Wald ohne Borkenkäfer und Hitzestress

15.7.2015, 13:00 Uhr

Herr Hauerstein, wenn Sie den Zustand des Waldes heute mit dem vor 30 oder 40 Jahren vergleichen – zu welchem Ergebnis kommen Sie?

Hans Hauerstein: Ich kann da keinen großen Unterschied sehen. Manches ist sogar besser geworden, so profitiert der Wald davon, dass nicht mehr wie früher alle Streu ausgeputzt wird. Der Boden hat sich verbessert. Es gibt eine viel dickere Humusschicht. Noch in meiner Jugend hat man die Streu geholt, um sie zum Abdecken der Rüben oder für den Stall zu verwenden. Aber seitdem das nicht mehr gemacht wird, ist sie eine gute Nährstoffversorgung für die Bäume. Außerdem hilft sie, die Feuchtigkeit besser im Boden zu halten, das funktioniert fast wie ein Schwamm.

In den 1970er und 1980er Jahren war das Waldsterben das Stichwort. Machte Ihnen das damals Angst?

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Hauerstein: Das früher viel zitierte Waldsterben habe ich nur ein einziges Mal gesehen. Das war bei einer Fahrt, die ganz in die Nähe des Frankfurter Flughafens führte: ein Schadensbild mit braunen Kronen und dürren Bäume unterhalb der Einflugschneise. Aber bei uns habe ich so etwas nie entdeckt.

Was ist mit dem gefürchteten Borkenkäfer – wann haben Sie ihn zuletzt beobachtet?

Hauerstein: Das ist bestimmt schon acht bis zehn Jahre her. Da hatten wir größere Schäden in einem Waldgebiet in Richtung Gerasmühle. Aber seitdem die Bäume damals entfernt wurden, ist Ruhe.

Liegt es auch daran, dass es im Landkreis Fürth kaum mehr Fichten, den Fressbaum des Borkenkäfers, gibt?

Hauerstein: Ja, es stimmt schon, mehr als zehn bis zwanzig Prozent machen die Fichten bei uns nicht aus. Da sind die Probleme natürlich geringer. Wir Deutenbacher müssen sogar unseren Kirchweihbaum — das sind ja traditionell Fichten — anderswo fällen, weil es hier keine passenden gibt.

Welche Baumarten sind für unsere Region typisch?

Hauerstein: Die Kiefern, Eichen, aber auch Birken und Buchen.

Typisch Mittelfranken ist also der Steckalas-Wald?

Hauerstein: Eigentlich schon. Denn wir haben trockene und sandige Böden, und die Kiefer hat eine Pfahlwurzel, mit der sie auch aus großer Tiefe noch Feuchtigkeit holen kann. Unsere Vorfahren, die diese Wälder anlegten, haben sich schon etwas dabei gedacht.

Förster fordern immer wieder den Umbau des Waldes – Waldbesitzer sollen andere Baumarten pflanzen. Was halten Sie davon?

Hauerstein: Ich halte das für typisch deutsch.

Das müssen Sie jetzt aber erklären.

Hauerstein: Wir neigen eben dazu, von einem Extrem ins andere zu verfallen. Ein bisschen Panikmache gehört auch immer dazu. Zurzeit ist es der Klimawandel, der an allem schuld ist. Die Förster möchten Mischwälder mit Eichen, Ahorn und Buchen. Bis zu einem gewissen Maß haben sie bestimmt recht, aber man darf es nicht übertreiben. Denn jede Baumart hat ihre Schwächen.

Was meinen Sie damit?

Hauerstein: Eichenblätter werden nicht selten von einer Art Mehltau befallen. Wenn das schon bei den jungen Bäumchen geschieht, dann entwickeln sie sich nicht mehr und werden dürr. Und wirtschaftlich gesehen sind Eiche und Buche auch eher weniger ertragreich. Als Bauholz ist die Eiche viel zu schwer und auch die Buche kann die Fichte eigentlich nicht ersetzen. Sie ist eben ein gutes Brennholz.

Also doch wieder Fichten pflanzen?

Hauerstein: Als Bauholz gibt es kaum etwas Besseres als schön gerade gewachsene Fichten.

Was ist mit den geschwächten Bäumen, die sturmanfällig sind?

Hauerstein: Einen großflächigen Schaden durch einen Sturm hatten wir schon lange nicht mehr. Nach dem diesjährigen Frühjahrsunwetter habe ich auf über 20 Hektar 24 umgeknickte Bäume gezählt. Das ist ärgerlich, aber eigentlich nicht viel. Aber natürlich war und ist man vor Unwettern nie sicher.