Ernst Kick: „Messe-Junkie“ mit Leidenschaft fürs Kochen und Fliegen

11.8.2010, 16:31 Uhr

Ernst Kick strahlt. Der Grund für die ausgesucht gute Laune des Spielwarenmesse-Chefs steht am Fenster seines Büros: ein Schuco-Flugzeug, nein, sein Schuco-Flugzeug, das er schon für immer verschollen glaubte. „Meine Tochter hat es vor kurzem gefunden. Ich habe das Flugzeug von meinem Vater geschenkt bekommen, als ich vier Jahre alt war, und es gehütet wie meinen Augapfel“, erzählt der heute 55-Jährige begeistert.

Er und die kleine Propellermaschine waren unzertrennlich, sie hat sein Leben in mancherlei Hinsicht beeinflusst. Zum Beispiel seine Zeit im Kindergarten. „Wir mussten damals Mittagsruhe halten. Doch ich habe nicht geschlafen, sondern mein Bett zum Flugzeug umfunktioniert“, erinnert sich Kick. Die Erzieherinnen waren machtlos gegen so viel hellwache Flugleidenschaft, duldeten sie allerdings auch nicht lange: Klein-Ernst musste den Abflug machen.

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Kindheitstraum realisiert

Die Passion, die das Schuco-Modell geweckt hatte, legte sich nicht. Sie mündete vielmehr in einen ernsthaften Berufswunsch — nein, nicht Chef der Spielwarenmesse: „Mit zehn, elf Jahren war mir klar: Ich muss Pilot werden.“ Ein Ziel, das Kick nicht aus den Augen verlor.

1976 geht er zur Bundeswehr, lernt das Fliegen und steuert sogar das berühmt-berüchtigte Kampfflugzeug „Starfighter“, das wegen einer Absturzserie im Volksmund auch „Sargfighter“ oder „Witwenmacher“ hieß. Und noch etwas macht Kick während seines Militärdienstes: Er studiert an der Hochschule der Bundeswehr Wirtschafts- und Organisationswissenschaften. Messemanager wollte er auch damals noch nicht werden — „ich wollte ins Sportmarketing“.

Kontakte dafür hoffte er über einen Freund zu knüpfen, der damals, 1988, bei der Messe München arbeitete, die die Sport-Schau „ispo“ im Programm hatte. Seine Unterlagen landeten beim Geschäftsführer der Messe, der ihm sofort einen Job anbot. Kick nahm an und merkte nach eigenen Worten „sehr schnell“, dass das Messegeschäft das Richtige für ihn sei. Und daran hat sich bis heute nichts geändert: „Ich bin, salopp formuliert, ein Messe-Junkie.“

1998 avanciert Kick zum Bereichsleiter für alle Technikschauen bei der Messe München, 2002 bricht er auf zu neuen Ufern: Er wird Chef der Nürnberger Spielwarenmesse eG, die Eigentümerin der Weltleitschau „Spielwarenmesse International Toy Fair“ ist. In Nürnberg gefällt es dem gebürtigen Passauer, der in Bremen und in der Oberpfalz aufgewachsen ist. „Ich bin gerne hier“, versichert der Vater dreier erwachsener Kinder, der in zweiter Ehe verheiratet ist.

„Das Einzige, was ich vermisse, ist ein richtiges Feinkostgeschäft“, erklärt der begeisterte Hobbykoch, der zu Hause oft und gern den Kochlöffel schwingt. Inzwischen hätten sich er und seine Frau aber eine „Logistikkette“ erschlossen, um die bevorzugten Lebensmittel und Zutaten zu bekommen. Bis Kick richtig heimisch geworden ist in Nürnberg, dauerte es freilich schon ein bisschen. „Der Franke an sich sucht nicht die Annäherung“, erklärt Kick diplomatisch, um gleich ein Kompliment nachzuschieben: „Aber er ist zuverlässig: Wenn man mit ihm eine Vereinbarung getroffen hat, dann kann man sich darauf verlassen.“ Das sei nicht überall so.

Freizeit ist bei Ernst Kick ein knappes Gut — was ihn allerdings nicht stört. Allein 70 bis 80 Tage im Jahr ist er beruflich im Ausland unterwegs, seine Arbeitstage haben dann schnell 17 Stunden. Pro Jahr gönnt sich der Manager einmal zwei Wochen Urlaub am Stück, in der Regel im Herbst. Dann düsen er und Frau in die Ferne: „Wir lieben beide das Meer und die Wärme.“ Was er auch genießt: ein Wochenende allein mit seiner Frau zu verbringen, die beruflich ebenfalls sehr engagiert ist. Möglich sei dies allerdings höchstens zehnmal pro Jahr.

Lange Arbeitstage, knapper Urlaub, wenig Freizeit, oft in der Welt unterwegs: Für viele Menschen klingt das nach einem klassischen Workaholic. Kick sieht das nicht so: „Ich bin ein begeisterter Arbeiter. Als Workaholic würde ich mich nicht bezeichnen, denn diese Bezeichnung steht für eine gewisse Verbissenheit. Und die verspüre ich überhaupt nicht.“

An seine eigene Arbeit stellt Kick hohe Ansprüche. Ein ganz zentraler ist, die Spielwarenmesse von Jahr zu Jahr sichtbar fortzuentwickeln. Seine Horrorvorstellung hat er einmal so formuliert: eine Messe, bei der sich der Besucher fragt, in welchem Jahr er eigentlich ist, weil er keinen Unterschied zu den vorangegangenen entdecken kann.

In den sieben Jahren, die Kick nun für die Spielwarenmesse verantwortlich zeichnet, hat sich etliches bewegt — angefangen von der „Flurbereinigung“ bei der Hallenbelegung mit der Neuordnung der Segmente, die den Besuchern kürzere Wege brachte und damit Zeit wie Schweiß ersparte, bis hin zum Ausbau des Dienstleistungsangebots. „Wir wollen die beste Messe der Branche sein, Kompetenzträger und Informationsvorreiter“, bringt Kick seinen Anspruch auf den Punkt.

Auch zur — schon seit langem ausgebuchten — 61. Spielwarenmesse vom 4. bis 9. Februar 2010 warten er und sein Team wieder mit Neuerungen auf. So feiert der zweitägige „Internationale Spielwarenkongress“ Premiere, der parallel zur Schau läuft und — so die Ankündigung— praxisnahes Wissen bietet. Messen mit Fortbildung zu verbinden, das kommt laut Kick bei seiner „Kundschaft“ an: „Die Wissensvermittlung ist für Händler und Hersteller ein wichtiger Punkt bei der Messe.“ Der Kongress schaffe einen weiteren Mehrwert der Schau.

Ebenfalls neu im Programm ist „Baby’s World“, eine Sonderfläche mit Spielartikeln für die Allerkleinsten. Mit diesem Angebot trägt die Messe einmal mehr dem Trend im Fachhandel Rechnung, das traditionelle Sortiment durch passende Produkte zu ergänzen, um so weitere Umsatzpotenziale zu heben. „Wir haben auf einen Schlag eine ganze Halle füllen können“, freut sich Kick