ab heute darf er gerne wieder zeigen, ob er vielleicht doch Lust hat auf einen Mannschaftssport – oder lieber Solist bleiben möchte.