Nürnbergs Süßwarenhändler in Not: Droht Geschäften das Aus?

19.1.2021, 18:28 Uhr

Eine Hussel-Filiale in der Nürnberger Königstraße.  © Stefan Hippel, NNZ

Betont schwungvoll meldet sich die Dame einer Filiale am Telefon. Als der Anrufer sich als Redakteur vorstellt, der sich nach der aktuellen Stimmung und einer weiteren Vorgehensweise erkundigen will, ändert sich der Ton rasch. Da müsse man, sagt die Stimme nun leise, schon in Wahlstedt (Schleswig-Holstein) nachfragen, wo Arko seinen Hauptsitz hat.

Keine Frage: die Verunsicherung unter den Mitarbeitern ist groß. Der Geschäftsbetrieb der auf Süßwaren, Kaffee und Tee spezialisierten Geschäfte, solle in vollem Umfang weitergeführt werden, teilte der Geschäftsführer der DCH-Gruppe, Patrick G. Weber am Montag, nach Bekanntgabe der schlechten Lage mit. Außerdem seien Löhne und Gehälter der Mitarbeiter über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert, bestätigen die vorläufigen Sachwalter. Grund für den Schritt der Händler seien die Belastungen durch die Corona-Krise.

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Anders als beim ersten Lockdown durfte diesmal der Geschäftsbetrieb weiterlaufen. In der Nürnberger Innenstadt ist das süße Netz auffallend dicht - mit Eillesfilialen am Hauptmarkt sowie in der Pfannenschmiedsgasse und einer Hussel-Filiale an der Mauthalle. Darüber hinaus gibt es den Eilles in der Bucherstraße auf Höhe des Friedrich-Ebert-Platzes sowie ein Hussel-Geschäft im Franken-Center Langwasser.

Doch selbst die gestattete Öffnung während der Pandemie führe nicht zum gewünschten Ergebnis, wenn die Kundenfrequenz insgesamt nachlasse, sagt Susanne Bodmann, zuständig für die Unternehmenskommunikation. In einer Zahl ausgedrückt bedeute dies Umsatzeinbußen bis zu 80 Prozent.

Für Maßnahmen-Skeptiker ist die Meldung des Insolvenz-Antrages ein willkommenes Argument um die Regierung scharf zu kritisieren. Im Internet wird die Nachricht teilweise mit den Fotos einer lachenden oder tanzenden Angela Merkel kommentiert. Andere stimmen bereits einen Nachruf an: „Hier gab es meine Lieblingsbonbons“, schreibt einer. Ein anderer schwärmt vom guten Sortiment und dem freundlichen Personal.

Doch für den Abgesang ist es zu früh. Mit dem Einreichen des Insolvenzantrages beginnt nun die Prüfung des Schuldnervermögens. Die Zeit bis zur eigentlichen Eröffnung des Verfahrens ist das vorläufige Insolvenzverfahren. Wie es für die Süßwarengeschäfte weiter gehen wird, könne man noch nicht sagen, teilt Susanne Bodmann mit.

Die DCH-Gruppe betreibt nach eigenen Angaben unter den Marke Arko, Eilles und Hussel bundesweit rund 300 eigene Filialen, weitere Filialen und Franchisebetriebe in Österreich und Tschechien sowie rund 4000 Verkaufsstellen im Lebensmitteleinzelhandel und in Bäckereien.

Die Unternehmensgruppe beschäftigt rund 1600 Mitarbeiter und erreichte zuletzt einen Jahresumsatz von 140 Millionen Euro. Neben Nürnberg gibt es auch in der Region zahlreiche Filialen der angeschlagenen Süßwarengeschäfte - darunter auch in Erlangen, Fürth und Schwabach. Wie es für die Erlanger Filialen weitergeht, erfahren Sie hier.