Tempomacher aus Nürnberg

13.5.2012, 15:00 Uhr

In die Kameras lächeln ist sein Ding nicht. Zwar überwindet sich Adolf Klinkhammer dann doch, wohler fühlt sich der Firmengründer aber mit dem Blick aufs Papier, Stiften in der Hand und einer Aufgabe im Kopf. Sein Gesicht hellt sich auf, als er seinen ersten Auftrag für die Quelle aus dem Jahr 1974 skizziert. Grüne und rote Striche tanzen übers Blatt, Quadrate, Linien und Kreise symbolisieren Paternoster-Aufzüge, Fließbänder, Transportwannen. Die Haare habe er sich damals gerauft, als er hieraus ein effektiveres Versandsystem für den inzwischen insolventen Warenhausriesen formen sollte. Aber am Ende, ja, da hat‘s geklappt.

Quelle, AEG, Grundig — mit Firmen wie diesen ist die Klinkhammer Group zu einem 100-Mitarbeiter-starken Unternehmen gewachsen, untergegangen ist der Intralogistiker mit diesen ehemaligen Größen nicht. Der Versandhandel boomt, Zeit ist Geld und Kunden im Internetzeitalter schnell untreu, wenn eine Lieferung auf sich warten lässt. Die Gruppe, mit ihren Standorten in Nürnberg und Halle/Saale, sorgt mit Förderanlagen dafür, dass alles schnell auf Reisen geht.

Ferndiagnose für Malaysia

Vergeblich sucht man am Firmensitz in der Wiesbadener Straße nach Arbeitern, die Regale verschrauben oder Fließbänder montieren. Statt auf Funkenflug und Hammerschläge trifft man hier auch schnaufende Computer und Tastaturgeklapper. Auf Mitarbeiter, die Software entwickeln, die etwa erkennt, welches Buch wo gelagert ist und welches die Maschine auf ihrem Weg mit einsammeln kann. Das Unternehmen verkauft aber nicht nur solche Anlagen, sondern, wenn man so will, ein Rundum-Sorglospaket. So haben die Nürnberger ein Auge darauf, dass die Anlagen, die zwischen einer halben bis acht Mio. € kosten, auch am Einsatzort reibungslos arbeiten. Die Ingenieure schalten sich live zu den Maschinen und lösen im Fall der Fälle per Mausklick Probleme in Holland, Malaysia oder Singapur. Zu 95 Prozent, so der Geschäftsführer und einer der Gründersöhne Frank Klinkhammer, genüge diese Ferndiagnose.

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Sohn als Testobjekt

Dass Klinkhammer die Anlagen aufgrund der im Haus entwickelten Software nach Verkauf weiter betreut, sei ein wichtiges Standbein der Firma, sagt er. Allein diese Aufgabe könne, falls nötig, über Auftragsdellen hinweghelfen.



Von solchen ist die Gruppe derzeit weit entfernt. Im vergangenen Jahr setzte Klinkhammer am Standort Nürnberg 14 Mio. € um, 2012 werden es bis zu 24 Mio. sein, weil viele der oft auf zwei Jahre angelegten Aufträge fertiggestellt werden. Die Lage sei „enorm gut“, so Frank Klinkhammer, bis Mitte 2013 sei man bereits ausgelastet. Dass man nicht noch schneller wachse, sei nur dem Umstand geschuldet, dass man nicht genügend Ingenieure finde. Rund zwanzig Prozent, so schätzt Klinkhammer, drosselt der Fachkräftemangel das Wachstum.

Klinkhammer Senior ist beim Blick auf sein Lebenswerk dennoch zufrieden. Er schmunzelt, wenn er sich erinnert, wie er vor 40 Jahren im Keller seines Reihenhauses anfing, als Selbstständiger über Logistiklösungen zu brüten, teils sogar Sohn Frank als lebendes Testobjekt aus dem Bett holte, weil er wissen wollte, ob das mit dem Herunterrutschen bei der errechneten Neigung tatsächlich funktioniere. Freilich, schlechte Zeiten habe es gegeben. Als zum Beispiel die AEG dichtmachte, habe nicht viel zur eigenen Pleite gefehlt. Doch das sei überstanden, heute schlafe er beruhigt. Auch, weil seine beiden Söhne das Ruder übernommen haben und den Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte gelassen entgegensehen.