Veitsbronner Mittelschule: Das Ende rückt näher

23.8.2015, 06:00 Uhr

Es ist still. Nur die Motorengeräusche der vorbeifahrenden Autos wehen von der Straße unten zum gläsernen Eingang herauf. Aber ansonsten, keine Gespräche, kein Pausenhof-Lärm, nichts. Wie sollte es in den Sommerferien, die die rund 250 Mittelschüler Veitsbronns gerade genießen, anders sein. Und doch gibt es einen Vorgeschmack auf das, was unweigerlich kommen wird: Vielleicht schon im September nächsten Jahres, spätestens aber 2017, gibt es hier keine Mädchen und Jungen mehr, die Deutsch, Englisch oder Mathematik lernen.

Abhängig ist das davon, wie die laufende Generalsanierung der Mittelschule in Langenzenn vorankommt und Veitsbronn noch als Ausweichquartier benötigt wird. Seit zwei Jahren ist die Zennstadt auch Mittelschulstandort für die Jugendlichen aus dem Schulverband Veitsbronn, zu dem Obermichelbach, Puschendorf und Tuchenbach gehören. Letztmals gab es 2010 eine fünfte Klasse an der Mittelschule, die, so beschreibt es Kistner, „auch ein Opfer des Erfolgs“ wurde. Denn mit einer Übertrittsquote von mehr als 80 Prozent auf Gymnasien und Realschulen verzeichnet die hiesige Grundschule seinen Worten nach eine der höchsten im Landkreis.

In absehbarer Zeit verliert ein großer Gebäudekomplex mit zwei Turnhallen seine Hauptnutzer — jede Menge Raumpotenzial. Nur die Mittelschule zu betrachten, hieße aber, zu kurz zu springen. Bürgermeister und Gemeinderat wollen die Sache umfassender angehen und weitere kommunale Immobilien betrachten. Wenn man an einer Stelle eingreife, verändere sich auch an einem anderen Punkt etwas, sagt Kistner und spricht vom „Domino-Effekt“. Bestes Beispiel: Das alte Schulhaus beziehungsweise Rathaus an der Siegelsdorfer Straße 2. Würde hier etwa das Heimatmuseum einziehen, das der Gemeinderat schaffen will, müssten für den Hausfrauenbund und das Zenngrundorchester neue Räumlichkeiten gefunden werden. Mit in den Reigen aufgenommen wird auch das sogenannte „Sommers-Haus“ am Dorfplatz.

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Keine Kinderbetreuung

Beim Mittelschulgebäude scheidet eine Nutzungsvariante bereits aus: Kinderbetreuung. Im Krippen-Bereich hätte Veitsbronn zwar „Verbesserungsbedarf“, wie Kistner es formuliert. Doch ohne große und damit auch kostspielige Umbauten wäre das nicht zu stemmen. Gleiches gilt für Kindergarten und Hort, so das Resultat einer Ortsbegehung.

Doch was immer kommen wird, ohne Eingriffe in die Substanz der beiden Gebäude dürfte es nicht abgehen. Denn: Toiletten finden sich jeweils nur im Untergeschoss, einzelne Bereiche abzutrennen, ist deshalb fast unmöglich. Das über 50 Jahre alte Schulhaus sei gepflegt, meint Kistner, aber energetisch natürlich nicht auf dem neuesten Stand. Auch von Barrierefreiheit keine Spur. Ins Obergeschoss kommen Besucher nur über Treppen. Wenn die Gemeinde nun aber Geld in die Hand nehme, müsste diese Investition zukunftsfähig ausgerichtet sein.

Welche Erfahrungen andere Kommunen bei der Umnutzung von Gebäuden gemacht und welche Fördertöpfe, die sie dabei angezapft haben, das will Marco Kistner in Langenfeld, Emskirchen und im oberpfälzischen Blaibach erkunden. Die rund 40 Veitsbronner Vereine sollen zu einem runden Tisch eingeladen werden, an dem sie ihre Bedürfnisse anmelden können. Dabei, so der Bürgermeister, gehe es zunächst einmal um das „Was“ und nicht um das „Wo“. Bekannt ist, dass die Tafel, derzeit im Veitsbad angesiedelt, sich verändern möchte. Andere Vereine suchen nach Lagermöglichkeiten. Auch für das vom Gemeinderat beschlossene Bürgerhaus wird ein Standort gesucht. Eine konkrete Nutzung kann sich Kistner in einem Teilbereich der Mittelschule freilich vorstellen: eine ambulante Tagespflege. Damit wären eine Versorgungslücke im Ort geschlossen und Mieteinnahmen garantiert. Alle Räumlichkeiten umsonst abzugeben, kann sich die Gemeinde nicht leisten.

Das sieht die SPD genau so: „Wir brauchen auch eine kommerzielle Nutzung“, sagt Alt-Bürgermeister Peter Lerch. Schließlich muss der Unterhalt für die Schule geschultert werden, der jährlich rund 300 000 Euro beträgt. Für Lerch „drängt die Zeit“, geht er doch davon aus, dass die Langenzenner, „die eigentlich schon 2015 fertig sein wollten, dies bis nächstes Jahr schaffen“.

Wolf-Dieter Hauck (WBH) hat anderes im Blick. Vorrangig Vereine und Organisationen, die sich vor Ort engagierten, sollten bei der Raumnutzung bedacht werden — für kleines Geld oder zum Nulltarif. Als generationenübergreifenden „Ort der Begegnung“ sieht Hauck die Schule, mit einem Café, in dem Senioren günstig einkehren können. Auch Appartements könne man vorsehen, für alleinerziehende Mütter, die ansonsten schlecht mit ihren Kindern unterkämen.

Nach Ansicht des Bürgermeisters muss der gesamte Prozess moderiert werden. Zudem brauche es „eine baufachliche Begleitung“. Ein Experte sollte die Gebäudesubstanz untersuchen. Nicht, dass er sich das wünsche, so der Bürgermeister. Aber es wäre möglich, dass Teile der Schule abgerissen werden müssen. Aufgrund der beiden Häuser wäre eine Teilnutzung aber immer gewährleistet. Einen Leerstand müsse man nicht befürchten, sagt Marco Kistner. „Die Lichter gehen nicht plötzlich aus.“