Pfleiderers Sanierung steht auf der Kippe

16.1.2012, 00:00 Uhr

Zwar schmoren die Beschlüsse zur Sanierung bei der Pfleiderer AG bereits seit Juli 2011 in den Schubladen, doch umsetzen kann der Vorstand sein Konzept nicht. Ohne Kapitalerhöhung gehe nichts mehr. Denkbar, dass der Firma, die mehr als 5000 Mitarbeiter beschäftigt, der Gang zum Insolvenzgericht droht, orakeln die Anwälte der Pfleiderer AG im Sitzungssaal — und schieben die Schicksals-Karte der Firma in Richtung Richtertisch. Eine der hauseigenen Juristinnen der Pfleiderer AG wischt sich Tränen aus dem Gesicht: „Wir haben über 90 Prozent Zustimmung, wie soll ich vermitteln, dass zehn Prozent die Entscheidung kippen können?“

Niederlage in Hessen

Tatsächlich sah es bei der Hauptversammlung der Aktionäre im Juli 2011 so aus, als würde die Kröte eines Kapitalschnitts geschluckt: 93 Prozent der Aktionäre stimmten den Sanierungsbeschlüssen zu, doch durch die Beschlüsse wurden die Altaktionäre schier enteignet, einige verloren ihre Altersvorsorge. 23 Klagen sind derzeit beim Landgericht anhängig.

Um nicht auf den Ausgang dieses langwierigen Verfahrens warten zu müssen, strengte die Pfleiderer AG nun vor dem Oberlandesgericht (OLG) Nürnberg ein beschleunigtes Freigabeverfahren an. Doch der Richter zweifelt an der Eilbedürftigkeit des Antrags, die Klagen der Altaktionäre seien zudem nicht offensichtlich unbegründet. Schließlich sollte das Kapital auf nur noch knapp ein Prozent herabgesetzt werden, was quasi den Verlust fast des gesamten investierten Kapitals bedeutet. An der folgenden Kapitalerhöhung sollen sich die Altaktionäre mit bis zu 16 Prozent beteiligen können – allerdings zu einem Preis von 5,11 € je Aktie, für die Kreditgläubiger wurde der Preis dagegen auf 1,37 € festgesetzt.

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Mangelnde Information beklagt

Dazu kommt: Als im Sommer zur Hauptversammlung geladen wurde, lag zur Lektüre allein ein 500 Seiten dickes, englischsprachiges Vertragswerk vor. Ob es auf Basis dieser Informationen möglich war zu entscheiden, bezweifelt der Jurist.

Bereits in Frankfurt am Main hatte Pfleiderer in einem ähnlichen Verfahren im November in erster Instanz verloren. Dort geht es um einen bei der Gläubigerversammlung ausgehandelten Vertrag zu einer sogenannten Hybridanleihe. Demnach sollen das Sagen im Unternehmen künftig Banken und Hedge-Fonds haben, sie hatten einem Forderungsverzicht von 380 Mio. € zugestimmt. Im Gegenzug würde das überschuldete Unternehmen weitere Kredite erhalten.

Ciriacy-Wantrup betonte, dass das Verfahren in Hessen „von enormer Bedeutung“ für den Nürnberger Fall sei. Er beklagte, dass Pfleiderer den hiesigen Senat nicht über den Stand des laufenden Prozesses in Frankfurt informiert habe — obwohl die Firma dies zugesichert habe.