Wanik Awdijan ließ die Fäuste fliegen

24.11.2013, 19:51 Uhr

Wanik Awdijan hat da eine ganz eindeutige Meinung: Der junge Nürnberger ist mit seinen 18 Jahren gerade dabei, dem Etikett „Deutschlands jüngster Profiboxer“ eine Charmeoffensive zu verpassen.

Als der Spross des ehemaligen Weltmeisters Alexander Awdijan die gleiche Laufbahn wie der Vater einschlug, wurde er anfangs belächelt. Träume eines Teenagers von der großen bunten Glitzerwelt des Boxsports, von Ruhm, Ehre und Millionen auf dem Konto.

All das spielt für den jungen Awdijan tatsächlich eine Rolle. Kämpfe in Übersee, Weltmeistergürtel, große Gagen: Das mag auf den ersten Blick tatsächlich nur nach hochtrabenden Plänen klingen. Zukunftsmusik sind sie allemal, nur verlässt sich Awdijan nicht allein auf sein fraglos vorhandenes Talent.

Harte Arbeit ist für ihn der Schlüssel, der ihm die Tore öffnen kann zu einem sorglosen Leben. Sein Brustumfang ist inzwischen imponierend, die Armmuskulatur ist deutlich angewachsen. Schnell war er schon immer, seine Schlagstärke aber hat in den vergangenen Monaten spürbar zugenommen. Längst muss der Vater, der Trainer, Manager und Ratgeber in einem ist, im Training drei Bauchgürtel umschnallen, um vor den Treffern seines Sohnes geschützt zu sein.

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Aus dem braven Buben von einst ist schon rein äußerlich ein zäher Kämpfer geworden. Einer, der weiß, was er will – und der einen Vater hat, der auch die ungeschriebenen Gesetze dieses Sports kennt.



Nur zwei Tage vor dem Auftritt bei der Box-Gala in Bamberg sagte sein Gegner ab. Bei der obligatorischen CT-Untersuchung war bei dem Franzosen Stephane Cuevas eine Schwellung im Kopf festgestellt worden. Die individuelle Vorbereitung auf den eigentlichen Kontrahenten war dahin.

Videostudium? Ausgemachte Taktiken? Alles umsonst. Aber egal. Für einen, der das Sprichwort vom Bäume Ausreißen erfunden haben könnte, spielt das keine Rolle, meint der Vater: „Wanik ist ein starker Junge.“

Will heißen: Kämpfe wie gegen den am Samstag kurzfristig eingesprungenen Ungarn Janos Olah können kein Prüfstein sein für Awdijan, allenfalls ein Training unter Wettkampfbedingungen mit einer nicht zu simulierenden Adrenalinausschüttung. Gerade einmal zehn Sekunden hatte es gedauert, bis Awdijan eine Unaufmerksamkeit ausnutzte und den überforderten Olah mit einer rechten Geraden erstmals auf die Bretter schickte. Der Ungar hatte sich davon noch längst nicht erholt, als der 18-Jährige nachsetzte, ihn in die Ecke drängte und mit Schlägen im Sekundentakt eindeckte.



Nach exakt einer Minute Kampfzeit brach der Ringrichter das ungleiche Duell ab: Awdijan feierte mit erhobenen Armen seinen siebten Sieg im siebten Kampf und will „bald mal sehen, wo meine Grenzen liegen“. Der Senior blieb nach dem schnellsten Sieg des Abends gelassener. „Wanik hat noch viel Zeit.“