Und jetzt Angriff: Hofmann hat in Fürth noch was vor

9.1.2018, 14:31 Uhr

Auf der Suche nach einem Neuanfang war Philipp Hofmann im Sommer 2017 bei der Spielvereinigung gelandet. Damit endete seine Zeit in England beim FC Brentford als Experiment, das nicht aufgegangen war. Beim englischen Zweitligisten kam er in 30 Spielen zum Einsatz. In zwei Jahren.

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Noch enttäuschender liest sich die für Stürmer einzig wahre Torstatistik. Wie viele er genau erzielte, weiß er selbst schon gar nicht mehr. "Fünf oder sechs", kramt Hofmann gedanklich in einem längst abgeschlossenen Kapitel seiner Karriere. Rückblickend könnte man es jedoch fast als Erfolgsgeschichte verkaufen, wenn man es mit seiner aktuellen Lage vergleicht. In einem halben Jahr in Fürth stand der 24-Jährige nur in zwei Zweitligaspielen in der Startelf. Siebenmal wurde er wenigstens noch eingewechselt. Sein einziger Treffer taugte immerhin für einen Punktgewinn beim 1:1 bei Dynamo Dresden.

Dabei schien trotz einer in der Vorbereitung erlittenen Knieverletzung mit der Wiedereingliederung im DFB-Pokalspiel gegen den Fünftligisten SV Morlautern die Leidenszeit vorbei. Hofmann erzielte beim 5:0-Erfolg nach seiner Einwechslung zwei Treffer, enttäuschte dann aber in seinem ersten Punktspiel für Fürth gegen
Holstein Kiel (1:3).

Enttäuschte Erwartungen

Auch in der Partie beim Schlusslicht Kaiserslautern stand er noch einmal in der Startelf. Sie ging mit 0:3 verloren. Womöglich auch, weil Hofmann beim Stand von 0:0 eine große Kopfballchance ausließ und freistehend aus wenigen Metern das leere Tor verfehlte. Eine weitere Enttäuschung statt des möglichen Befreiungsschlags. "Viele haben in ihm einen Heilsbringer gesehen. Aber er konnte diesen Erwartungen dann nicht gerecht werden", sagt Fürths Manager Rachid Azzouzi über den kantigen Stürmer. Die fehlende Spielpraxis ist inzwischen ein noch größeres Problem. Stürmer schöpfen Selbstvertrauen nun mal aus gelungenen Aktionen, im Idealfall aus Toren, die nicht nur im Training erzielt werden.

In den Ferien hat sich Hofmann so seine Gedanken gemacht. Und aufgehört, die Schuld für seine Misere anderen in die Schuhe zu schieben, wie er selbst zugibt: "Ich habe mich gehenlassen." Der Trainer, der Platz, die Situation – Gründe ließen sich viele für ein Scheitern anführen, letztlich waren es doch immer nur Ausreden. "Es liegt nur an mir", lautet eine von vielen Erkenntnissen, die Hofmann zutage befördern konnte.

Hofmann steht der Sinn nach einem neuerlichen Neuanfang in Fürth. Seinen Lebensstil hat er noch mehr dem eines Profis angepasst. Warum er erst jetzt für sich entdeckt hat, weniger Süßes zu essen und weitestgehend auf Alkohol zu verzichten, erklärt er so: "Ich habe gemerkt, dass ich, wenn ich noch mehr mache, es mir noch mehr bringt." Fünf Kilo hat der Mittelstürmer abgenommen und zwischen den Jahren Sonderschichten eingelegt.

Seinem Trainer Damir Buric imponiert das jedoch nur bedingt. Obwohl er ihn als "wendiger, ausdauernder und athletischer" wahrnimmt, hat er Hofmann zum Testspiel bei Bayer Leverkusen (1:2) nicht mitgenommen. "Er hat mir nur gesagt, dass ich nicht dabei bin. Das hat mich schon geärgert", räumt Hofmann ein. Es sind kleine Nadelstiche, die er aber braucht, um sich aus seiner Komfortzone zu bewegen. Die Erkenntnis ist nicht neu. Vielmehr scheint sie eine alte Wahrheit zu sein.

Als einem der ersten ist sie Kosta Runjaic aufgefallen. Hofmann war nach Stationen in Paderborn (31 Spiele/7 Tore) und beim FC Ingolstadt 04 (31/8) beim 1. FC Kaiserslautern gelandet, den Runjaic trainierte. Der gebürtige Wiener mit jugoslawischen Wurzeln musste Hofmann immer wieder – nun ja – motivieren. Eigentlich war es mehr ein permanentes Antreiben. Das hat längst auch Buric erkannt und sich seine Wahrnehmung über Hofmann auch von Runjaic in einem Gespräch bestätigen lassen.

Reden alleine scheint beim Angreifer also nicht dauerhaft zu wirken. Aber auch das hat Buric versucht. Hofmann weiß nun, was er alles falsch gemacht hat. Nicht zu treffen, ist das eine. Seine Körpersprache nach Einwechslungen und nicht ausreichende Trainingsleistungen das andere Übel. "Ich muss natürlich etwas darstellen und auch etwas bewegen, wenn ich ins Spiel komme. Da habe ich zu wenig rübergebracht. Das war mein Fehler", zeigt sich Hofmann selbstkritisch.

"Für ihn ist es jetzt eine wichtige Phase"

In Fürth setzt man in ihn auch noch Hoffnung, erhöht aber auch den Druck. "Für ihn ist es jetzt eine wichtige Phase", skizziert Manager Azzouzi: "Er hat zuletzt schon in England nicht mehr oft gespielt. Spielt er auch in der Rückrunde bei uns nicht, war er schon lange außen vor." Während Azzouzi mindestens bis Saisonende mit dem Mittelstürmer plant, beschäftigt sich Hofmann gedanklich sogar auch mit einer Ausleihe. Sollte nach der Wintervorbereitung weiterhin kaum Aussicht auf Spielzeit bestehen, würde er sich trotz eines noch zweieinhalb Jahre laufenden Vertrags noch in dieser Wechselperiode lieber verleihen lassen als weiter auf der Bank oder der Tribüne zu schmoren.

Immerhin zu sechs Treffern konnte ihn Runjaic in Kaiserslautern seinerzeit in 30 Partien noch stimulieren. Dann wechselte Hofmann auf die Insel zum Londoner Vorstadtklub FC Brentford. Als verlorene Zeit würde er die zwei Jahre dort nicht bezeichnen. "Ich habe die englische Fußballkultur kennengelernt und spreche jetzt auch die Sprache viel besser." Für einen Touristen wäre das eine zufriedenstellende Entwicklung. Für einen Berufsfußballer wohl kaum. In Fürth erwartet man im Abstiegskampf nun Tore von ihm. "Wir werden noch einige brauchen", weiß Hofmann. Ob sein Name an der Anzeigetafel erscheint, liegt nur an ihm.