Zu zaghaft: Der Club verliert in Braunschweig

1.12.2014, 22:11 Uhr

Enttäuschung in Braunschweig: Auch bei der Eintracht hält die FCN-Negativserie auf fremden Plätzen an. © Sportfoto Zink / DaMa

Im Presseraum des Eintracht-Stadions sind sogar noch die richtig guten alten Zeiten gegenwärtig. Ein über 46 Jahre altes Plakat kündigt den Europacup-Hit gegen Juventus Turin in Bern-Wankdorf an, im europäischen Wettbewerb der Landesmeister. Ein paar Wochen später holte der 1. FC Nürnberg seine neunte und vorerst letzte deutsche Meisterschaft.

Das ist lange her, die eher triste Gegenwart der beiden großen Traditionsvereine heißt: Zweite Bundesliga. Nach einer gemeinsamen Saison im Oberhaus trafen sich die Absteiger am Montagabend wieder, um sich für höhere Ziele zu empfehlen. Die Braunschweiger dürfen nach dem 1:0 (1:0)-Erfolg gegen den Club, ihrem fünften Sieg hintereinander, sogar wieder vom Aufstieg träumen, die Blau-Gelben verbesserten sich in der Tabelle von Platz acht auf zwei. Die Gäste hingegen müssen sich nach der achten Niederlage im 15. Spiel endgültig nach unten orientieren.

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Bei minus zwei Grad und eisigem Wind investierten die Gastgeber über 90 Minuten mehr und verdienten sich damit die nächsten drei Punkte redlich. Das Tor des Abends erzielte der Norweger Havard Nielsen in der 38. Minute, nachdem sich gleich mehrere Nürnberger auf der linken Seite ziemlich ungeschickt angestellt hatten beim gemeinsamen Verteidigen.

Wenn montags das Flutlicht anging in den vergangenen Monaten, hatte der Club fortan nicht mehr viel zu bestellen. Vier Mal mussten die Nürnberger in der aktuellen Zweitliga-Saison zuvor bereits Anfang der Woche antreten und hatten dabei drei happige Niederlagen kassiert. Auch deswegen konnte man die bisherige Auswärtsbilanz mit vier von 21 möglichen Punkten als mindestens schrecklich bezeichnen. Am Montagabend in Braunschweig setzte sich die Negativ-Serie auf fremden Plätzen wie befürchtet fort. Neuer Zwischenstand: vier von 24.

Die Eintracht ist im Stadion an der Hamburger Straße neuerdings wieder eine Macht und auch sonst auf einem guten Weg. Was auch daran liegen könnte, dass der personelle Umbruch nach dem Abstieg eher dezent ausfiel. Wichtige Leistungsträger sind freiwillig geblieben oder konnten gehalten werden, eine Massenflucht wie in Nürnberg wäre wohl auch nicht vermittelbar gewesen. Beim Club stand tatsächlich keine einzige Stammkraft aus der vergangenen Runde in der Startformation.

Der junge Niklas Stark saß zunächst auf der Bank, Javier Pinola nach seiner Roten Karte gegen Ingolstadt daheim vor dem Fernseher, an seiner Stelle durfte Dave Bulthuis mal wieder einen Arbeitsnachweis liefern. Rene Weiler setzte auf die robuste und kopfballstarke Varainte, zumindest ist der Niederländer kopfballstärker als die Konkurrenten Cristian Ramirez und Manuel Bihr. Tatsächlich machte der Zugang vom FC Utrecht seine Sache gar nicht so schlecht und hatte im ersten Durchgang auch jede Menge Ballkontakte.

Das Video wird präsentiert von Franken Fernsehen

Unter den Augen von Dieter Hecking fanden die Nürnberger zügig in die Begegnung; ihre Bemühungen, kontrolliert den anderen Strafraum zu erreichen, endeten aber oft schon kurz hinter der Mittellinie, wo die Braunschweiger wuchtig und entschlossen in die Zweikämpfe rauschten. Dennoch hatte der Club zwei Möglichkeiten: Robert Koch schoss aus 16 Metern deutlich vorbei, Jan Polak aus fast identischer Position knapp.

Die eigenen Torannäherungen gerieten äußerst zaghaft, während die Braunschweiger wie üblich die resolute Variante wählten. Der Druck wurde allerdings erst in den 15 Minuten vor der Pause größer; Hendrick Zuck prüfte mit einem Kopfball aus kurzer Distanz den glänzend reagierenden Patrick Rakowsky, der aber in der 38. Minute nicht mehr viel ausrichten konnte. Eine flott und praktisch ohne Gegenwehr vorgetragene Kombination über die linke Seite schloss Havard Nielsen in der Mitte zum 1.0 ab (38.) - worauf die Franken zunächst keine Antwort wussten.

Auch nach dem Seitenwechsel kontrollierte die Eintracht mit ihrem körperbetonten und laufintensiven Auftreten das Geschehen, ohne selbst Akzente zu setzen. Ein Freistoß von Niclas Füllkrug landete auf statt im Tor (51.), wenig später kam Jakub Sylvestr einen Schritt zu spät.

Die Braunschweiger Fans stimmten sich verbal schon mal auf München und Schalke ein, beim Club gingen die Köpfe wieder nach unten. Aber es bleiben ihnen ja zumindest Erinnerungen. An die guten, alten Zeiten.

Eintracht Braunschweig: Gikiewicz - Sauer, Correia, Reichel, Hedenstad - Boland, Theuerkauf - Korte (81. Pfitzner), Zuck - Nielsen (90.+2 Kruppke), Ryu (71. Bakenga)

1. FC Nürnberg: Rakovsky - Celustka, Mössmer, Hovland, Bulthuis - Polak, Koch (87. Stark) - Candeias (77. Dittgen), Schöpf, Füllkrug (61. Ramirez) - Sylvestr.

Tore: 1:0 Nielsen (38.) | Gelbe Karten: Koch, Celustka | Schiedsrichter: Winkmann (Kerken) | Zuschauer: 21.515.