Wachstumskurs: Die Nürnberger Messe will angreifen

9.12.2017, 16:24 Uhr

Alle zwölf Jahre müssen sich Nürnberger Messechefs mit einer spezifischen Art des bei Börsianern gefürchteten "Hexensabbats" arrangieren: Dann, wenn turnusgemäß Veranstaltungen nicht stattfinden, die einen zweijährigen Rhythmus haben und zudem einige aussteller- und publikumsstarke Veranstaltungen wie die "FachPack" fehlen, die alle drei Jahre aussetzt. 2017 war wieder so ein Jahr. Umso mehr freut es Geschäftsführer Peter Ottmann, "dass das Jahr deutlich über unseren Erwartungen verläuft".

Der Umsatz dürfte nach vorläufigen Zahlen bei rund 200 Millionen Euro liegen, was in etwa dem Niveau von 2015 entspricht. Acht neu etablierte Veranstaltungen standen dabei der Trennung von der Dialogmarketing-Messe "Coreach" gegenüber, die mangels Erfolg aus dem Portfolio gestrichen wurde.

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Kufenstars beenden erfolgreiches Veranstaltungsjahr

Wenn die Stars von "Holiday on Ice" nach den Weihnachtsfeiertagen in der Frankenhalle die Schlittschuhe eingepackt haben, dürften gut 1,16 Millionen Menschen zu den Veranstaltungen der Nürnberg-Messe gekommen sein. Bei rund 70 Veranstaltungen wurden 28.000 Aussteller gezählt, die eine Fläche von rund 812.000 Quadratmetern belegt hatten. Damit sei das Gelände in Nürnberg wieder gut ausgebucht gewesen, so Ottmann. Die Nürnberger sehen sich im internationalen Ranking der Messeplätze auf Rang zwölf und national als Nummer sechs.

"Die Themen unserer internationalen Fachmessen passen einfach gut in die Zeit", sagt Ottmann. Etwa das Thema Sicherheit. Mit Veranstaltungen wie der "Feuertrutz" oder der "Perimeter-Protection", die Sicherheitskonzepte für Haus und Hof präsentieren, bis hin zur IT-Sicherheitsmesse it-sa, wächst der Messeplatz Nürnberg – und die Internationalität der Gruppe. Die it-sa wird im Mai 2018 im indischen Mumbai Premiere feiern. Am Heimatstandort kam die Messe für Cyber-Sicherheit in diesem Jahr auf zweistellige Wachstumsraten bei Besuchern (26 Prozent), Ausstellern (28) und Standflächen (46). "Das Messeherz der europäischen IT-Sicherheit schlägt in Nürnberg", so Ottmann.

Eng verwandt und als weiteres Zukunftsfeld definiert, sind Veranstaltungen zum Thema Digitalisierung. Dazu passt etwa die 2017 neu gestartete "Netlaw.S", die sich mit den rechtlichen Aspekten der digitalen Welt befasst. Bei der Digitalisierung hebt Messe-Geschäftsführer Roland Fleck besonders die Zusammenarbeit mit dem IT-Branchenverband Bitkom hervor, die 2017 verlängert wurde. Auch intern stehe für die Messegesellschaft das Thema ganz oben. Etwa beim Service für Kunden, die per App über das Messegelände gelotst werden. Oder beim Einsatz von virtueller Realität, die im Messebau eine immer größere Rolle spielen werde, so Fleck.

Als ganz reales und bodenständiges Exportgut erwies sich die Messe für handwerklich gebrautes Bier in Mailand. Auf Anhieb sei die "Craft Beer Italy" ausgebucht gewesen, so Ottmann. Die Craft-Beer-Welle profitiert vom Trend, sich besser und auch gesünder zu ernähren. Das gilt auch für die "Biofach". Die Weltleitmesse für ökologische Lebens- und Genussmittel soll wachsen und wird im Februar zwei Hallen mehr im Messezentrum belegen.

Zudem wird das Messeformat künftig auch nach Thailand exportiert: Im Mai 2018 findet die "Biofach South East Asia" erstmals in Bangkok statt. Ableger der Biofach-Familie sind bereits in China, Indien, Japan, Brasilien und den USA etabliert. Dank der Mischung aus etablierten und neuen Formaten blicken die Geschäftsführer zuversichtlich ins neue Jahr. Ein sichtbares Zeichen dafür ist die neue Halle 3C: Nächste Woche steht das Richtfest für das 70-Millionen-Euro-Investment an.