Preise haben sich verdoppelt

Heizölpreis erreicht Rekordhoch: Die Deutschen neigen zum Hamstern

15.10.2022, 05:55 Uhr

Viele Hausbesitzer lassen vor dem Winter den Heizölvorrat nochmal auffüllen. (Symbolfoto) © David Inderlied, David Inderlied/dpa

Die Kundinnen und Kunden sind verunsichert. Ziehen die Preise für Heizöl im Winter noch weiter an? Schon jetzt kostet ein Liter im Vergleich zum Vorjahr das Doppelte, rund 1,60 Euro werden dafür fällig. Das liegt vor allem am fehlenden Öl aus Russland, das seit dem Krieg gegen die Ukraine nicht mehr importiert wird.

Viele Hausbesitzer machen ihre Tanks deshalb jetzt noch voll, schildert Kerstin Baumann-Franz, Heizöl-Unternehmerin aus Coburg, dem Bayerischen Rundfunk. Bei vielen ihrer Kundinnen und Kunden überwiege die Angst. Sie beginnen zu hamstern, denn im Gegensatz zu Gas kann Öl gelagert werden und ist im Winter auf Vorrat verfügbar.

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Diesen Trend bestätigt auch Christian Plöchinger von der Firma Rosa-Hirschmann in Zirndorf unserer Redaktion. Auch bei ihm würden Privatkunden auf Nummer sicher gehen und ihre Tanks vollpumpen lassen. Einen Engpass werde es dadurch nicht geben, allerdings beträgt die Wartezeit bei Plöchinger bereits mehrere Wochen.

Die Menschen wollen vorbereitet sein für den Winter, erklärt Baumann-Franz aus Coburg das Vorgehen der Bürger. Wer es sich finanziell leisten kann, geht auf Nummer sicher. Rund 90.000 Liter Öl müssen sie und ihre Mitarbeitenden täglich in der Region Coburg ausliefern. Wegen der hohen Nachfrage komme es auch bei ihr zu langen Lieferzeiten von zwei bis drei Monaten. Von einer Preisbremse für Öl hält Baumann-Franz trotzdem wenig. Sie rechnet damit, dass bald eine Rezession eintritt, die zu abnehmender Nachfrage führt und dadurch die Preise sinken lässt. Mit Gewissheit kann dieses Szenario jedoch niemand bestätigen.

Industrie setzt vermehrt auf Öl

"Heizöl ist als Gasersatz sehr begehrt", erklärt Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest der Tagesschau. Viele Großabnehmer aus Industrie und Energiewirtschaft versuchen derzeit, das teure Gas damit zu ersetzen. Wenn es technisch möglich ist, stellen sie ihre Feuerungsanlagen von Gas auf Öl um. "Wir haben einen erheblichen Mehrbedarf in der Industrie und bei Betrieben", bestätigt Plöchinger aus Zirndorf. Dies heize die Preise zusätzlich an.

Wie sich das kürzliche entstandene Leck an der Druschba-Pipeline, die Polen und Deutschland mit bis zu einer Million Barrel Öl pro Tag versorgt, auf die Preise auswirken wird, ist ebenso noch ungewiss. Unter anderem wird die deutsche Raffinerie Schwedt über die Pipeline versorgt, berichtet das Branchenportal Heizöl24.

Indessen fordern der Wirtschaftsverband Fuels und Energie en2x und der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV), dass neben Erdgas- und Fernwärme auch Heizöl und Holzpellets staatlich subventioniert werden sollten. Durch die Einführung der Gaspreisbremse würden die Haushalte, die mit anderen Rohstoffen heizen, nämlich benachteiligt. Auch Öl- und Pellet-Kundinnen und Kunden müssten entlastet werden. Dadurch könnte die Politik vielleicht auch das Hamstern von Öl eindämmen.