Zirndorf: Böse Überraschung im Umkleidetrakt

20.6.2015, 21:00 Uhr

Wie sich während der laufenden Bauarbeiten herausstellte, sind die Mängel im Umkleidetrakt mit den anschließenden Duschen und Toiletten im Eingangsbereich des Freibades erheblich massiver, als in dem der Kostenschätzung zugrundeliegenden Gutachten angenommen. Das war davon ausgegangen, dass lediglich fehlende Abdichtungen an Trennwänden anzubringen und einige Abläufe neu zu setzen sind.

Doch stattdessen stellten die Fachleute fest, dass auch in diesem Bereich eine umfangreiche Sanierung erforderlich ist. Wie Marc Pfaller vom gleichnamigen Nürnberger Ingenieurbüro, das mit der Steuerung des Projekts „Generalsanierung Bibertbad“ beauftragt ist, im städtischen Bäderausschuss erläuterte, stieß man in dem Gebäude genauso wie in der Schwimmhalle auf einen komplett durchfeuchteten Bodenaufbau. Das machte einen Rückbau auf den rohen Beton erforderlich.

Vier Wochen Verzögerung

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Die Arbeiten sind in vollem Gange. Alle Fliesen wurden abgeschlagen, der Estrich entfernt und der Boden neu aufgebaut. Auch die Sanitärinstallationen werden ersetzt, teils waren unzulässige Kunststoffrohre eingebaut. Statt der ursprünglich angesetzten 45 000 Euro wuchs sich diese Kostenstelle damit auf 300 000 Euro aus. Und verzögerte die Fertigstellung um vier Wochen. Ab 25. Juli sollen den Badegästen Kabinen und Sanitäranlagen wieder zur Verfügung stehen.

Da der Trakt nicht zum Hallenbad gehört, sondern dem Freibad zuzuordnen ist, stimmte der Bäderausschuss dem Verwaltungsvorschlag zu, die 250 000 Euro Mehrkosten aus dem vom Stadtrat explizit für die Grundsanierung von Hallenbad und die Attraktivitätssteigerungen in der Sauna genehmigten Budget herauszunehmen. Womit ohne Diskussion eine 250 000-Euro-Ausgabe auf Ausschussebene genehmigt war. „Wir hätten die Sanierung auch noch schieben können, doch das hätte neuerliche Beeinträchtigungen für die Badegäste nach sich gezogen, jetzt sind die Bauarbeiter vor Ort, also macht es Sinn, das gleich zu erledigen“, erklärte Oswald.

Unter der Voraussetzung, die Mehrausgaben nicht unter der Baustelle Hallenbad zu verbuchen, bewegt sich die Hallenbad-Sanierung auch weiter im vom Stadtrat vorgegebenen Kostenrahmen von 4,047 Millionen Euro, erklärte Pfaller. „Nachdem bereits 60 bis 70 Prozent der Gewerke vergeben sind, haben wir eine relativ hohe Kostensicherheit“, meinte der Projektsteurer. Auf Nachfrage von SPD-Stadtrat Dieter Vestner bestätigte er, dass auch die Mängel im Umkleidetrakt in der Verantwortung der Ingolstädter Architekten lägen, die vor zwölf Jahren als Generalplaner des Hallenbad-Neubaus auftraten. Die zeitgleiche Erweiterung und Sanierung des Umkleidetrakts fiel unter deren Regie, so Bäderleiter Frank Hatzel.

Wie wiederholt berichtet, versucht die Stadt, das Ingolstädter Architektenbüro für die millionenschweren Baumängel am Hallenbad in Regress zu nehmen. Seit 2008 läuft das Beweissicherungsverfahren. Ein Ende in dem Rechtsstreit ist für Oswald nach wie vor nicht absehbar. Die Architektengruppe spiele auf Zeit, Gutachten und Gegengutachten gingen hin und her. „Das zieht sich.“ Und geht ebenfalls ins Geld. Allein für Gutachter- und Anwaltskosten waren bis Ende 2014 Oswald zufolge über 400 000 Euro aufzubringen, dieses Jahr sind bis dato 40 000 Euro aufgelaufen.

Hallenbad im Zeitplan

Unabhängig davon geht Pfaller davon aus, dass das Hallenbad im September wieder öffnen kann. Das Dach ist fast fertig saniert, auch in der Schwimmhalle lägen die Arbeiten im Zeitplan, aktuell steht die Verstärkung des zentralen Holzträgers mit Stahl an. Lediglich die Arbeiten an der Fassade dürften sich bis Mitte September ziehen. Im Bodenbereich können sie erst abgeschlossen werden, wenn das Gerüst abgebaut ist.

Die neu zugeschnittene und um eine Eventsauna mit Panoramablick auf den Bibertgrund erweiterte Saunalandschaft soll Weihnachten in Betrieb gehen. Auf der gleichen Etage findet sich dann auch wieder eine Physiotherapie-Praxis.

Die Räumlichkeiten, in denen bis 2012 schon einmal Massagen zu haben waren, werden derzeit ebenfalls hergerichtet und neu konzipiert. Auf einer Fläche von 260 Quadratmetern mieten sich Robert Billi und Stephanie Fellner als RRS Reha GmbH ein, um eine Physiotherapie-Praxis mit Osteopathie zu betreiben. Ebenfalls im Angebot sollen medizinische Trainingstherapie, sportmedizinische Leistungen und Rehabilitation sein. Abhängig von der Fertigstellung der Räume können die Therapeuten frühestens ab August einziehen.

Von dieser Nachbarschaft unter einem Dach verspricht sich Oswald auch für die Besucherzahlen im Bibertbad Zuwachs. „Das ist eine klassische Win-Win-Situation.“ Er hofft, dass sich das Bibertbad mit den neuen Mietern auch auf dem Sektor Gesundheitstherapie als gute Adresse etabliert.