Fackelmann: Hersbrucker in China auf dem Rückzug

7.2.2018, 21:17 Uhr

Alexander Fackelmann will seine gleichnamige Firma in die Zukunft führen. © Michael Matejka

Alexander Fackelmann ist ein sympathischer Mann - und ein knallharter Rechner. Was lohnt sich hier, was kostet es da, was bringt ein Zusammenschluss der Verwaltung von Land X mit Land Y - der Enkel des Firmengründers macht keinen Hehl daraus, dass seine Entscheidungen weniger von patriotischer Sozialromantik, als vielmehr von nackten Zahlen dominiert sind. Umso schöner ist es, wenn dabei positive Schlagzeilen herauskommen. Schon seit Jahren rühmt ihn die Presse immer wieder als "Rückkehrer", als einen jener also, die die Produktion aus China abziehen und zurück nach Deutschland holen. Als einen, der das "made in Germany" hochhält.

Maschine ersetzt Mensch

Das stimmt, zum Teil. Denn Fackelmann macht auch klar, dass es dabei vor allem um wirtschaftliche Erwägungen geht. "In China sind die Kosten zuletzt jährlich um gut 20 Prozent gestiegen. In Indien betragen die Löhne ein Viertel davon, deshalb siedeln wir uns dort zusammen mit anderen namhaften Firmen an." Im Zuge dessen stünde natürlich die ganze Produktion auf dem Prüfstand. Und bei etwa 20 bis 30 Artikeln der gut 4000 Produkte und diverse Marken umfassenden Fackelmann-Welt sei es kostengünstiger, sie von Maschinen in Deutschland herstellen zu lassen. Was also bisher Arbeiter in China gefertigt und verpackt haben, schaffen jetzt einige vollautomatisierte Kunststofffertigungsmaschinen in den Hersbrucker Werkshallen. Das bringt nicht unbedingt Arbeitsplätze, aber doch Wertschöpfung nach Deutschland.

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Auch sonst hält Fackelmann nichts von Stillstand. Nach einem Jahr, in dem der Umsatz der GmbH um ein Prozent auf 386 Mio. Ã gewachsen ist, stellt sich das 1919 gegründete Unternehmen zunehmend den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Mit einem Wort: dem Online-Handel.

Spargelschäler, Zahnstocher, Messer, Dosenöffner - all diese klassischen Küchenhelfer, die Fackelmann unter dem Hausnamen oder unter Dr. Oetker, Zenker, Nirosta und vielen anderen vertreibt, begegnen dem Kunden in der Regel beim Einkaufen. Neben der Gemüsetheke oder dem Backregal - nahezu alle großen Lebensmittelketten Europas führen die sogenannten "non-food"-Produkte der Hersbrucker. Noch erwirtschaftet das Unternehmen, das in Deutschland 750 und weltweit 3000 Mitarbeiter beschäftigt, auf diese Weise den Löwenanteil seines Umsatzes. Nur fünf Prozent verdiente es 2017 im Online-Handel. Das jedoch, so der Firmenchef, wird sich ändern.

Laut einer GfK-Studie sind heute 54 Prozent der Kunden sogenannte "Cross-Channel-Byers". Also schlicht Menschen, die im Laden und im Internet einkaufen. Diese Gruppe wird laut Fackelmann wachsen. Und das deutlich. Entsprechend rüstet sich das Unternehmen. Ein sechsköpfiges "Digitialisierungs-Team" feilt an einer Online-Strategie, die über viele Kanäle gehen wird. Da müssen die Produkte auf Amazon, den größten Spieler im Markt, abgestimmt werden; da muss individuell geprüft werden, wann etwa das Logistiknetz des Internetriesen genutzt wird oder wo man selbst als Verschicker auftritt. "Das mag bei einer Backform lohnen, bei Zahnstochern für 1,99 Euro sicher nicht", erklärt Fackelmann. Auch der Vertrieb über die Online-Plattformen von Real, Otto und ähnlichen wird geprüft. Ebenso die Zusammenarbeit mit Bloggern — jenen meist jungen Menschen also, die im Internet Produkte etwa beim Kochen testen.

Läden zum Anschauen

Doch Alexander Fackelmann ist überzeugt, dass der Kunde nie ein reines Augenwesen sein wird. "Wir werden immer auch das Anfassen brauchen." Sprich: Fühlen, wie ein Schäler in der Hand liegt oder sich ein Waschtisch anfasst. So stellt Fackelmann sich künftig auch Läden vor, die vorwiegend als eine Art Schauraum fungieren. Wo die Kunden sehen, fühlen, probieren - und die Ware dann geliefert bekommen. Denn: "Schleppen will keiner mehr."

Diese These belegen will der Unternehmer selbst. Demnächst soll am Ortseingang von Hersbruck auf 2000 Quadratmetern eine "Fackelmann-Welt" entstehen, in der Kunden einen Großteil des Produktportfolios von Badezimmermöbeln bis Avocadostampfer sehen - und ordern - können. "In solchen Konzepten liegt für mich die Zukunft."