Nürnberg: Reihenhäuser haben sich überproportional verteuert

24.10.2019, 16:48 Uhr

Reihenhäuser im Nürnberger Stadtgebiet haben sich überproportional verteuert, heißt es im Marktbericht der HypoVereinsbank. © Julian Stratenschulte/dpa

Ein gutes Jahr ist es her, da wurde bei der HypoVereinsbank die Schallmauer durchbrochen: Im Oktober 2018 finanzierte die Bank im Städtedreieck Nürnberg-Fürth-Erlangen erstmals einem Kunden eine Wohnung mit einem Quadratmeterpreis von über 6000 Euro. 6000 Euro: Das macht bei 100 Quadratmetern einen Kaufpreis von 600.000 Euro.

"Die Preise steigen weiter, wenn auch etwas moderater als in den Vorjahren", sagt Harald Zapf, Leiter der Immobilienfinanzierungs-Experten der HypoVereinsbank, bei der Vorstellung des Wohnimmobilien-Marktberichts für die Region. Noch immer würden die Immobilienpreise pro Jahr um einen oberen einstelligen Prozentsatz klettern.

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Ungebrochene Nachfrage

Der Preisanstieg ist Folge einer ungebrochenen Nachfrage nach Eigentum, die das Angebot auf dem Markt bei weitem übersteigt – zumal der Wohnungsneubau in Nürnberg und Fürth im Vergleich zu 2017 eingebrochen sei und nicht annähernd mit dem Zuzug mithalte. Grund für den Einbruch sind der HypoVereinsbank zufolge ausgelastete Firmen, die mit dem Bauen kaum hinterher kommen, und der Mangel an Grundstücken.

Freie Baugrundstücke gibt es in Nürnberg praktisch überhaupt nicht mehr. "Deswegen geht der Trend weg vom Neubau hin zur Suche nach Bestandsobjekten", sagt Zapf. Kunden wenden sich verstärkt also älteren Häusern zu, die sie dann nach ihren Wünschen renovieren. Im Stadtgebiet besonders beliebt sind Reihenhäuser, die sich zuletzt "überproportional verteuert" haben, wie es in dem Marktbericht heißt. "Dort geht der Trend in Richtung Dreiviertelmillion", sagt Zapf.

Im Vergleich der drei Städte ist Wohneigentum traditionell in Erlangen am teuersten. Fürth bildet das Schlusslicht, holte zuletzt aber massiv auf. Ein Grund dafür: Kaufinteressenten, die sich die Nürnberger und Erlanger Preise nicht leisten können, weichen vielfach auf die Kleeblattstadt aus. "Es gibt immer mehr solcher Überläufer", sagt Detlef Schirm, Leiter des Hypo-Regionalbereichs Nürnberg und Region.

 

 

 

Gesunde Finanzierungen

Die Gefahr einer Immobilienblase, wie sie von manchen Experten an die Wand gemalt wird, sehen die beiden Bankenvertreter für das Städtedreieck nicht. Infolge des Zuzugs werde die Nachfrage nach Wohnraum weiter zunehmen, zudem gebe es keine Anzeichen für Spekulation, sagt Schirm. Im Gegenteil: "Die Kunden handeln sehr rational und schließen gesunde Finanzierungen ab." Was entgegen der Annahme, Wohneigentum sei unerschwinglich geworden, heißt: Doch, die Kunden können sich trotz Rekordpreisen sehr wohl noch Immobilien leisten.

Die HypoVereinsbank führt das auf zwei Faktoren zurück: Zwar sind die Preise hoch, dafür liegen die Zinsen im Keller. Zweiter Faktor für die Kaufkraft der Immobilienerwerber: Sie bringen enorm viel Eigenkapital mit, meist 20, teilweise sogar 40 Prozent des Kaufpreises. "Früher wäre das unvorstellbar gewesen", sagt Schirm. Das Geld – es alleine anzusparen, dürfte in einer Niedrigzinsphase schwierig sein – kommt zu großen Teilen von den Eltern oder Großeltern, sagt Schirm.

Der jüngste Konjunktureinbruch könnte aus Sicht der Experten zwar mittelfristig für ein "Abflauen der Kaufneigung" sorgen. Sie warnen jedoch davor zu glauben, dass dies zu einem Ende der Preisspirale führt: "Deutliche generelle Preisrückgänge sind vorerst nicht zu erwarten." Der Markt sei – trotz Preisen auf Rekordhöhe – gesund.