Airport: Mitarbeiter beschmierten Gepäck mit Anti-FÜ-Tirade

21.9.2019, 10:32 Uhr

Fan-Liebe kann wehtun, das muss man gerade den Freunden des Fußballs in Franken nicht erklären. So allerdings hatte sich Thorsten Peschel das nicht vorgestellt, als er mit seiner Frau und den beiden Jungs am 19. August von Nürnberg in den Kreta-Urlaub abhob. Als die Zirndorfer Familie ihre vier Koffer am Check-in-Schalter abgab, war noch alles gut. Als sie sie in Heraklion auf dem Laufband wiedersahen, nicht.

Der "Fehler" der Fans der Spielvereinigung Greuther Fürth: Sie hatten ihr Gepäck mit grün-weißen Aufklebern verziert. "Schwarze Koffer gibt es viele, aber so erkennt man sie auf dem Band gleich wieder", erklärt Peschel die Idee dahinter. Nicht gerechnet jedoch hatte er mit der Intoleranz, vielleicht sogar dem Hass, den offenbar einige Anhänger des 1. FC Nürnberg gegen den Nachbarn hegen, die am Airport arbeiten.

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"Pfui" und "FCN! FCN!" 

Es geschah vermutlich in der Gepäckabfertigung. Einer oder mehrere Mitarbeiter griffen zu Edding und Kuli – und beschmierten die Aufkleber mit Parolen wie "Pfui", "Anti-Fü" oder "FCN! FCN!" und strichen alle Kleeblätter durch.

"Unsere Jungs haben es zuerst entdeckt", erzählt Peschel. "Erstaunen, Entsetzen, Wut, man kann das kaum beschreiben, was wir empfunden haben." Vor allem für die Söhne – der eine fünf, der andere elf – sei es schwierig, damit umzugehen. "Das mit den Aufklebern ist das Erste, was sie vom Kreta-Urlaub erzählen."

"Aber im Geschäftlichen hat das nichts verloren"

Dem Airport Nürnberg ist der Vorfall erkennbar unangenehm. "Wir bedauern außerordentlich die Ihnen und Ihrer Familie entstandenen Unannehmlichkeiten", schreibt das Unternehmen an Peschel, nachdem die internen Nachforschungen vor wenigen Tagen endeten. Flughafen-Sprecher Christian Albrecht bekräftigt: "Was da passiert ist, tut uns sehr leid und wir entschuldigen uns. Das ist nicht unser Anspruch." Bis hinauf auf Geschäftsleiter-Ebene habe man über den Fall diskutiert.

Nichts gegen eine gesunde Rivalität zwischen beiden Fan-Lagern, so Albrecht. "Aber im Geschäftlichen hat das nichts verloren. Und wo Eigentum beschmutzt oder beschädigt wird, geht das definitiv zu weit." Darüber seien die Mitarbeiter in der Gepäckabfertigung auch noch einmal belehrt worden. Wer genau der oder die Täter war beziehungsweise waren, sei zwar nicht mehr nachzuvollziehen gewesen. Wer aber erwischt werde, dem drohten arbeitsrechtliche Konsequenzen.

Fürth-Fan Peschel nimmt die Entschuldigung an. Und freut sich auch über den Einkaufsgutschein im Wert von 100 Euro für den Airport- und die Duty-Free-Shops, den der Flughafen als kleine Wiedergutmachung angekündigt hat. Den Vorfall einfach geschluckt, habe er bewusst nicht. "Mit Sorge beobachte ich, dass viele Menschen eine andere Meinung als die eigene offenbar nicht mehr aushalten", erklärt er. "Bei dieser Verrohung der Gesellschaft dürfen wir nicht einfach wegschauen. Sondern müssen klar sagen: So nicht!"