Abstimmung

Diese Politiker ziehen für den Wahlkreis Erlangen in den Bundestag

27.9.2021, 18:30 Uhr

Freude am Wahlabend bei der SPD in Erlangen: Die Abgeordnete Martina Stamm-Fibich gehört auch dem neuen Bundestag an.  © Stefan Mößler-Rademacher, NN

Das Ergebnis, das die Grünen für den Wahlkreis Erlangen 242 eingefahren haben, ist überwältigend - und dennoch schafft es ihre Direktkandidatin Tina Prietz nicht in den nächsten Bundestag. Zwar hat die Ökopartei im gesamten Freistaat gut abgeschnitten und im Gesamtwahlkreis Erlangen bei den Zweitstimmen sogar knapp die SPD überholt, doch für ein Mandat reicht es mit Platz 29 auf der bayerischen Liste doch nicht ganz.

"Das ist extrem schade", sagt dann auch Prietz offen und ehrlich am Morgen danach, "da braucht man nicht herumreden". Gerade wenn sie das tolle Ergebnis ihrer Partei in der Hugenottenstadt und das, wie sie mehrmals betont, auch wirklich gute Abschneiden im Landkreis Erlangen-Höchstadt sieht, sei sie doch enttäuscht.

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Immerhin haben sie und die Grünen in Erlangen-Stadt 25,7 Prozent und im Landkreis 15,3 Prozent Erststimmen und 26,1 beziehungsweise 16,4 Prozent Zweitstimmen geholt. Da sei schon "ein bisschen bitter", dass sie dem nächsten Bundestag nicht angehört - zumindest nicht als Abgeordnete.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Stefan Müller hat im Wahlkreis Erlangen erneut das Direktmandat geholt. Das Bild zeigt ihn am Wahlabend im Erlanger Rathaus.  © Albrecht Boerner, NN

Da ihre projektbezogene Tätigkeit bei "Altstadt trifft Nachhaltigkeit" nun ausläuft, ist für sie vieles denkbar. "Vielleicht unterstütze ich ja dann einen Abgeordneten in Berlin oder die dortige Fraktion", sagt sie, "vielleicht arbeite ich auch für eine Nicht-Regierungs-Organisation." Was genau es sein wird, weiß sie noch nicht.

Was sie aber weiß ist, dass Klimaschutz weiterhin eine große Rolle in ihrem Leben spielen und sie gemeinsam mit ihren Parteifreundinnen und -freunden an dem Thema dran bleiben wird. Zudem hat sie ja noch ihr Stadtratsmandat, auch da könne sie weiterhin für die Umwelt kämpfen.

SPD-Politikerin kämpft für das Thema Gesundheit

Weiterhin kämpfen vor allem für ihre Themen wie Gesundheit wird auch Martina Stamm-Fibich. Die SPD-Bundestagsabgeordnete hat es mit Listenplatz 18 (von 23 bayerischen Mandaten) erneut nach Berlin geschafft und ist sichtlich erleichtert. "Es sind acht Jahre Arbeit, das ist schon etwas", sagt sie, gerade in ihren Bereichen sei Einsatz wichtig. Den kann sie womöglich schon bald bei Verhandlungen oder Koalitionsgesprächen zeigen.

"Jetzt hoffe ich auf Mehrheiten, mit denen man wirklich etwas verändern kann", sagt sie. Eine Ampel, also Rot-Gelb-Grün, wäre möglich, wobei es mit der FDP laut Stamm-Fibich "eher schwierig" werden könnte. "Wenn es um die ganze Thematik Ökologisierung geht, wird es nicht leicht."

Noch aber sei alles offen, man wisse noch nicht einmal, ob die SPD überhaupt in der Regierung sei. Doch eines steht fest: Schon an diesem Dienstagfrüh, 28. September 2021, findet eine gemeinsame Sitzung von alter und neuer Fraktion statt und am Mittwoch, 29. September 2021, ist bereits das erste Treffen der neuen Fraktion - mit Stamm-Fibich als altem und neuem Mitglied.

CSU-Mann Stefan Müller holt Direktmandat

Auch Stefan Müller ist dann wieder dabei. Der CSU-Politiker hat sich das Direktmandat gesichert und gehört somit wiederum erneut dem Bundestag an. "Ich freue mich sehr, die Region Erlangen/Erlangen-Höchstadt weiter als direkt gewählter Wahlkreisabgeordneter im Bundestag vertreten zu dürfen", sagt er am Montag.

Am Sonntagabend zeigte er sich im Gespräch mit diesem Medienhaus noch etwas zurückhaltender, auch wenn es da schon ziemlich sicher war, dass es der 46-Jährige wieder nach Berlin geschafft hat.

Doch erst, als der Wiedereinzug unumstößlich ist, sagt er freudig: "Wir haben im Wahlkreis eine erfreulich hohe Wahlbeteiligung. Ich danke deshalb allen Wählerinnen und Wählern, dass sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben. Denjenigen, die der CSU und mir ihre Stimmen gegeben haben, danke ich ganz herzlich für ihr Vertrauen."

Die Verluste der Union insgesamt seien natürlich "kein Grund zur Freude", aber der CSU sei es mit einer sehr engagierten Kampagne in der Schlussphase des Wahlkampfs gelungen, wieder 45 der 46 bayerischen Direktmandate zu erobern. Die CSU-Landesgruppe werde somit in der neuen Unionsfraktion ein größeres Gewicht haben und damit auch mehr Verantwortung, betont Müller.

"Jamaika" als politisch interessantes Projekt?

Doch wie geht es nun weiter? "Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, welche Konstellation zum Zug kommt und die nächste Bundesregierung bilden wird – eine Ampel- oder eine Jamaika-Koalition", antwortet Müller. Aus dem knappen Wahlergebnis ergäben sich ja nicht zwingend die traditionell eingespielten Rollen bei der Regierungsbildung für die verschiedenen Parteien – entscheidend sei allein, wem es gelinge, eine tragfähige Mehrheit im Bundestag hinter sich zu versammeln. "Ich selbst habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass Jamaika schon 2017 ein politisch interessantes Projekt gewesen wäre. Das sehe ich immer noch so", sagt Müller.

Jetzt sei aber zuallererst wichtig, dass die Landesgruppe und die Fraktion sich konstituierten und auch personell aufstellten, um für Sondierungen und eventuelle Koalitionsgespräche gerüstet zu sein.